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Kommentar Unternehmensanleihen: Geringe Dynamik bis zum Jahresende

Aufgrund der zu erwartenden geringeren Dynamik im Dezember rechnen wir bis zum Jahresende eher mit seitwärts tendierenden Märkten. Technische Faktoren sollten aber für einen positiven Start ins neue Jahr sorgen.

Thomas Höfer

Rückblick
Die positive Entwicklung des Marktes für Euro- Investment-Grade-Unternehmensanleihen hat sich im November weiter fortgesetzt. Auf Indexebene betrug der Mehrertrag gegenüber durations-adjustierten Bundesanleihen 31 Basispunkte (bps). Der starke Spread-Einengungstrend der vergange- nen Monate hat sich etwas verlangsamt, was angesichts der überdurchschnittlichen Entwicklung seit dem Sommer wenig überrascht. Es bleibt jedoch weiterhin eine deutliche Outperformance von risikoreicheren Titeln im Vergleich zu defensiven Werten zu beobachten.

Insbesondere entwickelten sich Peripherieanleihen weiterhin deutlich besser als Anleihen aus dem Kern der Eurozone. In der Peripherie war im Finanzbereich eine Outperformance von 140 bps gegenüber Bunds zu beobach- ten, der Mehrertrag von Anleihen außerhalb des Finanzbereichs betrug 77 bps. Im Kern der Eurozone lag die Outperformance von Finanzanleihen bei 42 bps gegenüber Bunds, Non-Financials lagen mit -4 bps sogar hinter Bunds. Generell bleibt die Nachfrage nach Unternehmens- anleihen ungebrochen hoch, es wird jedoch zunehmend schwieriger, gute Verkaufskurse für defensive, länger laufende Anleihen zu finden.

Auf der Nachrichtenseite war der November ein recht aufregender Monat. Ins- besondere Meldungen zum Thema „Fiscal Cliff“ in den USA beschäftigten die Finanzmärkte. Die Mehrheit der Marktteilnehmer erwartet zwar weiterhin, dass Demokraten und Republikaner rechtzeitig zu einer Einigung gelangen. Trotzdem treiben kleinste Äußerungen die Märkte merklich in die eine oder andere Richtung.

Auf europäischer Seite dominierte einmal mehr Griechenland die Schlagzeilen. Nach einigen ergebnislosen Versuchen der Troika, die nächste Tranche des aktuellen Hilfsprogrammes freizugeben, einigte man sich schließlich auf eine Kombination aus einer Laufzeitenverlängerung der griechischen Kredite, einer Senkung der Zinsen darauf und einem Schuldenrückkaufprogramm.

Die Kombination dieser Maßnahmen lässt die Schuldenlast Griechenlands wieder tragfähig genug erscheinen, um eine Ausschüttung der nächsten Tranche zu rechtfertigen. Das Gros der Marktteilnehmer hatte eine Einigung auf die Fortsetzung der Hilfen erwartet. Dennoch ist dieser Schritt positiv für den Unternehmensanleihemarkt, da er ein kurzfristiges Restrisiko aus dem Weg räumt.

Der Primärmarkt profitiert weiterhin von den positiven technischen Faktoren. Bei Non-Financials sahen wir den zweithöchsten Emissionsmonat des Jahres. Im Finanz- bereich war die Emissionstätigkeit nicht ganz so hoch, lag jedoch immer noch über dem Jahresdurchschnitt. Sowohl Banken als auch Versicherungen emittierten nachrangige Anleihen.


Ausblick
Die Weihnachtszeit beginnt, und damit verringert sich die Aktivität am Primär- und Sekundärmarkt spürbar. Auch nachrichtenseitig erwarten wir aus der Eurozone bis Jahresende keine großen Überraschungen mehr. Die nächste Tranche für Griechenland ist beschlossen, die spanische Bankenrettung ist unterwegs, und Frankreich hat sein Aaa-Rating von Moody's verloren.

Lediglich Kommentare US-amerikanischer Politiker über den Stand der Verhandlungen bezüglich des „Fiscal Cliff“ könnten die Märkte kurzfristig volatil halten. Unser Basis- szenario bleibt jedoch, dass rechtzeitig ein Kompromiss erreicht wird. Der Spread-Einengungstrend der vergangenen Monate sollte im Dezember nicht nennenswert unterbrochen werden. Aufgrund der geringeren Dynamik erwarten wir jedoch bis zum Jahresende eher seitwärts tendierende Märkte. Die technischen Faktoren sollten jedoch für einen positiven Start ins neue Jahr sorgen.


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*) Thomas Höfer, Portfolio Manager, Head of Financial Credit Europe, DB Advisors.
Kontakt: thomas.hoefer(at)db.com bzw. Tel. +49 (69) 71 706 – 3190