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Kommentar: Niedrige Volatilität und Zinsen – Korrelation sollte kein Anlass zur Sorge sein

Eine Tatsache: Von den vergangenen 50 Jahren waren fast zwei Drittel Zeiträume mit fallenden Zinsen. Dies beschäftigt Anleger und die Öffentlichkeit gleichermaßen – für manche erfordert ein solches Umfeld ein neues Nachdenken darüber, wo ihr Kapital liegt und ob sie ihre Portfolio-Allokation überdenken sollten.

Harindra de Silva

In Zeiten fallender Zinsen haben Aktien mit niedriger Volatilität historisch gesehen gute Renditen für Anleger erzielt, was allgemein der Korrelation dieser Strategie mit dem Anleihenmarkt zugeschrieben wird, der in einem Niedrigzinsumfeld meist profitiert.

Inzwischen aber herrscht die Erwartung, dass die Federal Reserve, ermutigt durch das Wiedererstarken der US-Wirtschaft, ihre Zinsen weiter erhöhen will. Für viele Anleger wirft dies die Frage auf, ob Strategien mit niedriger Volatilität wichtige Indizes wie den S&P 500 auch weiterhin übertreffen werden.

Doch trotz dieser Sorgen werden Strategien mit niedriger Volatilität weiterhin ihren Wert zeigen. Der Grund dafür ist ihre Fähigkeit, mit beiden Richtungen am Markt zurechtzukommen.

Geldanlage in Strategien, mit denen die Anomalie der niedrigen Volatilität ausgenutzt wird, hat in den vergangenen Jahren enorm an Popularität gewonnen. Ziel dieser Strategien ist es, marktähnliche Renditen bei deutlich geringerem Risiko zu erreichen, was überlegene risikobereinigte Renditen bedeutet, vor allem wenn die Strategien in allgemeinere Portfolio-Allokationen eingebettet sind. Erreicht wird dies über eine Kombination aus verbessertem Schutz gegen Abwärtsrisiken und geringerer Korrelation mit anderen wichtigen Anlageklassen, was bei volatilen Märkten ein wirkungsvolles Werkzeug zur Diversifizierung sein kann.

Strategien mit niedriger Volatilität nutzen eine Anomalie, die darin besteht, dass Wertpapiere mit geringerem Beta ähnliche Durchschnittsrenditen erreichen wie solche mit höherem Beta, dies jedoch bei deutlich weniger Risiko und mit den Vorteilen eines effizienteren Zinseszins-Effekts. Gründe dafür sind sowohl verhaltenspsychologische als auch strukturelle Faktoren. Beispiels dafür sind der „Lotterie-Effekt“ – die geringe Wahrscheinlichkeit für eine hohe Auszahlung – und die Tatsache, dass viele institutionelle Anleger nicht mit Kredit-Hebelung arbeiten können.

Die Vielseitigkeit von Portfolio-Allokationen mit niedriger Volatilität bedeutet, dass derartige Strategien in Bullen- wie in Bärenmärkten eine Outperformance ermöglichen.

Weniger Portfolio-Gesamtrisiko und erhöhte Renditen sind für viele Anleger attraktiv, doch Strategien mit niedriger Volatilität bieten noch einen weiteren Vorteil: Anleger können mit ihnen hohe Draw-Downs in Zeiten schwacher Märkte vermeiden. Konkreter ausgedrückt: Für Anleger öffentlicher Pensionskassen können Strategien mit niedriger Volatilität deutliche Verbesserungen beim erwarteten Finanzierungsgrad bringen, denn sie begrenzen Verluste und tragen bei starken Kursrückgängen am Markt zum Erhalt von Kapital bei.


In der jüngsten Finanzkrise betrug der maximale Draw-Down bei globalen Aktien mit hoher Kapitalisierung -54% gegenüber -37,3% bei der Strategie Global Low Volatility (siehe oben). Da Global Low Volatility deutlich weniger an Wert verlor, konnte die Strategie Verluste schneller wieder wettmachen als der Index MSCI World (netto).

Beispielsweise begann die Erholung am Markt im März 2009, und bis April 2011 hatte Global Low Volatility alle Verluste wieder ausgeglichen. Beim MSCI World dagegen dauert es noch mehr als zwei Jahre, bis die vorigen Verluste ausgeglichen waren.

Strategien mit niedriger Volatilität können innerhalb der Strategie institutioneller Anleger zur Asset Allokation viele unterschiedliche Rollen spielen. Welches die richtige ist, hängt hauptsächlich von den Zielen des jeweiligen Kunden ab. Für Kunden mit dem Wunsch, die Gesamtvolatilität ihres Portfolios zu verringern, kann der Ersatz von Aktien-Unterkomponenten durch niedrige Volatilität effektiv die Standardabweichung von Portfolios reduzieren und die risikobereinigten Renditen verbessern. Alternativ können Kunden auch das Risiko verringern, um mit dem Ziel höherer Renditen riskantere Anlageformen mit höheren Renditen aufnehmen zu können, während die Gesamtvolatilität der Portfolios gleich bleibt. In beiden Fällen ist offensichtlich, dass Anleger mit einer Allokation in Strategien mit niedriger Volatilität ihre Asset Allokation verbessern können.


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*) Harindra de Silva, ist President und Portfoliomanager bei Analytic Investors, einer unabhängig geführten Tochtergesellschaft von Wells Fargo Asset Management.