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Kommentar: Sind Schwellenländeranleihen inzwischen Mainstream?

Das Interesse an Schwellenländeranleihen profitiert sicherlich von den niedrigen Zinsen und der sehr geringen Inflationsrate in den Industriestaaten. Zudem lassen die kürzlich gestarteten Quantitative Easing Programme der Zentralbanken in Europa und Japan erwarten, dass die Zinsen in diesen Regionen für längere Zeit weiterhin niedrig bleiben. Dieser rein technische Faktor fördert allein bereits die Nachfrage nach High Yield Assets wie Emerging Market Bonds. Um die Gewinne aus dieser Assetklasse zu maximieren, gilt es weiterhin, das Credit Research mit Sorgfalt und Gründlichkeit durchzuführen und selektiv zu investieren.

Claudia Calich

Anleger sollten, um erfolgreich zu sein, ihre Assets zwischen Unternehmensanleihen und Staatsanleihen von Schwellenländern aufteilen. Außerdem sollten sie Lokalwährungen und harte Währungen wie den US-Dollar mischen.

Die Auswahlmöglichkeiten für Schwellenländerfonds sind gestiegen. Die Kategorie der Hartwährungs-Unternehmensanleihen hat sich seit 2010 verdoppelt. Sie verzeichnet nun ein Volumen von mehr als 1,3 Billionen US-Dollar und ist damit ungefähr so groß wie der US High Yield Markt. Unternehmensanleihen aus Schwellenländern mit regelmäßiger solider Performance sind in Relation zu ihren Counterparts in den Industrieländern durchaus attraktiv.

Emerging Market Anleihen 2014
2014 war für Schwellenländeranleihen weltweit ein ereignisreiches Jahr. Nach sehr guter Performance im Zeitraum bis September korrigierten sich die Märkte in den letzten Monaten des Jahres. Gründe hierfür waren die Verschärfung der Russlandkrise und die schwankenden Ölpreise, die einen sehr deutlichen Absturz zur Folge hatten, wie seit dem „Taper Tantrum“ im Juni 2013 nicht mehr. Insgesamt hat die Assetklasse aber immer noch ein positives Ergebnis erreicht. Ausnahmen bildeten einige Einbußen in Lokalwährungsanleihen.

Wichtige Performance-Faktoren für Fondsmanager waren im Jahr 2014 zum einen, die richtigen Allokationsentscheidungen zu treffen sowie einige sich schlecht entwickelnde Anleihen zu meiden. Im letzten Quartal wurde das Anlegerinteresse bei Schwellenländerbonds von deutlich schwächeren Öl- und andere Rohstoffpreisen dominiert. Als Ergebnis dieses Trends werden sich klare Gewinner und Verlierer über alle Schwellenländermärkte hinweg weltweit herauskristallisieren. Am meisten schlägt hier die Abhängigkeit eines Landes von Ölexporten oder Importen in Relation zur Höhe des Bruttoinlandproduktes zu Buche.

Rücken- und Gegenwind 2015
Geopolitische Risiken verursachen Probleme in Märkten wie Russland und der Ukraine. Da die Energiepreise immer noch deutlich unter denen vor ein oder zwei Jahren liegen, bleibt der Faktor Öl für Ölexporteure ein weiterer Sorgenfaktor, während Zur gleichen Zeit profitieren ölimportierende Ökonomien vom günstigen Öl, viele davon in Asien oder Osteuropa. Insbesondere Indien und Indonesien sind hier zu nennen. In Indonesien beispielsweise profitierte die Regierung vom fallenden Ölpreis, indem sie ihre Subventionen reduzieren konnte, die sie der heimischen Wirtschaft für Kraftstoff bezahlt hat. Dies hat nun positive Auswirkungen auf das Staatsdefizit.

Der Plan, die Zinsen in den USA zu erhöhen, bedeutet Gegenwind für Schwellenländeranleihen. Allerdings werden wohl einige Regionen, wie Asien, weniger empfindlich auf Abflüsse in die USA als andere große Regionen, wie Lateinamerika, reagieren. In Asien hat sich in den letzten Jahren eine immer größere Investorenbasis gebildet, die sich in diesem Jahr als wichtige Quelle für die Unterstützung der Region erweisen könnte. Asiatische Anleihen haben sich im Vergleich zu anderen Schwellenländerregionen im Laufe des Ausverkaufs der Emerging Bond Märkte Ende 2014 als zunehmend widerstandsfähig erwiesen.

Ein weiterer Aspekt: Entgegen möglicherweise höherer US-Zinsen drückt die Umsetzung des Quantitative Easing-Programms der EZB die Renditen in Europa und führte bereits in manchen Marktsegmenten sogar zu Negativrenditen. Diesen technischen Treiber sollten Investoren als Argument sehen, ihre Anlagen aus solchen Regionen herauszuziehen hin zu Risikoklassen mit positiven Renditen, wie sie auch Schwellenländeranleihen bieten. Die Assetklasse sollte auch deshalb einen zusätzlichen Push erhalten.

Einfluss des starken US-Dollars und der fallenden Ölpreise
Der US-Dollar hat in den letzten Quartalen stark zugelegt. Erwartet wird, dass die positive Entwicklung im Zuge der wieder erstarkenden US-Wirtschaft und der Normalisierung der Geldpolitik der FED anhält. Eine Präferenz wäre die Übergewichtung US-Dollar denominierter Anleihen sowohl in Unternehmens- als auch Staatsanleihen im Vergleich zu Lokalwährungsanleihen.

Die US-Erfolgsgeschichte hat auch erfreuliche Auswirkungen auf die zentralamerikanischen Staaten insbesondere bezüglich Überweisungen ausländischer Arbeitnehmer, die in den USA Geld verdienen. Diese Rücküberweisungen können in Relation zu der Höhe des jeweiligen Bruttoinlandsprodukts beträchtlich sein. Dabei finden sich die Dominikanische Republik, Guatemala, El Salvador und Honduras unter den potenziell Begünstigten.

Um nochmal auf den günstigen Ölpreis zurückzukommen: Die asiatischen Märkte sollten hier unter den größten Gewinnern der Entwicklung sein. Eine Ausnahme bildet nur das ölfördernde Malaysia. Während die osteuropäischen Länder eher zu den Netto-Importeuren zählen, leiden verschiedene lateinamerikanische Ökonomien sehr stark unter dem Einfluss geringerer Exportumsätze. Venezuela und Kolumbien sind am meisten betroffen, Mexiko etwas weniger. Mit Abstand am meisten wurde Russland geschwächt, eine große Ölexportnation, deren Vermögenswerte durch die gestiegenen geopolitischen Risiken aufgrund des ukrainischen Bürgerkrieges weiter sinken. Dennoch: Viele Schwellenländeranleihen sind sehr vielversprechend und passen in das Portfolio des M&G Emerging Markets Bond Fund.


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*) Claudia Calich ist Managerin des M&G Emerging Markets Bond Fund.