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„Passive Strategien halte ich außerhalb des Investmentgrade-Bereichs für gefährlich“

Besser als von vielen erwartet schlugen sich Emerging Markets-Anleihen in der ersten Jahreshälfte. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Yerlan Syzdykov, Head of Emerging Markets and High Yield bei Pioneer Investments über den aktuellen Status Quo und Opportunitäten im Markt.

IPE Institutional Investment: Herr Syzdykov, die Emerging Markets haben sich im vergangenen Jahr nicht unbedingt als sicherer Hafen erwiesen. Ist die Story noch intakt – sprich: sind EM-Bonds noch immer eine Alternative zu Euro- bzw. US-Rentenanlagen?

Syzdykov: Ganz klar ja! Beim Blick auf die ökonomischen Rahmendaten sind Emerging Markets deutlich weiter gekommen als beispielsweise noch zur Jahrtausendwende. Schwellenländer stehen ökonomisch wesentlich besser da und auch ihre Verschuldungsstruktur sieht deutlich besser aus. So beträgt der beispielsweise der Anteil der Staatsverschuldung, welcher in lokalen Währungen denominiert ist, rund 80%. Entsprechend gesunken ist die Abhängigkeit vom US-Dollar.

IPE Institutional Investment: Haben die Märkte dann auf die Fed-Ankündigung, das „Quantitative Easing“ zu reduzieren, im vergangenen Frühjahr überreagiert?
Syzdykov: Unseres Erachtens definitiv ja. Zum einen hängen die Märkte nicht mehr so sehr am US-Dollar und der US-Notenbank-Politik. Zum anderen waren die Äußerungen damals ja alles andere als konkret. Hier hat sehr stark die Psychologie der Anleger eine Rolle gespielt. Gerade nach der beeindruckenden Rally in den Jahren zuvor.

IPE Institutional Investment: Wie schätzen Sie die Lage aktuell ein?
Syzdykov: Mittlerweile ist klar, dass das „Tightening“ weniger schnell ablaufen wird, als es der Markt in einer ersten Bestandsaufnahme analysiert hatte. Darüber hinaus sind andere Notenbank wie die EZB aber auch die Notenbank von Japan auf der anderen Seite tätig und geben eher mehr Geld in den Markt. Insofern sind Investoren diesbezüglich entspannter. Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass wir mit mehr Volatilität in den letzten Monaten gerechnet haben.

IPE Institutional Investment: Hat sich die Anlegerstruktur grundsätzlich geändert?
Syzdykov: Auf alle Fälle. Dies sehen wir bereits seit mehreren Jahren. Emerging Markets sind ganz klar in die strategische Allokation vieler institutioneller Adressen gekommen. Wir sehen hier deutlich stabilere Verhältnisse als dies beispielsweise noch vor 10 Jahren der Fall war. Die Märkte sind auch in dieser Hinsicht erwachsener und damit krisenresistenter geworden. Die schnelle Erholung nach dem Sell-off 2008 ist hier ein gutes Beispiel.

IPE Institutional Investment: Sind Local Currency Anleihen für Anleger attraktiver als beispielsweise US-Dollar-denominierte?
Syzdykov: Hier kommt es sehr stark auf den Background des Emittenten ab. Besonders rate ich auf die Abhängigkeit vom Rohstoffsektor bzw. einzelnen Rohstoffen zu achten. Wir sehen hier noch immer Preisdruck auf einzelnen Rohstoffen, entsprechend könnten auch die Währungen der betroffenen Länder schwächer tendieren. Insgesamt bevorzugen wir aus Anlegersicht US-Dollar-Anleihen.

IPE Institutional Investment: Wie stehen Sie beim Thema Staatsanleihen vs. Corporates?
Syzdykov: Es kommt sehr stark auf den einzelnen Emittenten an. Das Risiko eines staatlichen Emittenten ist per se sicher geringer, da wir hier zumeist mehr Transparenz und Stabilität sehen. Es kommt allerdings sehr stark auf den Einzelfall an. Hier haben wir als Asset Manager mit einer starken Researchexpertise sicher den Vorteil, dass wir das jeweilige Kreditrisiko genau analysieren können um dann von Fall zu Fall zu entscheiden. Wichtig ist letztlich auch hier, die Ausfälle im Portfolio zu vermeiden!

IPE Institutional Investment: Sind passive Investments dann überhaupt eine gangbare Option für Investoren in Emerging Markets?
Syzdykov: Im Investment Grade Bereich ist dies sicher vorstellbar. Aber außerhalb sowie insbesondere auch im Corporates Sektor halte ich die Vorgehensweise für gefährlich.

IPE Institutional Investment: Was können Investoren dann dieses Jahr noch an „Return“ im EM-Debt Sektor erwarten?
Syzdykov: Wir stehen gegenüber dem Jahresanfang bei global ausgerichteten Portfolios per Ende Mai bereits rund 6% im Plus, das ist mehr, als wir es noch zum Jahresanfang erwartet haben. Je nach weiterem Vorgehen der Notenbanken – insbesondere der Fed – bis zum Jahresende halte ich rund 8% Gesamtrendite 2014 erreichbar.

IPE Institutional Investment: Vielen Dank für diese Informationen.