Foundation | Welcome

Menu


Kommentar: Infrastrukturinvestments – Alternative im Niedrigzinsumfeld

Institutionelle Investoren, die laufende Erträge benötigen, wie etwa Pensionskassen oder Versicherungen, stehen aktuell vor einem Dilemma: Festverzinsliche Papiere rentieren nahe Null. So liegt die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe derzeit bei etwa 0,2%. Gleichzeitig können viele Investoren nur eingeschränkt an der gegenwärtigen Aktien-Rallye teilhaben, da die Anlagerichtlinien vielfach nur einen begrenzten Aktienanteil vorsehen.

Infrastruktur-Investments können die strengen Anforderungen institutioneller Investoren erfüllen und bieten solide Investitionseigenschaften. So stieg der Portfolio-Anteil bei institutionellen Anlegern bereits von 3,5% in 2011 auf 4,3% in 2014. Die Zielallokation liegt mittlerweile bei 5,7%, wie der Preqin Global Infrastructure Report 2015 zeigt. Denn makroökonomische Hintergründe sprechen für eine Investition: Weltweites Bevölkerungswachstum, der Anstieg des globalen BIP pro Kopf und die wachsende Mittelschicht in Emerging Markets steigern den Bedarf an Infrastruktur langfristig. Einer Analyse von S&P zufolge sind bis zum Jahr 2030 weltweit zusätzliche Infrastrukturmaßnahmen in Höhe von 8,4 Bio. US-Dollar nötig.

Die öffentliche Hand ist dabei auf Investoren aus der freien Wirtschaft angewiesen, da die Budgets für Infrastrukturinvestitionen vielerorts aufgrund von Sparmaßnahmen erheblich gekürzt wurden. Jährlich sind demnach etwa 500 Mrd. US-Dollar an Infrastrukturinvestitionen nicht von der öffentlichen Hand gedeckt. Ein Beispiel dafür ist auch Deutschland. Hier hatte zuletzt der Vorsitzende der Unionsfraktion Volker Kauder sowie eine von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel eingesetzte Expertenkommission für die Einrichtung einer Verkehrsinfrastrukturgesellschaft geworben. Sie solle wie bei öffentlich-privaten Partnerschaften (Public Private Partnerships) den Bau, die Instandhaltung und den Betrieb von Bundesfernstraßen übernehmen. In anderen Ländern ist diese Praxis bereits weitaus verbreiteter. Dazu kommt: Das Interesse der Banken an langfristiger Projektfinanzierung ist nach den neuen Liquiditätsbestimmungen im Zuge von Basel III zurückgegangen.

Monopolstellung sorgt für solide Investmentcharakteristiken
Infrastrukturinvestitionen bieten eine Vielzahl interessanter Eigenschaften. Sie versprechen vergleichsweise hohe Renditen und Infrastrukturanlagen haben häufig ein geringes Geschäftsrisiko, da die Nachfrage unelastisch ist. Sie reagiert kaum auf Preisänderungen oder ein verändertes Marktumfeld.

Dazu kommt: Infrastrukturunternehmen agieren oft in einem nahezu konkurrenzfreien Umfeld als Folge langfristiger, exklusiver Verträge mit lokalen Verwaltungen. Diese monopolartige Stellung garantiert nicht nur den Umsatz, sondern erlaubt auch Preiserhöhungen und sichert so gegen die Inflation ab. Die langen Laufzeiten sorgen zudem für langfristig sichere Einnahmen. Ein weiterer Gesichtspunkt ist ein hoher Operating Leverage. Das bedeutet, dass Infrastrukturanlagen vergleichsweise hohe Fixkosten, allerdings nur geringe variable Kosten aufweisen. So sorgen beispielsweise mehr Autofahrer in einem Mauttunnel für steigende Einnahmen während die Kosten nahezu gleich bleiben. Sobald die Nutzung ansteigt, stehen mehr Gelder zur Kredittilgung und für Dividendenausschüttungen zur Verfügung. Neben allen diesen Eigenschaften spricht die geringe Korrelation der Performance von Infrastruktur zu anderen Assetklassen wie beispielsweise Aktien, Anleihen oder Immobilien für ein Investment. Vor diesem Hintergrund eignet sich die Investition in Infrastruktur zur Diversifikation des Portfolio-Risikos.

