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„Private Credit: Rendite und Diversifikationsvorteile“

Im andauernden Niedrigzinsumfeld dürfte angesichts der potenziell höheren Renditen das Thema „Private Credit“ weiter an Interesse gewinnen. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Christoper P. Lyons, Managing Director bei Voya Investment Management, über den Markt und die Renditechancen für institutionelle Anleger.

Chris P. Lyons

IPE Institutional Investment: Herr Lyons, kann die Anlageklasse „Private Credit“ die Schmerzen der institutionellen Anleger im aktuellen Niedrigzinsumfeld lindern?
Lyons: Das Niedrigzinsumfeld ist auch an dieser Anlageklasse natürlich nicht spurlos vorbeigegangen, allerdings sehen wir weiterhin einen klaren Pick-up bei der Rendite gegenüber Staatsanleihen bzw. Public Credit. In einer Zeit, in der jeder Basispunkt de facto hilft, sicher ein Argument für Investoren, sich die Assetklasse genauer anzuschauen.

IPE Institutional Investment: Bevor wir über Renditen sprechen – was sollte man mitbringen, um im Private Credit-Markt erfolgreich zu agieren?
Lyons: Zentraler Punkt ist die Fähigkeit, eine tiefgründige Unternehmensanalyse betreiben zu können. Ist dies der Fall, können Sie Problemfälle im Portfolio vermeiden bzw. wenn es zu Problemen kommt, diese oftmals sogar positiv abschließen. Ohne jetzt allzu sehr auf Voya Investment Management einzugehen, so liegt beispielsweise unsere Recovery-Rate bei durchschnittlichen 91% des NPVs. Sprechen wir über eine Schuldenrestrukturierung als Auslöser, so liegt sie sogar bei 106%!

IPE Institutional Investment: Welches Thema spielt die Covenant Struktur?
Lyons: Darüber könnte man ein eigenes Interview führen. Um es kurz zu halten: es ist wichtig, sich beim Thema Risikomanagement mit den jeweiligen Strukturen zu beschäftigen und hier entsprechend Bonds auszuschließen, die nur einen unbefriedigenden Gläubigerschutz bieten. Eine entsprechende Erfahrung im Team ist hier Gold wert.

IPE Institutional Investment: Lassen Sie uns über den Markt insgesamt sprechen. Wie groß ist dieser und wie sieht ein typischer Gläubiger eines Private Credit Loans aus?
Lyons:
Der Private Credit Markt hat über die letzten Jahre ein stabiles Volumen bei den Krediten von rund 50 Mrd. US-Dollar pro Jahr erreicht. Im Bereich Investment Grade sprechen wir als typischen Gläubiger von einem Unternehmen mit einem EBITDA von über 1 Mrd. US-Dollar und einem Emissionsvolumen von rund 350 Mio. US-Dollar.

IPE Institutional Investment: Wer kauft auf der anderen Seite?
Lyons: Bleiben wir bei meinem gerade skizzierten Beispiel. Eine typische Emission wird von insgesamt 12 Investoren in die Bücher genommen. Es gibt dabei im Wesentlichen zwei Möglichkeiten für uns, an die entsprechenden Deals zu kommen. Vor allem läuft dies über sogenannte „Agented Deals“, die über Intermediäre wie Banken angeboten werden. Bei den „Club Deals“ dagegen, die in unserem Deal-Flow rund 15% ausmachen, schließen sich die Investoren selbst zusammen.

IPE Institutional Investment: Wie sieht für Sie als Investment Manager der Renditevorsprung bei solchen Transaktionen gegenüber dem „Public Market“ aus?
Lyons:
Wir selbst als Manager konnten durchschnittlich 130 bps pro Jahr gegenüber vergleichbaren börsennotierten Bonds, gemessen am Barclays U.S. Corporate Index, für unsere Kunden verdienen. Davon kommen rund 80 bps als „Upfront Premium“, also Renditeaufschlag bei Übernahme des Kredits in unsere Bücher. Dazu kommen 25 bps durch Anpassungen über die Laufzeit des Kredits - wie z.B. Gebühren wegen einer vorzeitigen Rückzahlung - sowie weitere 25 bps Rendite durch geringere Ausfallraten.

IPE Institutional Investment: Das heißt dann als Gesamtrendite…
Lyons: Über die vergangenen zehn Jahre konnten wir mit unserer Strategie eine Brutto-Rendite von 5,97% p.a. generieren. Gegenüber den Durations-adjustierten Barclays Corporate Index ein Plus von 128 Basispunkten pro Jahr.

IPE Institutional Investment: Managen Sie gegen den Index, was z.B. Diversifikation angeht?
Lyons: Nein, wir sehen uns zu keinem Zeitpunkt gegenüber dem Index vergleichbar, uns geht es um den einzelnen Wert, das Portfolio wird komplett „Bottom-up“ aufgebaut.

IPE Institutional Investment: Gestatten Sie mir dennoch die Frage nach der Sektor-Diversifikation?
Lyons: Diese variiert, je nach Qualität der einzelnen Emissionen. Tendenziell sind wir mit einem Übergewicht bei den Versorgern und einer Untergewichtung im Bereich der Finanzwerte unterwegs. Bei letzteren ist es insbesondere die Frage der Covenants, die ein Engagement verhindert.

IPE Institutional Investment: Sehen Sie für Investoren neben der „Mehrrendite“ auch den Faktor Diversifikation durch ein Engagement im Private Credit Sektor?
Lyons: Ganz sicher! Wir sprechen hier über Emittenten, die oftmals überhaupt keine öffentlichen Anleihen emittieren. Dazu kann der Investor über ein breites Engagement in Ländern und Regionen wie Europa, Australien, Neuseeland und verschiedene Emerging Markets sein Portfolio diversifizieren.

IPE Institutional Investment: Ist bei Investoren die Liquidität ein großes Thema, bzw. wie sieht im Fall der Fälle der Zweitmarkt aus?
Lyons: Da die Emissionen in der Regel bis zur Fälligkeit gehalten werden, gibt es in der Tat keinen breiten Zweitmarkt. Rund 1% des ausstehenden Volumens wird normalerweise pro Jahr dort umgesetzt. Unsere Erfahrung zeigt allerdings, dass dies weniger an der dort mangelnden Nachfrage als vielmehr am mangelnden Angebot liegt. Steht ein Verkauf an, ist es daher in der Regel relativ einfach umzusetzen.

IPE Institutional Investment: Besten Dank für diese Einblicke!