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Kommentar: Lokale Herausforderungen bei Investments in Emerging Markets meistern

Die dynamische wirtschaftliche Entwicklung macht Emerging Markets zu einer Bereicherung des Portfolios. Allerdings schrecken viele institutionelle Investoren weiterhin vor einem direkten Investment in die aufstrebenden Märkte zurück. Dafür gibt es trotz der vielfach überzeugenden makroökonomischen Daten gute Gründe. Denn die Kapitalmärkte dort sind vielfach weniger reguliert und der staatliche Einfluss auf Unternehmen ist größer. Zudem bestehen Währungsrisiken. Vor allem ist die geringe Liquidität an den dortigen Börsen ein Problem. Sie verhindert, dass Investoren ihre Positionen flexibel handeln können, und erhöht die Transaktionskosten.

Konrad Sippel

Gerade bei Marktkrisen steigen damit auch die Risiken, Investments nicht mehr schnell genug abbauen zu können. Eine Alternative können indirekte Investments in die Emerging Markets sein. Mit ihnen profitieren Investoren von der positiven volkswirtschaftlichen Entwicklung und finden gleichzeitig die hohen Marktstandards vor, die sie von den Industrienationen gewohnt sind. Solche indirekten Investments lassen sich beispielsweise über Indexkonzepte wie den STOXX Europe 600 EM Exposed Index oder STOXX Global 1800 EM Exposed Index umsetzen. Wie können Investoren mit indirekten Investments von der Entwicklung der Emerging Markets profitieren?

Die Emerging Markets gehören zu den Wachstumsmotoren der Weltwirtschaft. Dennoch ist ihr Anteil mit rund 10% an den wichtigsten weltweiten Benchmarks für den globalen Aktienmarkt, wie dem STOXX Global 3000 Index und ähnlichen Marktbarometern, weiterhin vergleichsweise gering. Dabei spricht nicht allein die positive wirtschaftliche Entwicklung für größere Investmentpositionen in den Emerging Markets. Vielmehr macht sie auch ihre geringe Korrelation zu den meisten entwickelten Aktienmärkten zur besseren Diversifikation des Portfolios interessant. Beispielsweise weist der STOXX Emerging Markets 1500 Index seit 2002 im Vergleich zum STOXX Global 1800 Index auf Euro-Basis lediglich eine Korrelation von 0,76 auf und damit bessere Diversifikationseigenschaften als die meisten entwickelten Aktienmärkte zueinander.

Alternativen für ein liquideres Investment in die Emerging Markets
Den Preis, den Investoren für die positiven volkswirtschaftlichen Bedingungen und Diversifikationseigenschaften der Emerging Markets zahlen, ist jedoch zu beachten. So leiden die meisten Emerging Markets weiterhin unter einer zu geringen Liquidität ihrer Kapitalmärkte. Ein Beispiel: Die Unternehmen im STOXX Emerging Markets 1500 Index haben im Dreimonatsdurchschnitt ein tägliches Handelsvolumen von 9.5 Mio. Euro, wohingegen der Durchschnitt aller 1800 Unternehmen des STOXX Global 1800 mit ca. 65 Mio. Euro fast um das Siebenfache höher ist. Diese geringe Liquidität sowie niedrigere Kapitalmarktstandards, eine geringere Transparenz, politische Unwägbarkeiten und andere Gründe lassen Investoren immer wieder von einem Investment absehen. Eine Alternative können indirekte Investments sein, also über Unternehmen, die einen hohen Anteil ihres Umsatzes in den aufstrebenden Volkswirtschaften erzielen, aber an einem der etablierten Börsenplätze gelistet und in den Industrienationen registriert sind. Neben der höheren regulatorischen und rechtlichen Sicherheit profitieren die Investoren hierbei von einer erheblich verbesserten Liquidität. Beispielsweise weisen die Titel im STOXX Global 1800 EM Exposed Index im Dreimonatsschnitt mit 50 Mio. Euro ein mehr als fünfmal so hohes tägliches Handelsvolumen auf wie die direkt in den Emerging Markets notierten Unternehmen.

Wie sehr sich die Liquidität durch ein Listing an einem der etablierten Börsenplätze verbessert, veranschaulicht das folgende Beispiel. Der portugiesische Lebensmittelhandel Jeronimo Martins erzielt mehr als 60% seiner Umsätze in Polen. Die Aktie wird im Schnitt pro Tag in einem Volumen von 8,9 Mio. Euro gehandelt, während der polnische Aktienmarkt lediglich ein durchschnittliches tägliches Handelsvolumen von 1,5 Mio. Euro aufweist. Hinzu kommt: Auch einige der weltweit bekanntesten Unternehmen erzielen einen hohen Anteil ihres Umsatzes außerhalb der Industrienationen und ermöglichen damit, sich Investmenteigenschaften dieser Länder in das Portfolio zu holen.

