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„Russland ist mittlerweile mit Abstand der günstigste Emerging Market der Welt“

IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach in London mit Elena Shaftan, Managerin des Osteuropa-Fonds Jupiter New Europe über die aktuelle Situation in Osteuropa und warum Russland attraktive Einstiegsmöglichkeiten bietet.

IPE Institutional Investment: Wie sind Sie durch die Marktverwerfungen im vergangenen Jahr gekommen?
Shaftan: Deutlich besser als der Markt. Wir konnten uns rechtzeitig sehr defensiv positionieren, mit einer Cash-Quote von 25% und defensiven Titeln. Mittlerweile sehen wir den Markt wieder optimistischer. Es wird sicher nicht zu einem schnellen Aufschwung in der Realwirtschaft in Osteuropa kommen, aber Anzeichen, dass wir das Schlimmste hinter uns haben, sind klar erkennbar.

IPE Institutional Investment: Wo sehen Sie die Unterschiede bzw. Alleinstellungsmerkmale Ihres Fonds?
Shaftan: Unser Ansatz ist konservativ und sehr risikokontrolliert. Wir partizipieren bei Aufwärtsbewegungen selten zu 100%, sind dafür aber bei Korrekturen deutlich weniger getroffen. Ein weiterer wesentlicher Faktor ist für uns das Vertrauen in das Management. Angesichts des derzeitigen Corporate Governance Status in Osteuropa ist Vertrauen – gepaart mit regelmäßigen Besuchen des Unternehmens – extrem wichtig.

IPE Institutional Investment: Auf der Investorenseite ist vielfach noch Vorsicht beim Thema Osteuropa bzw. Emerging Europe zu erkennen. Die Schulden mancher Länder sind beachtlich…
Shaftan: Ich gebe Ihnen hier völlig recht. Länder bzw. Regionen wie das Baltikum, die Ukraine, Rumänien oder Ungarn stehen hier zu Recht am Pranger. Völlig anders stellt sich die Situation aber in Ländern wie der Tschechei, Polen und der Türkei dar. Ich habe auch wenig Angst, dass ein Default negative Auswirkungen auf diese Länder hat. Hier dürften dann eher die österreichischen Banken leiden.

IPE Institutional Investment: Wie beurteilen Sie Russland?
Shaftan: Es gibt einige Aspekte die in Russland durchaus schwierig sind. So ist es zweifelsfrei ein Markt, bei dem das Thema Leverage immer eine große Rolle spielt. Auch Putin ist ein Faktor, den viele Investoren lieber umgehen. Ich verstehe vielfach die Bedenken…

IPE Institutional Investment: Aber…
Shaftan: Russland ist mittlerweile der mit Abstand günstigste Emerging Market der Welt. Auch seitens der Wirtschaft sind Verbesserungen feststellbar. Der Ölpreis bleibt speziell für die russische Wirtschaft sicher ein Risiko, aber man darf angesichts des aktuell wieder erreichten Niveaus von rund 70 USD pro Barrel nicht vergessen, dass bereits jeder Preis über 50 USD gut für Russland und die dortige Wirtschaft ist. Auch auf der Governance-Seite wurden im letzten halben Jahr deutliche Fortschritte erzielt.

IPE Institutional Investment: Wie sehen Sie aktuell die Diskussion Small vs. Large Caps?
Shaftan: Für Russland ist zu sagen, dass Small- und Mid-Caps in den letzten Jahren – gemessen am Gesamtmarkt –  sehr teuer war. Wir haben hier eher die großen, liquiden Titel bevorzugt. In Small- und Mid-Caps investieren wir, wenn wir einen starken Eindruck vom Unternehmen, gepaart mit einer attraktiven Bewertung, vorfinden. Dies ist aktuell wieder in einigen Fällen gegeben, so dass wir hier wieder aktiv geworden sind.

IPE Institutional Investment: Welche Sektoren bevorzugen Sie aktuell in Ihrer Allokation?
Shaftan: Wir sind vor kurzem unser Exposure in Ölwerten reduziert, glauben nicht an einen schnellen weiteren Anstieg. Dafür haben wir uns stärker in konsumnahen Sektoren wie auch Versorgern engagiert. Auch bei einigen Stahlwerten sind wir wieder auf der Käuferseite. Ölwerte könnten in der Zukunft von einer Schwäche des Rubels zwar verstärkt profitieren, man darf aber wie gesagt nicht die interessanten Konstellationen bei vielen Werten außerhalb des Ölsektors außer acht lassen.

IPE Institutional Investment: Wie sehen Sie den Faktor Demographie in Russland?
Shaftan: Die Demographie ist in Russland wie auch in China sicher ein Faktor über den man sprechen muss. Es hat sich in Russland etwas verbessert, aber das Thema bleibt. Der Vorteil in Russland sind die zahlreichen Immigranten bzw. Arbeiter aus den ehemaligen Sowjetrepubliken, die hier für ein gutes Angebot an Arbeitskräften sorgen und auf der anderen Seite natürlich auch stark den Konsum anschieben.

IPE Institutional Investment: Vielen Dank für diese interessanten Einblicke.