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Marktkommentar: Dividendenwachstum auch im schwierigen Marktumfeld

Alle Jahre wieder schüttet in den Kalendermonaten April und Mai der Großteil der DAX-Konzerne die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr an die Aktionäre aus. Die gesamte Ausschüttungssumme von rund 30 Mrd. Euro bedeutet einen erheblichen Liquiditätszufluss für die Anleger, der teilweise wieder am Aktienmarkt investiert wird.

Bei einer Marktkapitalisierung der DAX-Konzerne von insgesamt über einer Billion Euro erzielen die Aktionäre mit diesen Ausschüttungen derzeit eine Dividendenrendite von knapp 3% - im von Negativzinsen geprägten Umfeld ein hochattraktiver Wert. Der Renditeaufschlag zu Unternehmensanleihen guter Bonität, deren Rendite angesichts des ausgeweiteten Ankaufprogramms der EZB kaum ansteigen dürfte, bewegt sich inzwischen sogar auf historisch hohem Niveau. Offensichtlich reflektiert dieses Phänomen ein hohes Maß an Risikoaversion am Aktienmarkt und nur bedingtes Vertrauen in die Nachhaltigkeit dieser hohen Dividendenzahlungen.

 

Abb. 1: Renditevergleich Aktien vs. Unternehmensanleihen
Quelle: Bloomberg & eigene Berechnungen

Die Zweifel an der Nachhaltigkeit der Dividenden werden genährt durch die deutliche Wachstumsabschwächung in den Schwellenländern, Turbulenzen an den Rohstoff- und Devisenmärkten, die Brexit-Diskussion sowie geopolitische Krisen, die das aktuelle Marktumfeld prägen. Die Analystenschätzungen für die Unternehmensgewinne werden daher nach unten revidiert, und für die Gesamtheit der Unternehmen wird nur noch ein geringfügiges Gewinnwachstum erwartet. Da zudem die Ausschüttungsquoten der Unternehmen in den letzten Jahren bereits spürbar angehoben wurden, dämpft dies die Dividendenerwartungen ebenfalls. Und selbst die so stattliche DAX Dividendensumme von 30 Mrd. Euro erscheint gar nicht mehr so spektakulär, stellt sie doch im Vergleich mit dem Vorjahreswert bestenfalls einen marginalen Anstieg dar.

Ob es überhaupt noch zu einem kleinen Plus reicht, hängt letztlich vom Dividendenvorschlag bei Volkswagen ab, der aufgrund des Abgasskandals erst verspätet Ende April verkündet wurde. Vor allem die Tatsache, dass die Dividenden bei den prominenten DAX-Mitgliedern RWE und Deutsche Bank komplett ausfallen, belastet das Gesamtergebnis des DAX-Index doch spürbar. In der Breite dagegen fällt das Bild deutlich erfreulicher aus: 24 der 30 DAX-Unternehmen schaffen es trotz der negativen Einflussfaktoren die Dividendenausschüttung anzuheben. Bei immerhin 12 Unternehmen liegt das Dividendenwachstum sogar im prozentual zweistelligen Bereich. Hier wirkt sich die Tatsache positiv aus, dass die nach der Finanzkrise gestärkten Unternehmensbilanzen häufig eine höhere Ausschüttungsquote erlauben.

Der Blick über die deutsche Landesgrenze hinaus auf den europäischen Aktienindex STOXX Europe 600 liefert angesichts der breiteren Branchendiversifikation ein noch repräsentativeres Bild für das Ausschüttungsverhalten der Unternehmen. Die in Deutschland weniger relevanten Branchen Öl & Gas sowie Rohstoffe sind hier die Problemkinder in puncto Dividendenpolitik.

Während die Oil Majors BP, Royal Dutch Shell und Total dank starker Bilanzen den niedrigen Ölpreisen noch mit stabilen Ausschüttungen begegnen können, mussten die bilanziell schwächer aufgestellten Konkurrenten ENI, OMV und Repsol bereits Dividendenkürzungen vornehmen. Im vom Verfall der Rohstoffpreise besonders stark erschütterten Minensektor fällt die Bilanz noch ernüchternder aus. Selbst der vor wenigen Monaten noch so mutige Chef des Branchenführers BHP Billiton, der „nur über meine Leiche“ von der progressiven Dividendenpolitik des Unternehmens abrücken wollte, ist inzwischen kleinlaut zurückgerudert und hat für die Zukunft eine neue Dividendenpolitik mit signifikant niedrigeren Ausschüttungen angekündigt.

