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Kommentar: Institutionelle professionalisieren nachhaltige Anlage

Immer mehr Anleger wünschen sich von den Unternehmen, in die sie investieren, nicht mehr nur eine gesunde wirtschaftliche Entwicklung, sondern auch ein verantwortungsvolles Handeln. Überprüfbar wird das anhand von ESG-Kriterien. Dazu bietet das Fonds-Reporting Vermögensverwaltern detaillierte Analysen zu Unternehmen und Branchen.

 

Jochen Meyers

Seit etwa zehn Jahren befassen wir uns auch in der Vermögensverwaltung mit dem Thema Nachhaltigkeit. Dabei war es zunächst schwierig, die Auswirkung so komplexer Konzepte wie soziale Verantwortung, Positive Impact oder Sustainability auf Finanzprodukte abzubilden. Durch die zunehmende wissenschaftliche Auseinandersetzung sowie den Research von Banken, Vermögensverwaltern und Investoren können wir heute ihren finanziellen Mehrwert konkret beziffern. Einen großen Anteil an dieser Professionalisierung haben institutionelle Anleger und Finanzdienstleister. Mittlerweile gibt es eine klare Definition nachhaltiger Investments, auch relevante Entscheidungskriterien können bestimmt und gemessen werden.

Wichtige Faktoren: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung
Mehrere finanzwissenschaftliche Studien belegen den signifikanten Einfluss der so genannten ESG-Kritierien auf Börsenkurs und Unternehmenswert. ESG steht für Environment, Social, Governance (auf Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). Die meisten Asset-Manager und Investoren wenden diese Kriterien bei ihren Anlageentscheidungen mit Bezug auf die Nachhaltigkeit an. Entsprechend haben Unternehmen ihre Berichterstattung erweitert und liefern zusätzlich zu den Geschäftszahlen regelmäßig auch Fakten, Zahlen und Kennziffern zu diesen Kriterien. Für die Daten von Unternehmensseite fehlt vielen Anlegern allerdings noch ein fester Standard, um sie besser vergleichbar zu machen. Wünschenswert wäre eine für alle gültige Festlegung der auszuwertenden Indikatoren und ihrer Gewichtung bei der Anlageentscheidung. Die von der EU-Kommission im Dezember 2016 eingesetzte Gruppe hochrangiger Experten hat bereits Maßnahmen, wie verbindliche Normen für die Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmen, gefordert. Bis Ende dieses Jahres soll ihr Abschlussbericht vorliegen.

Corporate Governance fördert den Unternehmenswert
Mindestens ein Kriterium ist dabei kaum umstritten: Ein Unternehmen mit einer transparenten Rechnungslegung, das seine Aktionäre an wichtigen Entscheidungen beteiligt und Interessenkonflikte an der Unternehmensspitze vermeidet, weist meistens eine bessere Wertschöpfung auf als der Mitbewerber, der diese Faktoren außer Acht lässt. Gute Corporate Governance zahlt sich somit grundsätzlich aus. Daher haben auch Aktienportfolios, die auf Basis von Governance-Kriterien gebildet werden, in den letzten Jahren zum Teil überdurchschnittliche Renditen eingefahren. Weil der Zusammenhang zwischen guter Unternehmensführung und Renditepotenzial so deutlich ist, ist dieser Faktor für die meisten Investoren auch der wichtigste. Beim Umweltschutz achten die Profis in erster Linie auf die CO2-Emissionen. Der dritte Faktor der ESG-Kriterien lässt sich relativ schwierig messen: Über soziale Faktoren wie etwa das Betriebsklima oder das Verhalten gegenüber Subunternehmern wird weniger berichtet. Hier ist allerdings auch noch nicht eindeutig belegt, dass soziale Standards sich direkt auf den Wert einer Aktie auswirken.

Nachhaltiges Investieren immer stärker Teil der klassischen Analyse
Weil Nachhaltigkeitsfaktoren für professionelle Anleger immer wichtiger werden, bemühen sich Unternehmen zunehmend, neben den klassischen Finanzzahlen auch Informationen zu den ESG-Faktoren zu liefern. Dabei geht der Trend hin zu einer Integration der ESG-Daten in die klassische Finanzanalyse. Ziel ist es, eine einzige Anlageempfehlung anbieten zu können. Dazu arbeiten ESG-Analysten mit traditionellen Unternehmens- und Sektoranalysten eng zusammen. Am Beispiel der CO2-Emissionen sieht man, dass dies gut funktioniert: Heute gehört dieser Wert zu den Standardindikatoren im klassischen Research der Automobilindustrie. Vor zehn Jahren jedoch, als Analysten anfingen, den Einfluss von CO2-Emissionen auf die Wertentwicklung der Autoaktien zu untersuchen, waren viele Marktteilnehmer noch skeptisch.

Auch der rechtliche Rahmen für eine Harmonisierung der ESG-Informationen verbessert sich langsam. So müssen in Frankreich Firmen auf Basis des „Loi Grenelle II“ Reportings zu Umweltschutz und CO2-Emissionen erstellen. Frankreich ist auch das erste Land, in dem die Rahmenbedingungen für ein ESG-Reporting institutioneller Investoren und Asset Manager gesetzlich festgehalten wurde. Als Basis dient dafür Artikel 173 des „Energy Transition for Green Growth Act“ von 2015. Dieser verpflichtet Anleger ab einer Bilanzsumme von 500 Millionen Euro unter anderem dazu, Risiken aus CO2-Emissionen zu bewerten und zu erklären, wie sie mit ihren Investments zu Erreichung der Klimaziele beitragen. Darüber hinaus gibt es internationale Initiativen wie die Global Reporting Initiative (GRI) oder das US-amerikanische Sustainability Accounting Standards Board (SASB), die Richtlinien für die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten entwickeln.

Mehrwert durch Fonds-Reporting – auch nach ESG-Kriterien
War nachhaltiges Investieren in den Anfängen eher noch ein Nischenthema in der Finanzwelt, so ist es heute zu einem fast untrennbaren Teil der Anlageentscheidungen geworden. Institutionelle Investoren achten darauf, dass Asset Manager ihren gesamten Investmentprozess nachhaltig ausrichten. Das gilt für den Research- und Allokationsprozess ebenso wie für das nachfolgende Fonds-Reporting. Um die Einhaltung der ESG-Kriterien nachvollziehen zu können, muss dies transparent sein und die Anlageschwerpunkte des entsprechenden Fonds widerspiegeln. Kirchliche Stiftungen werden zum Beispiel nicht in Alkohol oder Tabak investieren. Detaillierte Analysen von Unternehmen und Branchen sind dabei für Vermögensverwalter von besonderem Interesse. Solche Daten bekommen sie von großen Wertpapierdienstleistern, wie zum Beispiel der Société Générale Securities Services.

Fazit
Mit der zunehmenden Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit in der Geldanlage werden wir auch bei der Erfassung und Beurteilung der zugrundeliegenden Daten in Zukunft etliche neue Möglichkeiten zur weiteren Ausgestaltung und Weiterentwicklung des ESG-Reportings sehen.


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*) Jochen Meyers ist Head of Sales and Relationship Management bei Société Générale Securities Services Germany.