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„Marktunabhängige Strategien werden in den kommenden Jahren einen deutlichen Mehrwert gegenüber direktionalen Strategien bieten“

IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Bernhard Matthes, Bereichsleiter Portfolio Management bei BKC Asset Management in Paderborn über die aktuelle Notenbankpolitik und die Auswirkungen auf die Wertpapiermärkte. Außerdem ging Matthes auf die Vorteile einer Einbindung von ESG/SRI-Kriterien in den Investmentprozess ein.

Bernhard Matthes

IPE Institutional Investment: Herr Matthes, wie sehen Sie aktuell das „große Bild“ an den Märkten?
Matthes: Wir glauben dass die Notenbanken weltweit – auch die US-Fed – teilweise deutlich „hinter der Kurve“ agieren. Entsprechend teuer sind sowohl die Aktien- als auch die Rentenmärkte, da zumeist nicht Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen, sondern das Geld der Notenbanken.

IPE Institutional Investment: Welche Implikationen hat dies auf die Asset Allokation?
Matthes: Wir gewichten in unseren Multi-Asset-Portfolios derzeit sowohl Aktien als auch Renten unter. Auch wenn es kostet, ist Cash für uns nicht die schlechteste Anlageklasse. Ansonsten sind wir sehr stark in alternativen Anlagestrategien unterwegs, da wir glauben, dass in den kommenden Jahren marktunabhängige Strategien einen deutlichen Mehrwert gegenüber direktionalen Strategien bieten.

IPE Institutional Investment: Bieten die Emerging Markets derzeit auch einen Mehrwert?
Matthes: Hier kommt es ganz klar auf den Zeithorizont des Anlegers an. Kurzfristig würde ich derzeit definitiv eher Vorsicht walten lassen, die deutlich gestiegenen US-Zinsen und der starke US-Dollar schaffen einen deutlichen Gegenwind. Längerfristig – so wie auch der Anlagehorizont unserer Kunden wie Kirchen und Stiftungen – bietet der Markt aktuell interessante Einstiegsperspektiven bei den interessanten Schuldnern, da im Markt derzeit kaum differenziert wird.

IPE Institutional Investment: Welche Rolle spielt das Thema ESG/SRI in den Emerging Marktets?
Matthes: Zunächst einmal fällt durch die Nutzung eines ESG-Filters bzw. einer entsprechenden Vorselektion ein nicht unbeträchtlicher Teil des Investmentuniversums in EM-Bonds weg. Wir sehen dies aber auch ganz klar als eine Art der Risikoprävention, die in den letzten Jahren z.B. in Märkten wie der Türkei oder Südafrika sehr gut funktioniert und uns vor Schaden im Portfolio bewahrt hat. Neben dieser Risikosicht haben wir gerade für unsere kirchlichen Kunden aber auch klare Ausschlusskriterien wie z.B. Länder, in denen eine Einschränkung der Religionsfreiheit, Folter, Korruption oder andere schwerwiegende Sachverhalte vorliegen.

IPE Institutional Investment: Wie stark schränkt sich damit das Investmentuniversum ungefähr ein?
Matthes: Im Aktienbereich schließen wir insgesamt rund 40 bis 45% des Investmentuniversums aus, im Bondbereich haben wir für unsere Kunden eine Karte entwickelt, auf der wir dies auf Länderebene veranschaulichen, da es schwer in Prozent zu fassen ist (sh. folgende Grafik, Anm. der Redaktion).



IPE Institutional Investment: Wie hat sich das Interesse bzw. die Auseinandersetzung auf Investorenseite mit dem Thema ESG/SRI insgesamt verändert?
Matthes: Vor fünf bis zehn Jahren war es ganz klar der ethische Anspruch, der das Interesse an entsprechenden Strategien getrieben hat. Mittlerweile hat sich der Ansatz als eine Art Risikopräventionsmaßnahme durchgesetzt, gerade auch bei großen Kunden. Wir sehen auch deutlich in unseren Portfolios, dass dies zu einem robusteren Rendite-Risikoprofil führt. Letztlich kommt es nur darauf an, die richtigen Kriterien aus den einzelnen Teilbereichen im Rahmen einer ESG-Strategie sinnvoll zu selektieren und zu kombinieren. So hat die Corporate Governance-Qualität einen direkten Zusammenhang mit dem Unternehmensrisiko, oder aber der Korruptionsindex eines Landes einen klaren Zusammenhang mit dem CDS-Ausfallrisiko.

IPE Institutional Investment: Sie sprachen eingangs die Notenbankpolitik an, wie stark belastet diese Ihre Anlegersegmente mittlerweile?
Matthes: Die Diskussion um die Kosten der Zentralbankpolitik, hier namentlich der EZB, kommt mir in der allgemeinen Diskussion viel zu kurz. Die gemeinnützigen Stiftungen gehören in der Tat zu den Hauptleidenden dieser einschneidenden und weitreichenden Markteingriffe. Es wird hier immer schwerer den notwendigen Ertrag zu erwirtschaften um den operativen Zweck einer Stiftung auch weiterhin am Laufen halten zu können.

IPE Institutional Investment: Hilft neben den Emerging Markets Anleihen noch das Niveau bei südeuropäischen Anleihen?
Matthes: Wir sind her seit längerem sehr vorsichtig und haben keine Anleihen aus Südeuropa in unseren Kundenportfolios. Aufgrund der Negativzinsen in anderen Märkten wie Deutschland meiden wir Staatsanleihen der Euro-Zone weitgehend.

IPE Institutional Investment: Nutzen Stiftungen und kirchliche Anleger ihre Freiheit bei den Anlagerichtlinien bzw. der Regulation?
Matthes: Teilweise. Mein Eindruck ist, dass sich noch immer nicht alle diesen Vorteilen bewusst sind. Wir versuchen hier bei der Beratung zur Asset Allokation stärker darauf hinzuweisen, zumal der Anlagehorizont ja bei beiden Gruppen auch sehr langfristig ist und entsprechende Möglichkeiten bietet.

IPE Institutional Investment: Besten Dank für diese Einblicke!