Kapitalknappheit in der Region
Zentral- und Osteuropa erlebt eine Phase des schnellen Wachstums und der schnellen Entwicklung, wobei eine Nachfrage sowohl nach privatem, als auch nach öffentlichem Kapital generiert wird. Trotzdem hat die Region nach den meisten Kennzahlen (Verhältnis Marktkapitalisierung der börsennotierten Unternehmen zum BIP, institutionelle Investoren zum BIP, etc.) im Vergleich zu anderen Märkten noch ein riesiges ungenutztes Aufnahme-potential für Equity-Kapital. Da wachsende Unternehmen und Unternehmen im Restrukturierungsprozess generell einen hohen Kapitalbedarf, aber nicht die nötigen Cash Flow-Charakteristiken haben, um signifikante Kreditbeträge zu erhalten, sind Private Equity-Investitionen überaus willkommen. Diese ermöglichen ihnen, ihre Finanzierungslücke zu füllen. Direktes Equity-Investment hat von 7 Mrd. US-$ 2003 auf 23 Mrd. US-$ 2004 zugenommen und Prognosen zeigen, dass Private Equity bis Ende 2006 nochmals jeweils um 35 Mrd. US-$ zunehmen wird. Weiter wird ein konstant hoher Zufluss an ausländischen Direktinvestitionen von ungefähr 4% des BIP über die nächsten 5 Jahre erwartet.
Die Entwicklung der Private Equity Industrie in den osteuropäischen Regionen
In den frühen 90er Jahren dominierten Privatisierungen und Restrukturierungen von staatlichen Betrieben, sowie neu gegründete Firmen (Start-Ups), die nach dem Vorbild „importierter“ westlicher Unternehmenskonzepten organisiert wurden. Der Privatisierungsprozess war langsam und oft undurchsichtig. Die späten 90er Jahre waren durch ein BIP-Wachstum und sinkende Inflation geprägt und boten ein äußerst geeignetes Umfeld für Private Equity. Die Privatisierung der Banken führte zu einem vernünftigen Umfeld für Kredite. In dieser Zeit entstanden ungefähr 100 Private Equity-Fonds. Der Schock der russischen Finanzkrise 1998 bremste das BIP-Wachstum und war der Auslöser für signifikante Restrukturierungen. Die darauf folgenden Jahre waren durch den globalen Technologieboom, der auch Zentraleuropa erfasste, geprägt.
In den letzten Jahren, hat sich der Schwerpunkt der Private Equity Investitionen zur Expansionsfinanzierung von mittelgroßen Unternehmen im späteren Stadium und zu Buy-and-Build-Strategien hin verlagert. Ziel der Investitionen sind generell rentable Unternehmen mit überdurchschnittlichen lokalen Managern mit den nötigen Fachkenntnissen. Zunehmend stehen auch strukturierte Finanzierungsmöglichkeiten für Leverage-Transaktionen und Mezzanine-Kapital zur Verfügung, was gemäß den Erwartungen Buy-Out-Aktivitäten anregen wird. Trotzdem bleibt der Anteil an verfügbarem Fremdkapital beträchtlich unter dem, der sich in heute in westlichen Märkten beobachten lässt. Damit ist das Transaktionsrisiko geringer als bei Buy-out-Investitionen in den USA oder Paneuropa.
Nächste Woche – im dritten und letzten Teil der Serie – lesen Sie mehr über die Private Equity-Investitionsmöglichkeiten in der Region.
*) Dr. Frank Erhard ist CEO der Rising Star AG. Die Rising Star AG wurde im Jahr 2000 gegründet mit dem Ziel, Hedgefonds-Investments für vermögende Familien und andere institutionelle Investoren zu konzipieren. Inzwischen hat sich Rising Star zum Marktführer unter den bankenunabhängigen Spezialisten für Alternative Investments entwickelt. Das Unternehmen verwaltet in mehreren strukturierten Produkten und Investmentfonds ein Anlagevolumen von annähernd 700 Mio. Euro. Der Sitz des Unternehmens befindet sich in Bottighofen bei Zürich.