Foundation | Welcome

Menu


Kommentar: Hochzinsanleihen – eine Oase in der Zinswüste

Für Anleiheanleger gleicht der Weg zu ansprechenden Renditen mittlerweile einer Karawane in der Wüste. Hier können Hochzinsanleihen für Investoren eine Oase darstellen. Diese Schuldpapiere, lange als Junk Bonds verschrien, erleben gegenwärtig eine Wiedergeburt – nicht zuletzt dank steigender Nachfrage vieler Pensionskassen, die sich um die Einhaltung ihrer Renditeversprechen sorgen. Dabei sollten jedoch Verlustrisiken und die Schwankungsanfälligkeit des Marktes möglichst begrenzt werden.

Stefan Chappot (oben) und David Walls

Negativzinsen und Fieberschübe an den Fixed-Income-Märkten werfen die Frage auf, ob eine starke Fokussierung auf Staatsanleihen noch sinnvoll ist: Der Renditeanstieg zehnjähriger deutscher Staatsanleihen von Ende April von einem Niveau nahe Null auf 0,5% ist noch in frischer Erinnerung. In jedem Fall dürften viele Pensionskassen ohne eine Erweiterung ihres Anlagehorizonts große Schwierigkeiten haben, ihre Renditeversprechen einzuhalten.

Verkehrte Welt für Anleger: Bei einem Kauf von beispielsweise deutschen oder Schweizer Staatsanleihen müssen sie den entsprechenden Regierungen für dieses „Privileg“ zum Teil Geld entrichten. Dennoch ist die Nachfrage nach Anleihen, die von Industriestaaten emittiert werden, ungebrochen. Vielerorts steht der Sicherheitsaspekt einer solchen Anlage nach wie vor im Vordergrund. Zudem verhindern Anlagevorschriften häufig eine Diversifizierung weg von Staatspapieren.


Hochprozentiges tut dem Portfolio gut
Investoren stehen gegenwärtig im Bereich „Fixed Income“ verschiedene Möglichkeiten offen: Sie können höher rentierende Staatsanleihen aus ausgesuchten Schwellenländern kaufen oder hochverzinsliche Bonds von Unternehmen mit einem relativ niedrigen Rating erwerben. Gerade der Sektor für hochverzinsliche Unternehmensanleihen hat sein Image als hässliches Entlein im Anleihebereich längst abgeschüttelt.

Unter Hochzinsanleihen fallen Unternehmenspapiere mit Ratings unterhalb von BBB – unterhalb dieser Schwelle ist aus Sicht der Rating-Agenturen besondere Vorsicht geboten. Unserer Meinung nach bietet insbesondere der Bereich von B+ bis CCC Renditepotenzial. Wichtig ist dabei jedoch, sich auf jene Wertschriften dieses Sektors zu beschränken, bei denen das Risiko fair kompensiert erscheint. Anleger sollten auch ein geschärftes Auge für den globalen Markt haben: Variationen bei Faktoren wie Fundamentaldaten, Bewertungen oder Investitionsflüssen können in sehr unterschiedlichen Renditen verschiedener Marktsegmente, z.B. Regionen oder Sektoren, im selben Zeitraum resultieren. Konzentrieren sich Investoren auf bestimmte Marktsegmente, verpassen sie möglicherweise interessante Anlagemöglichkeiten.

Besonders attraktiv erscheinen uns momentan ausgewählte Emittenten aus dem Amerikanischen Energiesektor. Es gilt, diejenigen Unternehmen zu identifizieren, die auch über längere Zeit mit volatilen Öl- und Gaspreisen gut leben können. Für die USA und Europa erwarten wir stabiles bzw. steigendes Wirtschaftswachstum. Wir halten daher auch Anleihen verschiedener Firmen aus zyklischen Bereichen wie Konsumgüter und Dienstleistungen für interessant.


