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Kommentar: Ungebremster Anstieg globaler Verschuldung als Warnsignal für Anleiheninvestoren

Zum neunten Mal veranstaltete das unabhängige Kreditresearch-Unternehmen Independent Credit View (I-CV) zusammen mit der auf Anlagelösungen im Anleihenbereich spezialisierten Fisch Asset Management AG den Swiss Bond Congress. Der wichtigste Anlass in der Schweiz für institutionelle Bondinvestoren und Risikomanager präsentierte den Gästen in Zürich am 19. September zahlreiche Vorträge, Diskussionsrunden sowie Workshops. Darunter beispielsweise die Referate von zwei renommierten und anerkannten Experten. Konrad Hummler, Schweizer Unternehmer, Publizist und ehemaliger Privatbankier, beleuchtete den Brennpunkt Europa und Sebastian Heilmann, deutscher Politikwissenschaftler, analysierte die Weltmacht China.

Daniel Pfister

Das Marktumfeld bleibt spannend. Ob Politik der Notenbanken, Brexit, die Themen Italien und Griechenland oder zunehmende Handelsstreitigkeiten: es sind viele Einflussfaktoren, die Investoren heute berücksichtigen müssen. Doch insbesondere der ungebremste Anstieg der globalen Verschuldung sollte als Warnsignal von Anleiheninvestoren registriert werden. Denn dieser ist ungemein hoch. Lag die globale Haushaltsverschuldung im Verhältnis zum Brutto-Inlandprodukt im Jahr 1999 noch bei 200%, betrug dieser Wert Ende des Jahres 2017 bereits 275%.

Angesichts wirtschaftlich sehr solider Entwicklungen, die optimale Rahmenbedingungen zum Schuldenabbau darstellen, ist dieser Anstieg eine Gefahr, wenn nicht gar ein Pulverfass. Stark steigende Zinsen und/oder eine Eskalation der Handelsstreitigkeiten könnten zu einer Explosion führen. Wir wollen natürlich nicht den Teufel an die Wand malen, denn es gilt auch die positiven Signale zu bewerten. Und genau dafür ist der Swiss Bond Congress da. Er soll Anleiheninvestoren Chancen und Opportunitäten aufzeigen, um künftige Anlageentscheidungen optimal abzustützen.

Kreditanalyse wichtiger denn je
Den Startschuss gab Konrad Hummler, der sich zum Brennpunkt Europa äußerte und zur Schuldenproblematik meinte: „Schulden gehören zum System. Dabei ist einerseits die Menge relevant, andererseits die Frage, zu welchem Zweck Schulden aufgenommen werden. Hier ist eine genaue Bewertung wichtig und insofern ist in diesem schwierigen Umfeld mit verzerrten Risikoprämien eine umfassende Kreditanalyse wichtiger denn je.“

Beim Swiss Bond Congress kamen auch Vertreter aus der Industrie zu Wort und erläuterten in den Vorträgen ihre Credit Story und Unternehmensstrategien. Darunter die Volkswagen Group, Aroundtown, Galenica und Syngenta. In den Workshops wurden vielfältige Themengebiete von I-CV und Loanboox abgedeckt. Loanboox ist eine unabhängige Geld- und Kapitalmarkt-Plattform für Städte, Gemeinden und institutionelle Kapitalgeber und Banken. Der Gründer Stefan Mühlemann und Stefan Feller, Director Capital Markets, erläuterten ihre Sicht auf den Kapitalmarkt heute und morgen.

Unser Haus nahm sich bei den Workshops gleich sechs thematischen Aspekten an und referierte aus dem Erfahrungsschatz der Kreditanalyse. So wurden beispielsweise Chancen und Risiken im Crossover-Bereich dargelegt, die Auswirkungen des nachhaltigen Investierens (ESG) als Gesetzesauflage auf das Kreditrating erläutert und das Thema Regulation ausgeführt. Bei den Podiumsdiskussionen standen, abgestimmt auf die Vorträge Hummlers und Heilmanns, die Themen „Eurokrise 2.0 – worauf Anleiheninvestoren sich einstellen sollten“ und „Schattenseite des Wirtschaftsmotors China“ auf dem Programm.

Moderator Christoph Theler entlockte den Teilnehmern ihre Sicht auf die Märkte und es zeigte sich abermals, in welch herausforderndem Umfeld im späten Kreditzyklus sich die Investoren bewegen. Eine interessante Investment-Alternative hatte Peter Jeggli von Fisch Asset Management parat: er zeigte Chancen und Risiken der High Yield-Anleihen auf und erläuterte, warum Anleger nicht das Upside suchen sollen, sondern den Schutz im Downside. Dabei erklärte Jeggli, warum ein gut diversifiziertes High Yield-Portfolio deutlich robuster ist als die Konsensmeinung.

Auszüge der aktuellen Länderstudie vorgestellt
Den Swiss Bond Congress nutzten wir auch dieses Jahr wieder, um die aktuell erstellten Ergebnisse der Länderstudie teilweise zu veröffentlichen. Denn die Bonitäts-Einschätzungen der Staaten und ihrer wirtschaftlichen Entwicklungen gehören mit zu den wichtigsten Parametern, die Bondinvestoren bei ihren Anlageentscheidungen einfließen lassen sollten. Unsere Implikationen lauten: Anleger sollten Staaten mit stabilen politischen Rahmenbedingungen, hoher Wettbewerbsfähigkeit, intakten Bankensystemen und vorausschauender Fiskalpolitik bevorzugen. Das sind zum Beispiel Deutschland, Niederlande, Dänemark, Slowakei und Finnland. Für risikobewusste Investoren bieten sich Opportunitäten in Russland, Mexiko, aber auch in Polen und Ungarn. Oberstes Gebot bleibt allerdings eine vorsichtige Auswahl nach fundamentalen Kriterien und die laufende Überwachung.

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*) Daniel Pfister ist Mitbegründer und Geschäftsführer der Independent Credit View AG (I-CV). Zuvor war er in verschiedenen leitenden Funktionen für das Privatbanking sowie das Kommerzgeschäft der Credit Suisse Group tätig. Er verfügt über zwanzig Jahre Erfahrung in der Finanzdienstleistungsindustrie, der Unternehmensanalyse und -bewertung. Pfister ist Betriebsökonom sowie Absolvent der International Banking School Chicago und befasst sich mit der Kundenpflege, der strategischen Positionierung und der Entwicklung des Unternehmens.