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Rohstoffe 2014 - Verhilft China dem Rohstoffsektor zu neuer Blüte?

Obwohl das Rohstoffjahr 2013 hinter den Erwartungen zurückblieb, sind die wichtigsten Faktoren für einen langfristigen Aufschwung weiterhin intakt. Neben dem globalen Wirtschaftsaufschwung, der mit einer wachsenden industriellen Nachfrage einhergeht, sprechen eine höhere Kaufkraft und das Verlangen nach Konsumgütern in den Emerging Markets für einen ansteigenden Rohstoffbedarf. Ein begrenztes Angebot und steigende Förderkosten dürften die Preise für einige Rohstoffe ebenso unterstützen.

Bernhard Wenger

In 2013 legte die seit der Jahrtausendwende andauernde Rohstoff-Hausse eine Pause ein. Viele Werte entwickelten sich nicht so positiv wie erwartet, so dass die Anlageklasse der Rohstoffe von den Aktienmärkten übertroffen wurde. Insbesondere die Entwicklung beim langjährigen ‚sicheren Hafen‘ Gold hat einige Beobachter dazu bewegt, den Rohstoff-Superzyklus für beendet zu erklären. Die Fundamentaldaten sprechen entgegen dieser Meinungen für eine Fortsetzung im laufenden Jahr 2014 und darüber hinaus. Denn der globale Wirtschaftsaufschwung sowie die Urbanisierung und Industrialisierung in bevölkerungsreichen Emerging Markets wie China und Indien unterstützen eine wachsende Nachfrage nach Rohstoffen.

Die Konjunkturdaten in der Volksrepublik China etwa hatten sich zuletzt zwar verschlechtert, jedoch sollte die Anpassung auf ein Wachstum von sieben bis acht Prozent aus Sicht unserer Research-Experten mittlerweile eingepreist sein. Nach 7,7% Wirtschaftswachstum in 2013 erwartet die OECD indes eine ansteigende Konjunktur um 8,2% im laufenden Jahr – in Indien nach 3,4% im vergangenen Jahr 5,1% für 2014. Die Wirtschaftsleistung pro Kopf wird infolgedessen weiter ansteigen. Die Entstehung einer neuen Mittelschicht in beiden Ländern entwickelt sich weiter. Das bedeutet: Die Nachfrage nach Konsumgütern steigt an. Und die Herstellung dieser Produkte erfordert deutlich mehr Rohstoffe.  


Industriell genutzte Metalle profitieren vom Aufschwung
So steigt beispielsweise der Bedarf an Fahrzeugen enorm an. Einer Studie der Universität Duisburg-Essen zufolge wird der globale Automobilmarkt 2014 um 5% wachsen. China gilt dabei als Zugpferd. Im bevölkerungsreichsten Land der Erde wurden in 2013 erstmals mehr Fahrzeuge verkauft, als im bislang größten Markt, den USA. Und auch in Zukunft sehen die Wissenschaftler China als interessantesten Markt für die Automobilindustrie. Da in den Katalysatoren von Benzinmotoren seit Mitte der neunziger Jahre Palladium verwendet wird, spricht viel für eine positive Entwicklung des Edelmetalls. Die Situation in der Förderung unterstützt das: In den beiden größten Produktionsländern Russland und Südafrika sinkt die geförderte Menge an Palladium seit Jahren stetig um einige Prozent.

Die industrielle Nachfrage ist auch bei Platin ein wichtiger Faktor. Das Edelmetall kommt in den Katalysatoren der in Europa sehr beliebten Dieselfahrzeuge zum Einsatz. Im europäischen Automobilmarkt gab es zuletzt nach eher schwachen Zahlen erste Anzeichen für eine Erholung. Der größte Platinbedarf besteht jedoch in China: Seit 2008 hat sich dort die Nachfrage nach Platinschmuck angesichts des wachsenden Wohlstands bereits verdoppelt. Dieser Trend setzt sich weiter fort. Daneben könnte auch der Platinkurs selbst den Preis unterstützen. Denn die Förderung ist auf dem derzeit niedrigen Preisniveau nicht profitabel. Mittelfristig wird dies dazu führen, dass die Minenbetreiber ihr Angebot drosseln und die Preise wieder steigen.

Insgesamt spielt Chinas Wachstum bei Prognosen für Industriemetalle und industriell genutzte Edelmetalle eine große Rolle. Das dritte Plenum des Volkskongresses in China bestätigte zuletzt, das Wirtschaftswachstum weiter zu unterstützen und gleichzeitig wichtige Strukturreformen umzusetzen, zu denen unter anderem der Verzicht auf unwirtschaftliche staatliche Rohstoffförderung gehört. Von einer solchen Verknappung des Angebots könnten vor allem Blei und Kupfer profitieren. Der Preis von Kupfer steigt infolge der wachsenden Nachfrage aus China sowie den USA. Die Lagerbestände haben derweil beträchtlich abgenommen. Die unsere Research-Abteilung sieht außerdem die Schätzungen für das Kupferangebot in 2014 als zu hoch an und erwartet deshalb steigende Preise, wenn die Prognosen korrigiert werden.


