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Kommentar Unternehmensanleihen: Weiterhin Belastung durch Peripherieländer

Das zyprische Rettungsprogramm sorgte für Unruhe an den Anleihemärkten in Europa. Vor allem Finanzanleihen aus der Peripherie litten am meisten. Wir rechnen aufgrund noch offener politischer Entscheidungen – trotz unterstützender technischer Faktoren – mit einer weiterhin volatilen Entwicklung.

Thomas Höfer

Euro-Investment-Grade Unternehmensanleihen zeigten im März eine schwächere Entwicklung. Auf Indexebene war in diesem Monat durationsadjustiert die erste Underperformance gegenüber Bundesanleihen seit Mai 2012 zu beobachten.

Das Rettungsprogramm für Zypern, das eigentlich allgemein als Non-Event gehandelt worden war, hatte tatsächlich einen deutlich stärkeren Markteinfluss als vorher vermutet. Insbesondere der Finanzsektor litt unter der plötzlichen Unsicherheit, die der Bail-in von Kundeneinlagen zyprischer Banken auslöste. Finanzanleihen aus der Europeripherie zeigten eine Underperformance von 76 Basispunkten gegenüber Bunds, und auch Finanzanleihen aus dem Kern der Eurozone lagen 29 Basispunkte zurück. Anleihen außerhalb des Finanzsektors entwickelten sich mit positiven Mehrerträgen von 59 Basispunkten in der Peripherie und 8 Basispunkten im Kern deutlich besser.

Marktteilnehmer haben sich mittlerweile an die zahllosen EU-Gipfel gewöhnt, die bis in die frühen Morgenstunden dauern, ohne greifbare Ergebnisse zu liefern. Der erste Entwurf des zyprischen Rettungsprogramms beinhaltete hingegen überraschend konkrete Maßnahmen wie eine einmalige Abgabe auf versicherte und unversicherte Bankeinlagen. Es war unerwartet, dass die Entscheidungsträger tatsächlich so weit gehen würden, Kundeneinlagen in Mitleidenschaft zu ziehen, nichtsdestotrotz reagierten die Investoren an den Unternehmensanleihemärkten zunächst gelassen.

Dies lässt erahnen, wie stark die technischen Faktoren immer noch sind, die den Markt treiben. Dann jedoch entstanden Auseinandersetzungen zwischen Zypern und den Rettungspartnern in Bezug auf die Umsetzung der Abgabe auf Einlagen, und die zyprischen Banken blieben länger als vorgesehen geschlossen. Außerdem begannen die Märkte, an der Schuldentragfähigkeit Sloweniens zu zweifeln. Als Jeroen Dijsselbloem, der niederländische Finanzminister und frisch ernannte Eurogruppenchef, das zyprische Programm als Blaupause für zukünftige EWU-Bailouts ins Spiel brachte, weiteten sich die Creditspreads deutlich aus.

Finanzanleihen aus der Peripherie litten am meisten, aber auch vorrangige Anleihen französischer Banken wurden hart getroffen. Nachrangige Anleihen weiteten sich ebenfalls aus, der Abverkauf war jedoch bei weitem nicht so heftig wie im vorrangigen Bereich.

Die Realität vom Bail-in vorrangiger Verbindlichkeiten scheint sich erst langsam im Bewusstsein der Investoren zu verankern. Obwohl in der aktuellen Version des zyprischen Rettungsprogramms nur die Kundeneinlagen oberhalb der länderüber- greifenden Sicherungsgrenze von 100.000 Euro herangezogen werden sollen, wird damit ein weiteres Tabu gebrochen.


Ausblick
Schlagzeilen über Mitgliedsländer der Eurozone werden das Marktsentiment auch in den kommenden Wochen beeinflussen. Slowenien dürfte gelegentlich in den Fokus rücken, zudem warten die Anleger weiterhin auf eine Regierungsbildung in Italien. Technische Faktoren stützen jedoch auch weiterhin den Unternehmensanleihemarkt.

Besonders in französischen Bankanleihen sahen wir nach der jüngsten Spread- ausweitung erste Käufer an den Markt zurückkehren, ebenso in Bankanleihen aus Italien und Spanien, deren Erholung jedoch noch hinter dem CDS-Markt zurückliegt. Insgesamt sollten jedoch die technischen Faktoren sowie die Europäische Zentralbank als Käufer der letzten Instanz kurzer Peripheriestaatsanleihen ausreichen, um eine weitere starke Spreadausweitung zu verhindern. Kurzfristig dürfte das Marktumfeld jedoch volatil bleiben.


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*) Thomas Höfer, Head of Financial Credit Europe, Deutsche Asset & Wealth Management

Kontakt: thomas.hoefer@db.com; bzw. +49 (69) 71 706 3190