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Kommentar: Warum ausgerechnet Kreditfonds?

Und dann noch in der Sozialwirtschaft – das kann nicht funktionieren. Oder etwa doch?

Anton Bonnländer

Kreditfonds sind nicht unumstritten. In diesem Instrument werden meist bestehende Kredite an einen Fonds übertragen, um diese Kredite aus den Büchern des jeweiligen Kreditgebers, meist ein Finanzintermediär, auszugliedern – da liegt der Verdacht nahe, dass nicht die besten Kreditengagements dieses Kreditgebers ausgelagert werden. Um diese Befürchtungen zumindest abzumildern, werden bestimmte Ausfallsicherheiten hinzugefügt. Hinzu kommt die Suche großer institutioneller Investoren mit kontinuierlich starkem Anlagebedarf wie Versicherungen, Versorgungswerke und Pensionskassen nach Rendite. Nun sind die klassischen Renditepfade (insbesondere durch die expansive Notenbankpolitik) so überlaufen, dass dort Investments zunehmend unattraktiv werden.

Wie wäre es, wenn ein neues Marktsegment verfügbar würde, das bisher nicht investierbar war? Ist ein Kreditfonds als Anlageinstrument auch im Wachstumsmarkt Sozial- und Gesundheitswirtschaft funktionsfähig, i.e. kann dieses Instrument für Kreditnachfrager als auch für Investoren attraktiv gestaltbar sein? Kann man Impact Investing, ökonomische Rendite und soziales Engagement überhaupt miteinander verbinden? Nachhaltigkeit wird derzeit sehr ökologisch gedacht – Carbon Footprint, CO2-neutrales Klimaziel bis 2050, „Stranded Assets“ bei Kohle, Atomenergie und vielleicht demnächst Rohstoffwerten seien hier als Stichworte genannt. Mit Kreditfonds werden derzeit M&A, Wachstumsstrategien und Infrastruktur finanziert. Die Renditen in diesen Bereichen sinken stetig, damit verbundene Risiken bleiben gleich oder steigen sogar an. Dennoch: Kreditfonds sind ein sinnvolles Anlageinstrument für professionelle Investoren.

„Geduldiges Kapital“, das langfristig arbeiten soll, braucht allerdings kompetente Produktanbieter, welche die Spreu vom Weizen trennen können, dadurch Opportunitäten schaffen und optimalerweise selbst stark an Produkterfolg und am Produktrisiko beteiligt sind – um schlicht und einfach eine Gleichgerichtetheit der Interessen zu gewährleisten. Diese „skin in the game“ ist umso mehr erforderlich, als im Bereich der alternativen Investments die Bäume auch nicht mehr in den Himmel wachsen! Es gibt nicht viele Banken, die über hohe Kompetenz in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft verfügen. Kann man als Produktgeber das Heilen von Krankheiten oder Verletzungen, das Kümmern um junge oder ältere Mitmenschen (mit und ohne Pflegebedarf) und die Versorgung der Bevölkerung mit Bildung zu einem Anlageprodukt zusammenführen? Ja, man kann! Der Pflege- und Gesundheitsmarkt ist hochreguliert, die Pflegesätze (und damit die Cash-flows) sind gesetzlich vorgeschrieben oder werden fest mit Kommunalbehörden und Krankenkassen verhandelt. Sie sind damit sehr transparent.

Eine Rendite nach Kosten von etwa 3%, ein untypisch schneller Kapitalrückfluss innerhalb von 10 Jahren durch zwischenzeitliche Tilgungen machen solche Vehikel attraktiv. Man sollte aber auch auf die Risikobeteiligung des Produktgebers achten: Ist er selbst in das Gesamtfinanzierungspaket involviert oder werden hier Risiken ausgelagert? Hat der Produktgeber eine nachweisbare Kompetenz bei der Beurteilung von sozialen Geschäftsmodellen und damit verbundenen Spezialimmobilien? Ferner ist zu prüfen, ob die Governance und die geschäftliche Ethik des Produktgebers „authentisch“ erscheinen, vulgo ist die Nachhaltigkeit glaubwürdig – gerade um langfristig glaubwürdig soziale und ökonomische Rendite mit messbaren Impact Effekten auf die Versorgung einer Region mit Betreuungs- und Arbeitsplätzen gewährleisten zu können.

Fazit: Skin in the game beim Produktgeber, realistische Renditeperspektive, stabiler Wachstumsmarkt (unkorreliert zu den Kapitalmärkten) und ein fairer Interessensausgleich zwischen Investor und Kreditnachfrager verbunden mit einer nachweisbaren Marktkenntnis – das sollte die Basis für die Auswahl des jeweiligen Kreditfonds sein.

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*) Anton Bonnländer leitet den Bereich Anlagemanagement der Bank für Sozialwirtschaft AG (BFS) und verantwortet neben dem Kundenwertpapiergeschäft auch die Eigenanlagen der BFS. Er ist 55 Jahre alt und Vater von zwei Töchtern und ehrenamtlich als Beirat der Hilde-Ulrichs-Stiftung in Frankfurt am Main tätig.