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Kommentar: US-Dollar-Anleihen – Wie Anleger vom Renditevorsprung profitieren und die Risiken begrenzen

Angesichts der höheren Renditen überrascht es nicht, dass sich immer mehr Investoren für eine Anlage außerhalb Europas entscheiden. Seitdem der Renditevorsprung gegenüber dem Euro ein Rekordniveau erreicht hat, ist die Bedeutung von US-Dollar-Bonds in institutionellen Portfolios noch weiter gestiegen. Derzeit liegt der Zinsunterschied von US-Staatsanleihen zu 10-jährigen Bundesanleihen mit 2 Prozentpunkten nahe am Rekordhoch von Ende 2016 (Stand per Ende Januar 2018).

Eric Wiegand

Bei europäischen Investoren waren 2017 die Zuflüsse in ETFs auf den US-Staatsanleihenmarkt und auf US-Dollar-Schwellenländeranleihen deutlich höher als in entsprechende Produkte auf Euro-Staatsanleihen. Dieser Trend ist auch in den ersten Monaten des Jahres 2018 intakt. Doch nicht nur der Renditevorsprung – auch die Marktgröße und Liquidität sprechen für auf US-Dollar lautende Papiere. Während zum Beispiel das gesamte Corporate Bonds-Segment ein Volumen von acht Billionen US-Dollar umfasst, entfallen davon rund fünf Billionen auf US-Dollar-Papiere – und dieser Anteil wächst stetig.

Dabei steht Anlegern im US-Dollar-Raum eine breite Auswahl an Indizes mit ausreichender Marktgröße zur Verfügung, um Diversifikationsvorteile und unterschiedliche Risiko-Rendite-Profile nutzen zu können. Hierzu zählen US-Staatsanleihen, Investment-Grade- und Hochzins-Unternehmensanleihen aus den USA, sowie Staats- und Unternehmensanleihen aus Schwellenländern. Allerdings müssen Investoren, die mit solchen Anlagen verbundenen Risiken, stets im Blick behalten. Dazu gehören im engeren Sinne Kreditrisiken – zum Beispiel mit Blick auf Emittenten aus den Schwellenländern –, das Selektionsrisiko innerhalb jedes Segments und Währungsrisiken aufgrund der möglichen Schwankungen zwischen der Heimatwährung und dem US-Dollar.

Ein Aspekt, der für Investoren aktuell besonders interessant ist: Die Zusammensetzung der Renditen von US-Dollar-Unternehmensanleihen mit einem Investment Grade Rating hat sich seit einiger Zeit stark verändert. Der Renditeaufschlag von Unternehmensanleihen gegenüber US-Treasuries – der Credit Spread - macht mittlerweile beinahe die Hälfte der gesamten Rendite aus. Das bedeutet, dass US-Unternehmens- im Vergleich zu Staatsanleihen aktuell attraktiv für Anleger auf der Suche nach zinstragenden Investments sind. Vor zehn Jahren war diese deutlich Renditedifferenz geringer. Die Fokussierung auf die Credit-Spread-Komponente ist damit entscheidend für die Suche nach Rendite.

Außerdem sind die Credit Spreads als Ertragskomponente zu bewerten, die Anlegern langfristig auch nach den Kosten für die Währungsabsicherung zur Verfügung stehen. Dabei kommen für unterschiedliche Investorengruppen verschiedene Konstellationen in Betracht, je nach Risikotragfähigkeit und Anlagehorizont. So besteht zum Beispiel ein großer Unterschied im Rendite-Risiko-Profil von Unternehmensanleihen mit einem Investment-Grade-Rating auf der einen Seite und Staatsanleihen aus Schwellenländern auf der anderen Seite. Das gleiche gilt für Staatsanleihen aus Schwellenländern auf der einen Seite und High Yield Corporates auf der anderen Seite. So können Investoren von Unternehmensanleihen mit marktkapitalgewichteten Renditeaufschlägen (Spreads) von rund 120 Basispunkten bei einem durchschnittlichen Rating von A- rechnen. Auf der anderen Seite bieten Staatsanleihen der Schwellenländer Spreads von rund 280 Basispunkten und Hochzins-Unternehmensanleihen sogar Spreads von rund 360 Basispunkten zum Preis eines wesentlich höheren Kreditrisikoprofils.

Für Investoren, die im Segment der USD-Anleihen mit hoher Bonität bleiben wollen und nach höheren Renditen suchen, sind Unternehmensanleihen mit Investment Grade Rating aus Asien eine Möglichkeit. Hier sind die Kreditrisiken mit den Pendants aus Industrieländern angesichts der leicht niedrigeren Duration vergleichbar. Das gilt auch grundsätzlich für qualitätsgewichtete Indizes mit Staatsanleihen aus Schwellenländern. Hier werden Anleihen nach der wirtschaftlichen Qualität der Emittenten ausgewählt bzw. neu gewichtet. Viele Anleger wollen jedoch weiterhin in US Dollar investieren und müssen unter Umständen auch entsprechende Anlagevorschriften erfüllen. Um dennoch einen Renditeaufschlag zu erreichen, können strategische Indexansätze geeignet sein. Dazu zählt die Corporate Yield Plus-Strategie, sie führt zu höheren Renditen, ohne gleichzeitig die Risiken signifikant zu erhöhen. Damit bekommen Anleger Zugang zu einer höheren Kreditrisiko-Prämie, gleichzeitig ist das Zinsrisiko geringer im Vergleich zu traditionellen Benchmark-ETFs. Dies ist ein Beispiel dafür, dass Strategic-Beta-Ansätze mittlerweile auch im Renten-Segment etabliert sind.