Eine Kaufentscheidung für Gold ist immer noch rational
Gold musste im Jahresverlauf 2013 Einbußen von fast einem Viertel des Preisniveaus hinnehmen. Die physische Nachfrage blieb jedoch unverändert stark. Vor allem China importierte große Mengen des Edelmetalls. Schätzungen zufolge beliefen sich die Goldimporte auf über 1.100 Tonnen. Diese physische Nachfrage konnte die negative Anlegerstimmung allerdings bisher nicht ausgleichen. Die Prognosen bezüglich der zukünftigen Entwicklung von Gold sind deshalb so vielfältig wie selten zuvor. Unabhängig davon gibt es dennoch auch rationale Gründe, die für Gold sprechen: Ein gewisser Anteil an Gold im Depot kann sinnvoll sein, um Verluste bei unvorhersehbaren Finanzschocks zu abzufedern und sich abzusichern, falls die US-Wirtschaft weniger stark als erwartet wächst. Denn der Goldpreis wird voraussichtlich steigen, wenn das US-Wachstum unter den Erwartungen bleibt.

Zudem kann das Edelmetall ob des niedrigen Kurses sowie steigender Grenzkosten vielerorts nicht mehr profitabel gefördert werden. Große Minenbetreiber haben bereits milliardenschwere Investitionsprojekte auf Eis gelegt. Ebenso können sie voraussichtlich das derzeitige Produktionsniveau nicht lange halten. Sie werden die Förderung reduzieren müssen. Gemeinsam mit dem Rückgang beim Goldrecycling wird das geringere Angebot daher den Goldpreis wahrscheinlich nach unten hin absichern.

Silber stand ebenso wie Gold vergangenes Jahr zunächst unter Druck, nachdem die US-Notenbank Fed angekündigt hatte, ihre die ihre Anleihekäufe Geldpolitik fortlaufend zu reduzieren. Mittlerweile sollte das „Tapering“ in den Preisen berücksichtigt sein. So erwarten wir bei einer weiterhin langsamen Einschränkung der expansiven Geldpolitik keine weiteren Auswirkungen auf die Gold- und Silberkurse.   

Seitwärtsbewegung bei Energierohstoffen ermöglicht taktischen Handel
Die Öl- und Erdgas-Produktion in den USA hatte 2013 einen enormen Einfluss auf den Markt. Trotz robuster Nachfrage sowie der reduzierten Förderung in Libyen und dem Iran sorgten die Vereinigten Staaten mit der Förderung von Schieferöl für ein ausreichendes Angebot. Nichtsdestotrotz werden sich Energierohstoffe nach Meinung unseres Research-Teams im Jahr 2014 seitwärts bewegen. Denn selbst, wenn die USA ihre Förderung ausweiten, hat Saudi-Arabien immer die Möglichkeit, das Angebot zu verknappen. Zusätzlich bestehen weiterhin Risiken für die Förderung in Libyen, Irak und Iran. Für Brent-Öl ist deshalb eine Preisspanne zwischen 100 und 120 US-Dollar je Barrel realistisch. Der Preis für die US-Sorte WTI sollte durchschnittlich etwa 10 bis 15 US-Dollar je Barrel darunter notieren. Der Henry Hub Erdgaskurs wird sich voraussichtlich in der Preisspanne zwischen 3,5 und 4,5 US-Dollar je MMBtu bewegen. Insgesamt sollten die Energierohstoffe daher vor allem taktische Handelsmöglichkeiten bei kurzfristigen Schwankungen bieten.

Ernteerträge und Positionen an den Terminmärkten bestimmen Trends bei Agrarrohstoffen
Die größten Preistreiber bei Agrarrohstoffen waren 2013 das Wetter und Faktoren, die sich auf den Anbau auswirken. Anleger sollten diese auch 2014 im Auge behalten. Gute Investitionschancen könnte Mais bieten. Der hohe Überschuss nach ertragreichen Ernten in den USA sorgte zuletzt für starke Kurseinbrüche, welche mittlerweile aber in den Preisen und Analystenprognosen berücksichtigt sind. Zudem überwiegen an den Terminmärkten derzeit die Verkaufspositionen. Hierdurch ist Potential für eine „Short Covering Rallye“ gegeben, also eine anziehende Nachfrage, um die Verkaufspositionen zu decken. Der anhaltende Bedarf nach Tierfutter dürfte den Maispreis ebenso stützen. Die Möglichkeit einer Short Covering Rallye besteht außerdem bei Kaffee. Bis vor kurzem befand sich der Preis auf dem niedrigsten Stand seit sieben Jahren. Nach Hinweisen auf eine schlechtere Ernte in Brasilien, dem weltgrößten Kaffeeanbaugebiet, hat sich der Kurs zwar etwas erholt und bereits zu Gewinnmitnahmen geführt. Noch überwiegen aber die Short-Positionen an den Terminmärkten.

Insgesamt stehen die Chancen gut, dass 2014 ein besseres Jahr für Rohstoffinvestoren wird als 2013. Der globale Wirtschaftsaufschwung dürfte für ein gesundes Nachfragewachstum insbesondere aus den USA und China sorgen. Die formulierten Konsensus-Schätzungen bezüglich des Angebots bei einigen Rohstoffen könnten sich zudem als zu optimistisch herausstellen. Mögliche Enttäuschungen dabei sowie eine ausreichende globale Liquidität sprechen ebenfalls für eine Erholung bei Rohstoffen in 2014 und die Fortsetzung des Superzyklus. Unsere Research-Abteilung sieht vor allem die Edelmetalle Platin und Palladium als Favoriten für das laufende Jahr an.

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*) Bernhard Wenger ist Leiter des Vertriebs in Deutschland, Österreich, Mittel- und Osteuropa bei ETF Securities.