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„Man sollte mit Spannung die zukünftige Entwicklung im Bereich Real Assets und Infrastruktur beobachten“

Am 3. und 4. Dezember fand die infrastructure INVESTMENTWORLD in Frankfurt statt. Der unabhängige Branchenexperte Markus Hill moderierte dort einen Roundtable mit Produktanbietern und institutionellen Investoren moderieren. Diskutiert wurden die Erfahrungen und Lehren aus Erfolgen und Misserfolgen bei bestehenden Fondskonzepten. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit ihm im Vorfeld der Konferenz über die aktuelle Entwicklung beim Investmentthema Infrastruktur.

Markus Hill

IPE Institutional Investment: Herr Hill, welche Themen werden bei Ihrem Roundtable in Frankfurt diskutiert?
Hill: Die Runde ist gestaltet in Richtung Erfahrungsberichte und Gedankenaustausch zu dem Thema Erfolgsfaktoren bei bestehenden Fondskonzepten im Bereich Infrastrukturinvestments. Terrapinn veranstaltet diese Konferenz wohl zum dritten Mal in Folge, ich gehe also davon aus, dass viele interessante Leute dort offen sind für den fachlichen Gedankenaustausch. Anbieter und Investoren haben vielleicht verschiedene „Brillen“ zur Beurteilung dieses Sachverhaltes. Aus den Erfolgsfaktoren lassen sich natürlich die Misserfolgsfaktoren stärker ablesen. Da man in einem geschlossenen Zirkel diskutiert, verspreche ich mir auch einige neue Erkenntnisse. Vielleicht kann dort der eine oder andere Anbieter offen über kritische Punkte bei der Konzeption sprechen, vielleicht können Investoren wertvollen Input geben, wo noch Optimierungspotential bestehen könnte. Bei Einzelgesprächen, gerade bei Investoren, sehe ich häufig das Interesse an dieser Art von Gedankenaustausch. Wenn man unabhängig und offen diese Sachverhalte anspricht, staunt man häufig darüber, wie offen und konstruktiv der Input sein kann. Im Sinne von: „Was würden Sie gerne einmal offen und klar dem Fondsanbieter mitteilen, im Sinne vom Ausschöpfen von Optimierungspotentialen?“.

IPE Institutional Investment: Was wären mögliche konkret Stichpunkte bei einer solchen Diskussion?
Hill: Infrastruktur wird derzeit intensiv bei allen Markteilnehmern diskutiert. Vergangene Woche hatte ich mir noch auf einer Investorenkonferenz bei Einzelgesprächen Produkte angesehen. Eine „Boutique“ aus dem Ausland stellte einen Infrastrukturfonds vor. Die üblichen Themen: Zielinvestments, Track Record, Investmentthemen und Kostenstrukturen. Nicht zu vergessen: Die handelnden Personen, Akteure. Wenn man sich viele Produkte ansieht – wobei ich mich in diesem Bereich keineswegs als Experten betrachte – erinnert mich das Setting sehr stark an den Bereich klassische Manager Selection. Die Grundfaktoren – Performance, Köpfe, Risikomanagement, Operations etc. – lassen sich oft einfach identifizieren und bewerten: Mit dieser oder jener Aufstellung des Fonds, mit diesen oder jenen Personen – wie wahrscheinlich ist ein Erfolg oder Misserfolg? Auch wenn viele Anbieter bewusst oder unbewusst eine Menge „Nebelgranaten“ werfen – alles anders, komplexer, vielfältiger, nicht vergleichbar etc.: Mit viel Demut und mit Unterstützung entsprechender Experten und mit simplen Diversifizierungsgedanken kommt man einen Schritt weiter. Bei dem Erfahrungsaustausch bin ich gespannt, ob Anbieter hier vehement widersprechen werden. Vielleicht haben diese dann auch in diversen Punkten überzeugende Argumente – dann korrigiere ich gerne mein gegenwärtiges Bild, nicht nur bei den Produktanbietern: Auch institutionelle Anleger verhalten sich häufig prozyklisch hinsichtlich Produkten und Trends – mit Spannung sollte man die zukünftige Entwicklung im Bereich Real Assets und Infrastruktur beobachten!


IPE Institutional Investment: Sie tauschen sich im Rahmen von Kundenprojekten häufig mit Anbietern und Investoren gedanklich aus. Wie beurteilen Sie den Themenkomplex Real Assets und Infrastruktur in der Wahrnehmung beider Seiten?
Hill: Zunächst sollte ich einmal sagen, dass ich Hochachtung vor Leuten habe, die jahrelang sozusagen „dicke Bretter“ in diesem Bereich bohren, also Experten. Meiner Ansicht nach können viele Investoren und Consultants nicht ständig das Wissen vorhalten, dass nötig ist, bei bestimmten Themen ins Detail zu gehen (Fondskonstrukution, Zielinvestments, Branchen etc.). Das widerspricht nicht unbedingt meinem Gedanken zur Komplexitätsreduktion: Wenn ich für einen Investor eine Vorfilterfunktion wahrnehme, kann das Feedback von zum Beispiel fünf Experten zusätzlich entscheidungsunterstützend wirken. Unabhängig von der vertieften Due Diligence beim Auftraggeber. Family Offices haben hier in Teilen gegenwärtig eine gute Entwicklung der Lernkurve, da sich im Rahmen von Club Deals-Diskussionen sehr viel Netzwerk und Know-how aufbaut. Spricht man zum Beispiel mit Corporate-Vertretern, kommt man nicht unbedingt zu anderen Schlüssen. Am Schluss geht es häufig um die Frage: Wer managed die Manager und wer managed die Dienstleister? Wer fügt alle diese Komponenten sinnvoll zusammen? Sozusagen: Connecting the dots!

