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PIMCO sieht „Schwierigkeiten“ bei US-Zinserhöhung

Die Vermögensverwalter von PIMCO rechnen in den kommenden 12 Monaten mit einem Anstieg des weltweiten Wirtschaftswachstums (BIP) auf 2,5% bis 3,0% gegenüber dem Vorjahr. In ihrem jüngsten Konjunkturausblick im Rahmen des jährlich stattfindenden „Secular Forums“ prognostiziert die Firma zudem ein BIP-Wachstum von 2,25% bis 2,75% für die US-Wirtschaft sowie ein Wachstum von 1,5% bis 2,0% für die Eurozone.

Blick auf Manhattan

Innerhalb dieser Zahlen zeigen sich nach Ansicht des Asset Managers aber beträchtliche und zunehmende Divergenzen: Für die Industrieländer prognostiziert PIMCO insgesamt eine geringfügige Beschleunigung des Wachstums, während sich die Aussichten für China deutlich eintrüben und andere Schwellenländer wie Russland und Brasilien sich in einer Rezession befinden. Die chinesische Regierung müsse ein komplexes Maßnahmenbündel umsetzen, um den erfolgreichen Übergang von einem exportorientierten zu einem von Inlandsnachfrage gestütztem Wachstum zu bewältigen. Die Prognose für Chinas BIP-Wachstum bewegt sich in der Bandbreite von 5,5% bis 6,5%. Zudem erwartet PIMCO weitere Schritte der chinesischen Notenbank (PBOC).

USA: Fed könnte sich schwer tun mit nachhaltigen Zinserhöhungen
Für die USA rechnet PIMCO mit einem leichten Anstieg des Wachstums und der Inflation gegenüber der ersten Jahreshälfte 2015. Der erwartete Beschäftigungs- und Lohnzuwachs dürfte den Konsum begünstigen, während die historisch niedrigen Hypothekenzinsen und die aufgestaute Nachfrage nach Wohnimmobilien dem Immobiliensektor Auftrieb verleihen sollten. Dagegen erfahren die Unternehmensinvestitionen Gegenwind auf Grund der niedrigen Ölpreise und der Auswirkungen auf Bohr- und Explorationsfirmen, während die Exporte durch die verzögerten Auswirkungen eines stärkeren Dollars und des verhalteneren Wachstums in den Schwellenländern beeinträchtigt werden. Was die US-Notenbank Fed angeht, werden ihre Zinsanhebungen vermutlich sehr gemäßigt ausfallen. Es besteht nach Aussage von PIMCO Chief Economic Advisor Joachim Fels sogar die Möglichkeit, dass es den US-Währungshütern nicht gelingen wird, die Leitzinsen nachhaltig von der effektiven Untergrenze zu erhöhen.

Europa: Die EZB-Politik zeigt Wirkung auf Realwirtschaft
Im Gegensatz zu den USA profitierte die Eurozone von einer schwächeren Währung und den niedrigen Ölpreisen. Dieser Rückenwind sollte die Gesamtnachfrage weiter kräftigen. Trotz der Ungewissheit um China und andere Schwellenländer rechnet PIMCO für den Euroraum mit einem primär von der Binnennachfrage getriebenen Realwachstum über dem Trend. Andrew Bosomworth, Leiter des PIMCO-Portfoliomanagements in Deutschland, erklärte: „Darin spiegelt sich auch wider, dass die Politik der EZB realwirtschaftliche Wirkung zeigt.“ Aufgrund der gesunkenen Kreditkosten und der gelockerten Kreditvergabestandards der Banken nimmt das Kreditvolumen wieder zu. Auch die Inflationserwartungen sind gestiegen. All diese Faktoren sorgen für eine Entspannung bei den Finanzkonditionen und schlagen sich in der Realwirtschaft nieder. Des Weiteren stellt die Fiskalpolitik nach der Überzeugung von PIMCO keine Belastung für das Wachstum der Eurozone mehr dar: Irland, Griechenland, Portugal, Spanien und in geringerem Maße auch Italien haben beträchtliche Fortschritte bei den Strukturreformen erzielt.

PIMCO erwartet, dass diese Trends länger anhalten werden: Eine Welt mehrerer Geschwindigkeiten für Wachstum, Inflation und Wirtschaftspolitik ist zugleich eines der Hauptelemente von PIMCOs langfristiger These der „Neuen Neutralität“. Zugleich wandeln sich die Zentralbanken teils von einer Quelle endogener Stabilität für die Märkte zu einer Quelle exogener Instabilität. Andrew Balls, PIMCO CIO für Globale Anleihen, und Rich Clarida, Globaler Strategieberater, konstatierten dazu: „Die übermäßige Abhängigkeit von den Notenbanken hat in den zurückliegenden Jahren einen Keil zwischen die Marktbewertungen und die Fundamentaldaten getrieben, der einen umsichtigen Ansatz der Portfoliokonstruktion erfordert.“

Implikationen für die Anlagestrategie
Grundsätzlich sind die globalen Anleihenmärkte nach der Überzeugung von PIMCO durch den langfristigen Rahmen der Neuen Neutralität mit geringen Leitzinsen über die bevorstehenden drei bis fünf Jahre verankert.

Im Euroraum sieht PIMCO weiteres Wertpotenzial in Anleihen mit mittelfristigen Laufzeiten, bei denen die Möglichkeit einer Fortsetzung des QE-Programms über die Frist der EZB von September 2016 hinaus nicht vollständig eingepreist ist.

Das Szenario eines positiven Wachstums und einer vergleichsweise niedrigen Inflation, begleitet von fortdauernden Anleihenkäufen, bleibt günstig für die Zinsprämien bei Anleihen der Euro-Peripherie-Staaten wie Spanien und Italien.

Bei Unternehmensanleihen sieht PIMCO nach den zurückliegenden Spreadausweitungen auch Gelegenheiten über das globale Anlagespektrum hinweg.

PIMCO bleibt auf Grund der divergierenden Geldpolitik und Konjunkturdynamik positiv für den US-Dollar.