Um vom dem Renditevorsprung zu profitieren und gleichzeitig die Risiken zu begrenzen, ist es also wichtig, nicht in die größten Segmente zu investieren, sondern nach der jeweiligen Attraktivität, der Rolle im Portfolio und dem Anlageziel auszuwählen. So bieten zum Beispiel Investment-Grade-Unternehmensanleihen eine attraktive Verzinsung durch die hohe Duration und Kreditqualität, während Indizes auf Schwellenländer-Anleihen eine gute Portfoliodiversifikation gewährleisten. Eine andere Rolle im Portfolio können wiederum Hochzins-Unternehmensanleihen spielen, die sich in möglichen Zinsaufstiegsphasen vorteilhaft gegenüber anderen USD- Anlageklassen verhalten.

Um herauszufinden, welche Kombination von Indizes und entsprechenden ETFs am besten den individuellen Anforderungen eines Investors entsprechen, hat die DWS ein 5-Säulen-Modell entwickelt. Jeder Index wird im Hinblick auf die folgenden Kriterien analysiert, die Ergebnisse zeigen, welche Indexkombination den jeweiligen Anforderungen des Investors am besten entspricht.

1. Zinssensitivität: Hier geht es vor allem darum, wie stark ein Index auf veränderte Zinssätze reagiert. Der wichtigste Indikator ist die Duration, also die (Rest)laufzeiten der Anleihen. Allerdings reicht gerade bei risikoreicheren Anleihen und bei Indizes die Duration alleine nicht aus. Zusätzlich sollten qualitative Faktoren und der Verlauf der Zinskurve berücksichtigt werden.

2. Kreditrisiko: Die wichtigste Frage ist, wie der Index auf steigende Marktrisiken reagiert. Um einen gemeinsamen Nenner für die Analyse der verschiedenen Segmente diese Anlageklasse zu finden, bietet sich die Auswertung unterschiedlicher Kennzahlen an: Zunächst natürlich die Ausfallwahrscheinlichkeit auf Basis fundamentaler Ratings. Aber auch die Schwankungen der Credit Spreads sind wichtig.

3. Bewertung: Bei dieser Betrachtung geht es darum, wie stark Investoren aktuell bei einem bestimmten Index für die Übernahme von Kreditrisiken entschädigt werden, wie attraktiv der Index also im Vergleich zu anderen Segmenten ist. Betrachtet wird die Bewertung in einer Querschnittsperspektive, also Segment gegen Segment zu einem bestimmten Zeitpunkt.

4. Marktliquidität: Auch wenn ein Segment interessant ist, muss es investierbar sein. Dieser Aspekt ist besonders wichtig für den Zugang regulierter institutioneller Investoren. Betrachtet wird hier zum Beispiel der Anteil von Anleihen im Index mit einem Rating unterhalb von Investment Grade. Die Größe des vom Index abgebildeten Marktes gibt zudem Hinweise auf Repräsentativität und auf die Skalierbarkeit einer Investmentstrategie.

5. Beitrag zur Diversifizierung: Diese Säule ist für Anleger von Bedeutung, die breit in USD-Anleihen investiert sind und von der Risikostreuung profitieren wollen, um die Schwankungen der Gesamtrendite zu senken. Ein Indikator ist die Betrachtung der Korrelation des Risikoaufschlags (Spread) mit dem breiten USD-Bond-Markt (sog. „Aggregate“). Anhand der durchschnittlichen Korrelation im Vergleich zu den anderen USD-Indizes lässt sich abschätzen, wie gut ein Index unter dem Gesichtspunkt der Risikostreuung in jedes Portfolio passt.

Fazit
Der Renditevorsprung von US-Dollar-Anleihen ist derzeit attraktiv. Allerdings ist die Entscheidung wichtig, welche Subsegmente ausgewählt und kombiniert werden sollen. Mit der richtigen Auswahl lassen sich die Risiken deutlich begrenzen.

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*) Eric Wiegand, Leiter Xtrackers ETF Strategie, Europa & Asien bei der DWS. Die DWS Group GmbH & Co. KGaA (DWS) ist einer der weltweit führenden Vermögensverwalter mit einem verwalteten Vermögen von 700 Mrd. Euro (Stand: 31. Dezember 2017). Sie blickt auf über 60 Jahre Erfahrung zurück und genießt in Deutschland und Europa einen Ruf für exzellente Leistungen. Mittlerweile vertrauen Kunden weltweit der DWS als Anbieter für integrierte Anlagelösungen. Der Vermögensverwalter wird über das gesamte Spektrum der Anlagedisziplinen hinweg als Quelle für Stabilität und Innovationen geschätzt.