Infrastrukturinvestments erscheinen komplex: Regulierung, Steuern, national versus international, Branchentrends, Analystenexpertise etc. – spricht man Experten kommt man jedoch häufig zu dem Schluss, dass sich in der Industrie schon genug Know-how befindet, damit Anbieter und Investoren zusammenkommen können. Wir haben Niedrigzinsumfeld, es herrscht Anlagedruck, es herrscht ein temporärer Mangel an Due Diligence-Expertise bei bestimmten Investorenkreisen und der Markt ist in einer Kennenlern- und Bereinigungsphase. Infrastrukturinvestments gibt es schon sehr lange, scheinbar wird, trotz gegenwärtigen Medienhypes, wohl nicht unbedingt eine „Erfolgsgeschichte“ wie Neuer Markt oder zum Beispiel 130-30-Fonds entstehen. In diese Landschaft passen zum Beispiel Ihre Aktivitäten mit Berichterstattung und Investorenfrühstücken zum dem Thema Infrastruktur. Investor Education findet zunehmend statt, seitens Anbietern, Event-Veranstaltern, Medien. Wenn neben – beispielsweise - regulatorischen Hürden noch genügend interne und externe Ressourcen seitens der Investoren im Bereich Due Diligence aufgebaut werden, dann wird das Thema etabliert sein – im Sinne von: Es wird ernsthaft geprüft und investiert, im Einklang mit der medialen Begleitung des Themas. Öffentlich und veröffentlichte „Meinung“ würden, sozusagen nicht wie so oft in unserer Branche, im Einklang stehen.


IPE Institutional Investment: Bei den Bereichen Fondskonzeption und Markteintritt und Investmentinteresse von Ausländern – sehen Sie da befruchtende Elemente für die Infrastrukturinvestment-Diskussion in Deutschland?
Hill: Im Bereich Fondskonzeption sehe ich im regulatorischen Bereich einen „kreativen Impuls“ in Richtung Fondshüllenvarianten für institutionelle Investoren. Kapitalanlagegesellschaften wie Universal-Investment, AmpegaGerling, Hansainvest etc., wie auch die weniger „spezialisierten“ Häuser wie Union Investment und Deka, werden da bestimmt viele interessante Anfragen erhalten. Bei der Diskussion mit ausländischen Mandanten – gerade im Real Asset-Bereich – ist mir aufgefallen, dass bei einigen Gesprächen wie Konsulatsveranstaltungen in Frankfurt durchaus nach Deutschland gesehen wird. Unternehmen und vermögende Private sehen uns als eine Form von „Großer Schweiz“. Durch neue Produkthüllen sehe ich auch da Potential für Fondsauflagen und auch Direktinvestments in Deutschland. Spricht man mit Family Offices in dieser Angelegenheit, so wird häufig vorab schon großes Interesse an diesem Themenkreis signalisiert. Der Vorlauf bei solchen potentiellen Investments braucht Zeit. Bestimmte Anwaltskanzleien besitzen hier Expertise, viele Mandanten würden auch gerne investieren. Die scheinbare Komplexität der Themen wie auch potentiell abschreckend Gebührenkaskaden (Beispiel: Direktinvestments, Zielobjekte Immobilien oder Renewables) müssen neutralisiert werden, solche Dinge bedürfen eines größeren Koordinations- und Kommunikationsaufwands. Viele Leute müssen halt mit vielen kompetenten Leuten sprechen, damit nachher alle Seiten „klüger“, enscheidungsbereit und am Schluss zufrieden sind. Auf einer Mikroebene stellt sich das häufig wie Moderation bei Panel und Roundtable dar, in Kombination mit Projektmanagement!

IPE Institutional Investment: Vielen Dank für das Gespräch.

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*) Markus Hill ist unabhängiger Asset Management Consultant in Frankfurt am Main.

Kontakt: info@markus-hill.com; Website: <link http: www.markus-hill.com>www.markus-hill.com
INFO: <link http: www.terrapinn.com conference iiwde speaker-markus-hill.stm>Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Sie unter folgendem Link. Für Input, Ideen und Anregungen zu dem Themengebiet besteht seitens Herrn Hill großes Interesse, auch im Nachgang zur Veranstaltung.