Ausfallquote dürfte moderat bleiben
Generell entwickelt sich gegenwärtig der Markt für Unternehmensanleihen positiv: Der Merrill-Lynch-Referenzindex für europäische Unternehmensanleihen (Rating-Spanne von A+ bis BBB-) stieg im abgelaufenen Jahr um 8,24%. Der entsprechende Index für hochverzinsliche Papiere (Ratings unter BBB-) legte um 3,16% zu. Einige Marktteilnehmer betrachten Unternehmensanleihen mittlerweile als Alternative zu Staatsanleihen oder als „bessere Aktien“ – dank geringerer Wertschwankungen sowie Vorteilen durch Kuponzahlungen.

Die Zuversicht kommt nicht von Ungefähr. Im Gegensatz zu vielen Staaten hat die große Mehrzahl der Unternehmen ihre Finanzlage seit der Finanzkrise von 2008/2009 deutlich verbessert. Auch die Emittenten von Hochzinsanleihen waren nicht untätig. Bei ihnen standen in den Jahren nach dem Schuldenabbau die Verlängerung der Laufzeiten der Verbindlichkeiten sowie Aufbau von Bargeldbeständen im Vordergrund. Tatsächlich sind die Bilanzkennzahlen dieser Schuldner, insbesondere was das Verhältnis von Verschuldung und Gewinn betrifft, heute so gut wie selten zuvor in den vergangenen 15 Jahren. Damit dürfte die Ausfallquote bei High-Yield-Anlagen weiterhin bescheiden bleiben (siehe Grafik im Anhang). Auch viele Gesellschaften aus den sogenannten Peripherieländern Südeuropas befinden sich mittlerweile in einer viel besseren Verfassung als noch vor ein paar Quartalen.

Zu den Risiken im Markt für hochverzinsliche Anleihen gehört die punktuell niedrige Liquidität. Durch die Auswahl von geeigneten Wertschriften und den Einsatz derivativer Finanzinstrumente kann diese Gefahr jedoch verringert werden.


Geldschwemme der Notenbanken ein Plus
Der Markt für Hochzinsanleihen ist im Wachsen begriffen: Die Unternehmen suchen sich zunehmend andere Finanzierungsquellen, weil die Banken sowohl in den USA als auch in Europa als Kreditgeber teilweise ausfallen. Die Emissionstätigkeit mit einem globalen Gesamtvolumen von rund 334 Mrd. US-Dollar im Jahr 2014 ist nach wie vor sehr rege. Werden High-Yield-Portfolios professionell und mit Blick auf die Risiken verwaltet, sind sie aus unserer Sicht als Portfoliobeimischung äußerst attraktiv. Zudem stehen in den meisten Regionen mit Ausnahme der Vereinigten Staaten die Zeichen auf eine Lockerung der Geldpolitik. Ein Teil der Liquidität dürfte in die Anleihenmärkte fließen. Angesichts der nach wie vor zaghaften wirtschaftlichen Erholung in vielen Teilen der Welt werden die Währungshüter aller Voraussicht nicht an der Politik des lockeren Geldes rütteln.

Alternative: Unternehmensanleihen mit mittleren Ratings
Manche Anleger werden sich trotz allem nicht für Hochzinsanleihen erwärmen können. Für sie können Mid-Yield-Unternehmensanleihen oberhalb der Investment-Grade-Schwelle interessant sein, deren Ratings sich im Bereich zwischen A+ und BBB- bewegen. In dieser Spanne befinden sich auch viele nachrangige Anleihen von Finanzinstituten – ein Segment, das wir nach wie vor als interessant ansehen, in dem aber die Auswahl der Wertschriften zunehmend wichtiger wird. Gegenwärtig bieten bestimmte Titel von Versicherern wie Generali oder Allianz gute Anlagegelegenheiten. Solche Anleihen sollten dank ihrer immer noch hohen Spreads gegenüber vergleichbaren Staatsanleihen auch durch möglicherweise steigende Zinsen nicht sonderlich beeinträchtigt werden.

Auch das im März begonnene Anleihenkaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) sorgt für Rückenwind: Viele Marktbeobachter erwarten, dass auch Unternehmenspapiere in den Sog der EZB-Käufe geraten könnten, obwohl sich dieses Segment nicht im Visier der Frankfurter Währungshüter befindet. Dies dürfte europäische Unternehmensanleihen in den kommenden Monaten unterstützen.