Allerdings ist ein Investment aufgrund technisch bedingter Mindestgrößen meist mit einem hohen Kapitalbedarf verbunden. Einzelne Anlagen könnten so ein Klumpenrisiko innerhalb des Portfolios bilden. Für einen Großteil der Investoren kommt deshalb etwa der Bau und Betrieb von Mautstraßen oder Flughäfen nicht in Frage. Eine Alternative sind Indexfonds, die börsennotierte Infrastruktur-Unternehmen beinhalten. Sie bieten einen einfachen Zugang sowie die Liquidität der Aktienmärkte und erlauben Anlegern gleichzeitig an den Eigenschaften von Infrastrukturinvestments teilzuhaben.

Fünf Sektoren
Der STOXX Global Broad Infrastructure Index beispielsweise bietet Zugang zum Infrastruktur-Sektor in entwickelten Industrieländern als auch Emerging Markets. Bei der Definition von Infrastrukturunternehmen stützt sich STOXX auf die objektiven Kriterien des Spezialisten für Sektorklassifizierungen Revere Data LLC. Unternehmen müssen demnach mindestens einem von fünf definierten Sektoren angehören. Sie setzen sich aus Kommunikation, Energie, Aufgaben der öffentlichen Verwaltung, Transport und Versorgungsbetrieben zusammen. Die Bandbreite erstreckt sich daher vom Anbieter von Rechenzentren und den Betrieb von Stromleitungen über privat verwaltete Krankenhäuser, Straßen- oder Schienennetze bis hin zum Recycling- und Abwassermanagement.

Die Unternehmen müssen mindestens die Hälfte ihres Umsatzes in einem oder mehreren dieser Sektoren bzw. der 17 untergeordneten Subsektoren generieren, um in den Index aufgenommen zu werden. Das Investitionsrisiko wird verringert, indem die Anteile der Sektoren und der Länder bei 30 bzw. 40% gekappt werden. So lag die durchschnittliche jährliche Volatilität über die vergangenen fünf Jahre bei 10,5% und damit zwei Prozentpunkte unter dem breiten Marktindex. Dabei beinhaltet der Infrastruktur-Index derzeit 155 Titel, während sich der STOXX Global 1800 aus 1800 Titeln zusammensetzt. Auch lag die Performance des Global Infrastructure Index mit jährlich 12,5% sogar leicht über der des breiten Marktindex (11,8%). Die Dividendenrendite beträgt 2,8% und übersteigt die des STOXX Global 1800 um 0,8 Prozentpunkte (Stand: 27. Februar 2015).

Makroökonomische Faktoren, Investmenteigenschaften sowie eine solide Performance und stabile Erträge bei geringem Risiko sprechen für eine Investition in Infrastruktur. Mit einem Indexfonds können institutionelle Anleger einfach und schnell den Infrastruktur-Anteil im Portfolio erhöhen, denn die Produkte sind einfach handelbar und ermöglichen Investoren eine breite Diversifizierung zu günstigen Kosten. In den USA bietet ein ETF von Flexshares Zugang zum STOXX Global Broad Infrastructure Index. Im August 2013 aufgelegt, verwaltet der Indexfonds aktuell bereits über 300 Mio. US-Dollar.

Das Instrumentarium für institutionelle Investoren, in Infrastruktur zu investieren, hat sich damit bereits wesentlich verbessert und wird sich auch in Zukunft stetig weiterentwickeln.


---
*) Dr. Christian Bahr ist Head of Product Development bei STOXX Limited.