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Kommentar Unternehmensanleihen: Reduzierung der Risiken

Der September war der Monat der Zentralbanken und unter Outperformance-Gesichtspunkten ein Monat der Peripherieländer der Eurozone. Für das Ende des Jahres dürften - aufgrund der steigenden Nachfrage - weiterhin sinkende Spreads zu erwarten sein.

Thomas Höfer

Der Markt für Euro-Unternehmensanleihen im Investment-Grade hat sich im September äußerst positiv entwickelt. Auf Indexebene betrug der Mehrertrag gegenüber durationsadjustierten Bunds 75 Basispunkte (Bp.), der absolute Ertrag lag bei etwa 70 Bp. Wieder war die Performance durch volatilere Segmente getrieben. Der Mehrertrag in den einzelnen Rating-Kategorien lag im höher bewerteten Bereich zwischen 9 Bp. (AAA) und 54 Bp. (A), während das Segment BBB sogar 138 Bp. Mehrertrag lieferte.

Auf Sektorenebene war bei den Finanzanleihen eine deutliche Outperformance gegenüber Anleihen außerhalb des Finanzbereichs zu beobachten. Bankanleihen lieferten einen Mehrertrag von 137 Bp. über Bunds, wobei nachrangige Anleihen einen nennenswerten Beitrag leisteten.

Die Performance-Treiber zeigen sich jedoch am deutlichsten, wenn man den Markt nach Ländergruppen aufteilt. Anleihen aus den Peripherieländern outperformten deutlich gegenüber Anleihen aus Kerneuropa. Der Gesamtertrag von Finanzanleihen aus der Europeripherie lag bei fast 3,5% (Kerneuropa 1,15%). Außerhalb des Finanzbereichs lag der Gesamtertrag von Anleihen aus der Peripherie bei 2,15% (Kerneuropa -0,35%).

Der September war hauptsächlich der Monat der Zentralbanken. Zu Beginn hat die Europäische Zentralbank ein neues Instrument zur Bekämpfung der Eurokrise ver- abschiedet, sogenannte Outright Monetary Transactions (OMTs). Im Rahmen dieser Maßnahme sollen kurzlaufende Staatsanleihen (1-3 Jahre) von Staaten angekauft werden, die gewisse Hilfeleistungen bei EFSF/ESM beantragt haben. Die EZB hat für diese Anleihekäufe keine Obergrenze angegeben.

Kurz darauf gab auch die Fed bekannt, ihr lange erwartetes neues Programm quantitativer Lockerung (QE III) aufzunehmen. Hierbei wird sie, zeitlich zunächst unbegrenzt, jeden Monat Hypothekenpapiere im Wert von 40 Mrd. US-Dollar aufkaufen. Diese Entscheidungen der beiden Zentralbanken beflügelten das Marktsentiment deutlich. Zusätzlich half die Entscheidung des Bundesver- fassungsgerichts, die Ratifizierung des ESM unter gewissen Auflagen zu erlauben.

Refinanzierungsbedarf bei Banken sinkt
Insgesamt trugen diese Bekanntmachungen stark dazu bei, die akuten Risiken in Bezug auf die Eurozone zu reduzieren. Dies ließ die Risikoaufschläge von Staatsanleihen und Unternehmensanleihen der Europeripherie gegenüber Bundesanleihen deutlich sinken. Viele Emittenten, sowohl aus der Peripherie als auch aus Kerneuropa, nutzten daher das positive Sentiment, um den Primärmarkt anzuzapfen.

Außerhalb des Finanzbereichs wurden Neuemissionen im Gesamtumfang von 40 Mrd. Euro platziert – bis dahin war das höchste Volumen 2012 im März mit etwa 20 Mrd. Euro verzeichnet worden. Mit insgesamt gut 10 Mrd. Euro war das Neuemissions- volumen im Finanzbereich deutlich niedriger. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die meisten Banken in ihrer Refinanzierungstätigkeit so eingeschränkt wären wie noch vor einigen Monaten. Vielmehr ist der Refinanzierungsbedarf der meisten Banken deutlich gesunken.

Dank der großzügigen Liquiditätsbereitstellung durch die Zentralbanken waren einige Banken in der Lage weitere Anleiherückkäufe zum Teil auch im Seniorbereich durch- zuführen.

Ausblick
Dies ist ein wesentlicher Faktor in der Bond-Markt-Performance: Sowohl im Finanz- als auch im Nichtfinanzbereich sollte das Angebot deutlich hinter der Nachfrage zurück- bleiben. Obwohl das mögliche Downgrade Spaniens in den Non-Investment- Grade weiterhin über den Märkten schwebt, wurde zumindest der spanische Stresstest zunächst abgeschlossen. Und auch wenn die jüngsten Aktionen der Zentralbanken die Probleme der Eurozone nicht lösen werden, erwarten wir, dass die Unternehmens- anleihemärkte für den Moment mehr von technischen als von fundamentalen Faktoren getrieben werden.

Eine wachsende Investorenschar außerhalb der traditionellen Anleger in Unter- nehmensanleihen sowie die Suche nach Rendite innerhalb der bestehenden Investorenbasis sollten die Spreads von Unternehmensanleihen zum Jahresende hin weiter sinken lassen. Volatilere Anleihen sollten besonders von diesem Trend profitieren.


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*) Thomas Höfer, Portfolio Manager, Head of Financial Credit Europe, DB Advisors.
Kontakt: thomas.hoefer(at)db.com bzw. Tel. +49 (69) 71 706 – 3190