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Leitzinserhöhung der EZB findet breite Zustimmung

Die Europäische Zentralbank hat am heutigen Donnerstag in einem ersten Schritt den Leitzins um 25 Basispunkte angehoben und damit vermutlich die vielzitierte „Zinswende“ eingeleitet. Eine Maßnahme die viel Zustimmung findet, wie ein Stimmenfang von IPE Institutional Investment zeigt. Demnach sind weitere Schritte im Jahresverlauf eine fast ausgemachte Sache.

So äußerst sich Stewart Robertson, Chefvolkswirt Europa, Aviva Investors: „Der heutige Zinsschritt der Europäischen Zentralbank (EZB) ist keine Überraschung, wenn man die Kommentare von Herrn Trichet vor einigen Wochen gehört hat. Die Finanzmärkte gehen nun davon aus, dass das Zinsniveau zum Ende des Jahres um weitere 75 Basispunkte auf 2 Prozent steigen wird und um weitere 100 Basispunkte Verlauf des Jahres 2012. Davon würde insbesondere die deutsche Wirtschaft mit ihren guten wirtschaftlichen Wachstumsdaten profitieren. Allerdings erscheint eine restriktivere Geldpolitik für die Volkswirtschaften an der europäischen Peripherie ungeeignet, insbesondere für diejenigen, die sich unter den EU-Rettungsschirm begeben mussten oder gerade dabei sind. Angesichts der weitreichenden Haushaltskonsolidie­rungen, die in diesen Ländern eingeleitet worden sind – oder unmittelbar anstehen – ist eine Zinserhöhung wohl das Letzte, was diese Volkswirtschaften nun gebrauchen können. Die EZB wird diese gegenläufigen Anforderungen bei ihren weiteren Zinsentscheidungen in den kommenden 18 Monaten ausbalancieren müssen. Nach unserer Einschätzung hat der Markt ein wenig vorschnell reagiert. Das Zinsniveau dürfte Ende 2012 durchaus näher an 2 Prozent als an 3 Prozent liegen. Unsere Prognose lautet: 2,25 Prozent.“

Andreas Rees, Chief German Economist, UniCredit Group, begrüßt die Entscheidung der EZB: „Chapeau, Monsieur Trichet! Der frühe Einstieg in die Normalisierung ist eine gute und angemessene Entscheidung. Weitere graduelle Anpassungen in der Geldpolitik sind dadurch möglich, ohne die Finanzmärkte über Gebühr zu belasten. "Sprünge" und negative Überraschungen werden vermieden. Die Gefahr hinter die Kurve zu fallen ist damit für die EZB wesentlich geringer als beim ihrem großen Bruder – der Federal Reserve.“ Rees sieht bereits im Juni/Juli eine weitere Zinserhöhung um 25 bps auf den Markt zukommen.

Pro Aktien & Rohstoffe
Hinsichtlich Asset Allocation rät Dennis Nacken, Senior Analyst Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global Investors, angesichts der Zinserhöhung vor allem dazu, dem Herdentrieb zu widerstehen: „Die Aktienmärkte geben bei Zinserhöhungen meistens kurzfristig nach. Aber unsere Untersuchungen zeigen, dass in den letzten 40 Jahren die Aktienmärkte in den zwölf Monaten nach einer Leitzinserhöhung eine deutlich positive Performance gezeigt haben.“ Noch besser sei in diesem Zeitraum die Entwicklung der Rohstoffmärkte gelaufen, die in den zwölf Monaten nach einer ersten Leitzinserhöhung um durchschnittlich mehr als 20 Prozent zulegten. Die Wertentwicklung von Anleihen hingegen war negativ.Eine mögliche Erklärung für den positiven Zusammenhang von erster Leitzinserhöhung und steigenden Aktien- und Rohstoffnotierungen sieht Nacken im Verhalten der Notenbanken. Sie erhöhen erst dann die Zinsen, wenn sich ein Konjunkturaufschwung deutlicher abzeichnet und die Nachfrage nach Konsumgütern und Rohstoffen wieder spürbar steigt.