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Quo vadis: Ein Blick in den Rohstoffsektor

Alljährlich Anfang März findet die gesamte Rohstoffbranche im März zur fünftägigen Prospectors and Developers Convention in Toronto ein und debattiert über die wichtigsten Trends im Minensektor. In diesem Jahr wurde der Besucherrekord des Vorjahres mit über 30.000 Interessierten erneut übertroffen. Sowohl Miningunternehmen als auch Investoren, Sales People und Geologen bevölkerten die 2,5 Mio. Metropole.

Meine wichtigsten Erkenntnisse der Messe: Trotz des extrem enttäuschenden letzten Jahres besteht weiterhin großes Interesse der institutionellen und privaten Investoren am Minensektor. UND: Die Investoren sind mehr denn je auf der Suche nach interessanten neuen „Stories“.

Das big picture auf der Messe stellt weiterhin die Verschuldungsproblematik vieler Statten sowie die Ausweitung der Geldmenge einschließlich der drohenden Inflationsgefahr dar. Die Mehrheit der Teilnehmer ist sich noch immer einig: Diese Einflüsse werden auch in den nächsten Jahren auf den Minensektor einwirken, doch Gold und sein kleiner Bruder Silber sollten weiterhin davon profitieren.

Hinsichtlich der Basismetalle herrschte eine gewisse Unsicherheit vor. Einerseits steht es außer Zweifel, dass bei einem weiter anhaltenden Bauboom und Wirtschaftswachstum in China und den Schwellenländern erhebliche Probleme bestehen, die zukünftige Nachfrage nach Rohstoffen durch neue Projekte zeitnah zu decken. So baut China derzeit seine Schmelzkapazität im Zinkbereich deutlich aus, das Wirtschaftswachstum beruht weiterhin zu großen Teilen auf dem Ausbau der Infrastruktur im Inland und hat damit erheblichen Einfluss auf die Kupfernachfrage.

Zudem gibt es Probleme, die chinesische Nachfrage nach Nickel über den Markt zu bedienen. Andererseits herrscht derzeit insbesondere hinsichtlich der weiteren Entwicklung in China erhebliche Ungewissheit. Der Einfluss von China spielt dabei für die weitere Entwicklung der Basismetallpreise die entscheidende Rolle und es stellt sich die Frage: Kann China weiterhin kontinuierlich wie in den vergangenen Jahren wachsen, oder wird es auch in China zu der einen oder anderen Delle im Wirtschaftswachstum kommen.

Gesprächsthema Nummer 1 war allerdings wie bereits auf der Messe in Vancouver im Januar Grafit. Grafit ist vielseitig einsetzbar. Es findet derzeit vor allem Verwendung für die Herstellung von Lithiumbatterien. Viele Teilnehmer waren sich einig: Analog zu Lithium dürfte die Umstellung weg von fossilen Brennstoffträgern hin zur Elektromobilität die Nachfrage nach Grafit explodieren lassen.

Bei Betrachtung einzelner Projekte war ein eindeutiger Trend weg von niedrigen hin zu hochgradigen Projekten erkennbar. Waren in den vergangenen Jahren insbesondere marginal wirtschaftliche Projekte mit einer hohen Anfangsinvestition wegen des enormen Hebels auf steigende Rohstoffpreise en vogue, so sind es jetzt aufgrund der aktuell vorherrschenden Unsicherheit wieder die Projekte, die selbst bei einem Goldpreis von 1.200 US-Dollar je Unze noch wirtschaftlich betrieben werden können.

Abschließend lässt sich festhalten, dass die schlechte Performance der Rohstoffwerte in den vergangenen Monaten das Interesse der Investoren an diesem Sektor nicht negativ beeinflussen konnte. Zwar herrscht beim kurzfristigen Kurspotential weiterhin eine gewisse Unsicherheit und Ungewissheit, die langfristigen Aussichten werden allerdings weiterhin als sehr positiv eingeschätzt. Insbesondere die Tatsache, dass die hohen Rohstoffpreise der Branche geholfen haben, ihre Bilanzen deutlich aufzubessern und teilweise sehr hohe Bargeldbestände anzuhäufen, stimmt sehr positiv. Wie sagte einer der erfolgreichsten Broker der vergangenen Jahrzehnte zu mir auf der Messe: „Die Fundamentaldaten können zwar für einige Monate ‚übersehen‘ werden, letztendlich wird sich der Markt allerdings ab einem gewissen Zeitpunkt wieder darauf besinnen und es ist fast schon Tradition für Minenwerte lange Zeit in einem Dornröschenschlaf zu warten, um dann innerhalb weniger Monate alles wieder aufzuholen“.

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*) Tobias Tretter ist geschäftsführender Gesellschafter der Commodity Capital AG mit Sitz in Zürich.