Investmenteigenschaften eines Hybrids
Ein Investment über Unternehmen, die in den entwickelten Aktienmärkten der Welt notiert sind, verbessert ohne Frage die Handelseigenschaften. Aber welche anderen Investmenteigenschaften weisen sie im Vergleich zu direkten Positionen in den Emerging Markets auf? Ein Vergleich des STOXX Global 1800 EM Exposed Index mit den Benchmarks für die entwickelten Aktienmärkte und die Emerging Markets zeigt: Die indirekten Investments korrelieren erheblich stärker mit den entwickelten Märkten. So ist die Korrelation des STOXX Global 1800 EM Exposed Index mit dem STOXX Global 1800 mit 0,92 um neun Punkte bzw. etwa 11,5% höher als die Korrelation des Exposed Index mit dem STOXX EM 1500 Index (0,83). Es lassen sich also nicht die gleichen Diversifikationseffekte erzielen wie mit einem direkten Investment in die aufstrebenden Volkswirtschaften. Anders sieht es bei der Volatilität aus. Hier liegen die indirekten Investments näher an der Entwicklung der Emerging Markets. Allerdings schwankt die Wertentwicklung der an den führenden Kapitalmärkten notierten Unternehmen weniger stark als die ihrer Pendants mit Listing in den Emerging Markets. Dabei verläuft die jährliche Volatilität zwischen den Indizes für indirekte und direkte Investments in die Emerging Markets nahezu parallel.

Wie ist angesichts dieser beiden Kennzahlen das systemische Risiko, das Beta, der indirekten Investments zu bewerten? Eine kombinierte Betrachtung der Volatilität mit der Korrelation berücksichtigt neben der Richtung auch das Ausmaß der Kursausschläge und gibt damit besser Auskunft über das tatsächliche Marktrisiko. Das Ergebnis zeigt: Das Marktrisiko des indirekten Investments ist geringer als bei einem direkten Investment in die Emerging Markets, liegt jedoch über der Risikoposition eines Investments in den Industrienationen. Da sich die Volatilität des STOXX Global EM Exposed Index auf dem Niveau des klassischen Index für die Emerging Markets, dem STOXX Emerging Market 1500 Index, bewegt, fällt die geringere Korrelation zwischen den beiden Indizes weniger stark ins Gewicht. Die Folge: Das Marktrisiko beider Investmentpositionen nähert sich an. Auch ein Blick auf die Wertentwicklung der Indizes bestätigt, dass Investoren mit einem indirekten Investment in die Emerging Markets ihr Portfolio um die Eigenschaften eines Hybrids ergänzen können. So zeigen die Unternehmen mit einem starken Umsatzanteil in den schnell wachsenden Volkswirtschaften in Bärenmärkten zwar höhere Verluste als die entwickelten Aktienmärkte, profitieren jedoch stärker von einer anziehenden Weltkonjunktur.

Hybrid für Wachstumskomponenten mit geringerem Risiko
Investments in die Emerging Markets gewinnen aufgrund der dynamischen volkswirtschaftlichen Entwicklung und der Diversifikationseigenschaften dieser Länder an Bedeutung für das Portfoliomanagement. Ein indirektes Investment über Unternehmen, die in den führenden Industrienationen notiert und registriert sind, bietet Investoren diese positiven Eigenschaften zwar nicht eins-zu-eins. Allerdings können Investoren auf diesem Weg einige der Herausforderungen, die mit Positionen in den aufstrebenden Volkswirtschaften verbunden sind, meistern – ohne auf eine Wachstumskomponente und stärkere Diversifikation zu verzichten. Hierzu finden sie mit den Emerging Markets Exposed Indizes von STOXX objektive, strikt regelbasierte Instrumente. Die Indizes wählen alleine Unternehmen mit Sitz und Notierung in den führenden Industrienationen aus, die einen erheblichen Anteil ihres Umsatzes in den Emerging Markets erzielen. Für eine Aufnahme in den STOXX Europe 600 EM Exposed Index müssen die in Europa notierten Unternehmen mindestens ein Drittel ihres Umsatzes außerhalb der entwickelten Industrienationen erzielen. Der mit der Freefloat-Marktkapitalisierung gewichtete Umsatzanteil in den Emerging Markets bestimmt, welches Gewicht die einzelnen Unternehmen im Index erhalten. Die Folge: Die Indexzusammensetzung spiegelt den tatsächlichen Anteil der Geschäfte in den Emerging Markets wider. Der STOXX Global 1800 EM Exposed Index nutzt die gleiche Methodik für weltweit in den führenden Industrienationen gelistete Unternehmen. Investoren haben damit zwei zusätzliche Optionen, ihr Portfolio um einige Investmenteigenschaften der Emerging Markets anzureichern, ohne die oftmals abschreckenden Risiken der lokalen Aktienmärkte ins Portfolio aufzunehmen.

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*) Konrad Sippel ist Global Head of Business Development bei STOXX Limited.