Überwiegend positiv fällt dagegen die Dividendensaison in den meisten anderen Branchen aus. Herausragende Nachrichten liefern vor allem die Sektoren Chemie, Immobilien, Medien und Technologie, in denen 80% - 90% der Unternehmen ihre Ausschüttungen erhöhen können und kein einziges Unternehmen die Dividende kürzen muss. Während Unternehmen aus dem Chemiesektor meist von ihrer breit diversifizierten Kundenstruktur profitieren und somit weniger krisenanfällig sind, unterstützen niedrige Zinsen die Immobilientitel.

Die sehr heterogene Branche Medien wird durch die starke Werbekonjunktur und den fortschreitenden digitalen Wandel geprägt, während große Firmen aus der Technologiebranche zwar weniger stark wachsen, häufig aber über eine enorm hohe Eigenkapitalbasis verfügen. Besonders interessant sind die aktuellen Dividendentrends in den unterschiedlichen Segmenten der Finanzindustrie. Klar positiv fällt die Dividendensaison bei Finanzdienstleistern aus, die dank der guten Kapitalmarkttendenz der letzten Jahre zumeist von steigenden Assets under Management profitieren.

Auch Versicherungen können die Probleme, welche das Niedrigzinsumfeld für das Finanzergebnis mit sich bringt, im operativen Geschäft dank überwiegend positiver Preis- und Schadentrends in der Sachversicherung gut kompensieren. Und selbst für die europäischen Banken fällt die Dividendensaison gar nicht so schlecht aus, obwohl negative Nachrichten bei Deutsche Bank, Barclays, Banco Santander und Standard Chartered die Schlagzeilen dominieren. Denn nach dem Eigenkapitalaufbau der letzten Jahre, der oft auch Dividendenverzicht bedeutete, können inzwischen wieder mehr als 70% der Banken höhere Dividenden ausschütten. Viele Banken haben sich jedoch nur auf klar gewinnabhängige Ausschüttungsquoten und keine Mindestausschüttungsversprechen festgelegt. Dies hat zur Folge, dass negative Ertragsauswirkungen durch die aktuellen Maßnahmen der EZB künftig zu wieder sinkenden Ausschüttungsbeträgen führen könnten.

Zusammengefasst lässt sich für die europäische Dividendensaison festhalten: 72% der Unternehmen schütten höhere Dividenden aus als im Vorjahr, 20% halten die Dividenden stabil und nur 8% müssen Dividendenkürzungen vornehmen. Auf Indexebene ergibt sich eine attraktive Dividendenrendite von 3,0% (ungewichteter Durchschnitt) und ein sehr solides Dividendenwachstum von fast 7% (Median). Für Investoren, die mit der höheren Volatilität der Anlageklasse Aktien vertraut sind und temporäre Schwächephasen bilanziell verkraften können, stellt die attraktive Dividendenrendite und das aktionärsfreundliche Ausschüttungsverhalten der Unternehmen einen klaren Kaufanreiz dar. Bei guter Einzeltitelselektion und dem vorausschauenden Vermeiden von Titeln mit negativen Dividendenüberraschungen lassen sich am europäischen Aktienmarkt sogar die Faktoren attraktive Dividendenrendite und gutes Dividendenwachstum kombinieren.


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*) Mit rund 2 Mrd. Euro Assets under Management hat sich Tresides Asset Management vom 2013 gegründeten Start-up zur gefragten Investmentboutique entwickelt. Tresides-Fondsmanager und Partner Berndt Maisch zählt mit 17 Jahren exzellentem Performance Track Record zu den erfahrensten Managern in Deutschland im Bereich Dividendenfonds. Bei Tresides ist er verantwortlich für den Publikumsfonds Tresides Dividend & Growth AMI.