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Kreditfonds – ein Marktüberblick

Kreditfonds erfreuen sich zurzeit eines großen Interesses seitens institutioneller Investoren. Sie können helfen, Finanzierungsengpässe zu überwinden. Und sie bieten im aktuellen Niedrigzinsumfeld attraktive Ertragschancen. Inwieweit bieten Kreditfonds das Potenzial, vorhandene Finanzierungslücken zu schließen und ABS oder Banken in der Finanzierung der Realwirtschaft zu ersetzen.

Ann-Kristin Möglich und Ralf Raebel

Die erhöhte Aufmerksamkeit institutioneller Investoren für Kreditfonds (KRF) basiert zum einen auf der Regulierung von Banken (Basel III), welche bereits im Vorfeld der Einführung zu Engpässen bei der Finanzierung gewerblicher Immobilien, in der Schiffs- und Flugzeugfinanzierung sowie vor allem in den Peripherieländern bei der Finanzierung von kleinen und mittleren Unternehmen geführt hat. Kreditfonds bieten Banken ähnlich den Verbriefungen die Möglichkeit, Kreditrisiken in den betreffenden Geschäftsfeldern gegebenenfalls auszuplatzieren und so das entsprechende Neugeschäft überhaupt noch aufrechtzuerhalten. Vor dem Hintergrund der zumindest in Europa eingebrochenen und nur beschränkt funktionsfähigen Verbriefungsmärkte bieten sie sich daher als funktionierende Alternative an.

Zum anderen fördert das aktuell niedrige Zinsumfeld auf Seiten von Versicherungen unter anderem das Interesse an „Alternativen Credit Investments“ (ACI), die einerseits weitere Diversifikationsvorteile bieten, andererseits aber auch zusätzliche (höhere) Ertragspotenziale eröffnen. Auch die unter Solvency II anstehenden deutlich erhöhten Kapitalunterlegungen für bestimmte Investments rücken für viele VAG-Anleger die Anlageklasse „Kredit“ unter Ertrags-/Risiko- bzw. Ertrags-/Kapitalbindungs-Aspekten immer stärker in den Fokus.

Unsere Marktanalyse des jungen, aber äußerst dynamischen Segments der Kreditfonds erfolgte vor dem Hintergrund, eine Antwort zu finden auf die Frage: Können bzw. werden Kreditfonds künftig ABS oder sogar Banken als Finanzier der Realwirtschaft ersetzen und die durch die Regulierung geschaffenen Finanzierungslücken schließen?

Die Suche nach Kreditfonds, die in Europa als Alternative zur Verbriefung zur Verfügung stehen, gestaltet sich allerdings sehr schwierig. Dies ist auf die mangelnde sprachliche Differenzierbarkeit zwischen einem „Credit-Fonds“ und einem „Kreditfonds“ (engl. beide „credit funds“) zurückzuführen, an dem die Suchfunktionen der Fondsdatenbanken regelmäßig scheiterten. Dabei werden „Credits“ – in welcher Form auch immer – in Abgrenzung zu „Equities“, „Commodities“ oder „alternativen Investmentprodukten“ interpretiert. Die Suche nach „Loan funds“ hilft auch nur begrenzt weiter, unter anderem, weil hierin auch Verbriefungsstrukturen einbezogen werden.

Im Sinne unserer Fragestellung und Abgrenzung haben wir in den verschiedenen internationalen Fondsdatenbanken insgesamt 95 derzeit in Europa aktive Kreditfonds gefunden. Deren aggregiertes Zielvolumen beläuft sich auf 48,3 Mrd. Euro. Dabei stellen Gewerbeimmobilien-Kreditfonds mit 42% das größte Segment dar, gefolgt von Mittelstands-Kreditfonds (27%) und Infrastruktur-Kreditfonds (17%) sowie Sonstige (14%). Da wir den Investitionsgrad derzeit nur bei etwa einem Fünftel des Zielvolumens veranschlagen, wären demnach bislang nur approximativ 10 Mrd. Euro effektiv investiert worden.

