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Pimco spricht bei „Schattenbank“-Debatte von „Übertreibung“

Der Vermögensverwalter erklärte außerdem, man erwarte den "langfristigen neutralen Leitzins" bei 0%.

Die Diskussion über institutionelle Investoren, die zunehmend Finanzierungen für langfristige Projekte liefern, „steuert derzeit in die falsche Richtung“, sagte Andrew Bosomworth, Geschäftsführer bei Pimco Deutschland.

Er hielt fest, dass die Bezeichnung „Schattenbanken“, die von manchen Kritikern und Aufsichtsbehörden für diese Investoren gebraucht werde, „übertrieben“ sei, weil diese institutionellen Investoren in keiner Weise den unregulierten Banken ähnlich sind, für die der Ausdruck vor ein paar Jahren geprägt worden war.

Unter anderem hatte der österreichische Finanzminister vor kurzem die Kritik des IWF wiederholt. Dieser hatte im Herbst vergangenen Jahres gewarnt, dass diese weniger regulierten institutionellen Investoren den Wettbewerb am Finanzierungsmarkt verzerren könnten.

Aber Bosomworth betonte, dass das Geld in der Wirtschaft gebraucht werde und Banken es nicht mehr im gleichen Maße wie früher zur Verfügung stellen könnten.

Er fügte hinzu, dass die Vermögensverwalter zusätzlicher Kritik der Aufsichtsbehörden ausgesetzt sind, weil diese befürchten, dass einige Produkte als liquider eingestuft werden könnten, als sie tatsächlich sind.

Allerdings sagte Joachim Fels, Geschäftsführer und Global Economic Advisor bei Pimco, bei einer Präsentation in Wien, dass das Bankensystem zwar über die vergangenen Jahre „viel stabiler“ geworden sei. Dafür sei es jetzt aber anfälliger gegen Liquiditätsschocks, weil mehr Eigenkapital gehalten werde.

Basierend auf den Ergebnissen aus Pimco’s jüngstem Secular Meeting, das regelmäßig im Mai zum langfristigen Ausblick abgehalten wird, werden institutionelle Investoren weiterhin nach Alternativen zu traditionellen Anleihen suchen müssen.

Laut den Analysten wird sich der „Neutrale Leitzinssatz“ für Staatsanleihen in entwickelten Ländern über die nächsten drei bis fünf Jahre bei 0% einpendeln, sobald die Zentralbanken die richtige Balance zwischen Investitionen und Spareinlagen gefunden haben.

„Wir haben jetzt wahrscheinlich den Boden des Zinstales in Europa gesehen“, erläuterte Bosomworth.

Der neutrale Leitzinssatz werde dann nur durch eine Inflationsprämie, die höchstwahrscheinlich um die 2% liegt (die Zielinflation der EZB) erhöht, und eine Laufzeitprämie von durchschnittlich 0,5% bis 1% auf 10-jährige Staatsanleihen, so der Pimco-Geschäftsführer.

Dennoch sieht Fels noch immer nicht die sogenannte „Great Rotation“, also eine große Umschichtung von Anleihen auf Aktien, die von vielen im Niedrigzinsumfeld prognostiziert wird. „Einige Investoren verlagern Teile ihres Portfolios in Aktien, aber Volatilität bleibt ein Problem für viele“, erläuterte Fels.

Bosomworth fügte hinzu, dass nicht alle Unternehmen Geld vom Aktienmarkt holen können und Staaten müssten auch weiterhin Anleihen begeben.

Er erläuterte, dass es auch bei niedrigen Zinsen Nachfrage nach Staatsanleihen gebe, manchmal von ausländischen Investoren zum Zwecke der Diversifikation.

„Staatsanleihen mit niedriger Rendite können in gewisser Weise mit einer Versicherungsprämie verglichen werden, die Investoren für das geringere Ausfallrisiko zahlen“, so Fels abschließend.