Im Vergleich zum EU-Verbriefungsmarkt mit einem ausstehenden Verbriefungsvolumen von rund 1,5 Bio. Euro und einem Neuemissionsvolumen von rund 168 Mrd. Euro in 2013 zeigen die Relationen, dass Kreditfonds in Summe derzeit noch ein viel zu kleines Volumen generieren, um ABS zu verdrängen oder gar Banken bei der Finanzierung der europäischen Realwirtschaft zu ersetzen.

Dennoch handelt es sich bei Kreditfonds um ein äußerst dynamisches Wachstumssegment, dessen Wachstumsphase noch keinesfalls abgeschlossen erscheint. So wurde allein in 2013 mit rund 15 Mrd. Euro etwa ein Drittel des aggregierten Zielvolumens aufgelegt. Wir gehen von einem steigenden Volumenzuwachs in den nächsten Jahren aus. Demnach stellen Kreditfonds für uns keinen Modetrend dar, sondern werden sich nachhaltig etablieren. Dies liegt unter anderem an der langen Laufzeit der Produkte sowie den zeitverzögerten, kumulierten Investitionen.

In einzelnen Segmenten, wie beispielsweise im Bereich der Gewerbeimmobilien, kann dieser kumulative Effekt sogar das über CMBS (Commercial Mortgage-Backed Securities) erhobene Refinanzierungsvolumen übersteigen. In Zukunft wird es daher unseres Erachtens zu einem Nebeneinander von ABS und Kreditfonds als Finanzierungsinstrumente kommen.

Hinsichtlich der gewünschten Kreditqualität werden nach unserer Einschätzung aufgrund des überwiegenden VAG-Investorenhintergrunds zahlreicher Kreditfonds und der bestehenden Risikoaversion weiterhin Senior-Debt-Anlagen vorherrschen. Damit einhergehend dürfte der regionale Investitionsfokus auch künftig auf Großbritannien bzw. den Kernstaaten Europas liegen. In diesem engen Marktumfeld werden der Zugang zu (hochwertigen) Assets und das sektorspezifische Know-how des Kreditfonds-Managers entscheidende Erfolgsfaktoren sein. Der weitreichende Infrastrukturfinanzbedarf wird durch eine Vielfalt aus ELTIFs (European Long-Term Investment Funds), EU Project Bonds, Infrastrukturverbriefungen und Kreditfonds gedeckt werden (müssen).

Die vollständige Studie kann unter folgendem Link abgerufen werden:
<link http: www.true-sale-international.de uploads media kreditfonds-ein_marktueberblick.pdf>

www.true-sale-international.de/uploads/media/Kreditfonds-ein_Marktueberblick.pdf

  


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*) Ann-Kristin Möglich ist ABS-Analystin bei der DZ BANK AG, Frankfurt. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Finance trat sie im Jahr 2011 bei der DZ BANK AG als Trainee Investment Banking ein. Neben dem Erstellen verschiedenster Publikationen den europäischen Verbriefungsmarkt betreffend ist ein weiterer Schwerpunkt ihrer Tätigkeit die Durchführung von Wertpapier- und Portfolioanalysen sowie die Beratung institutioneller Kunden bei der Anlage in ABS und alternativen bzw. hybriden Finanzinstrumenten. Ralf Raebel stieg nach der Ausbildung zum Bankkaufmann und dem Studium der Betriebswirtschaftslehre 1996 bei der DG BANK AG, Frankfurt, als Trainee Investment Banking ein. Nach mehreren Jahren im Bereich Equity Capital Markets bzw. Corporate Finance/Technology wechselte er 2006 ins ABS Research, dessen Leitung er in 2011 übernahm. Er ist Verfasser von Publikationen zu verbriefungsrelevanten Themen. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist die Durchführung von Wertpapier- und Portfolioanalysen sowie die Beratung institutioneller Kunden bei der Anlage in ABS und alternativen bzw. hybriden Finanzinstrumenten.

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