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Spängler Investmentforum: Welche Finanz- und Wirtschaftspolitik braucht Europa?

Rund 200 Experten aus der Finanz- und Wirtschaftswelt folgten Ende April der Einladung von Spängler IQAM Invest in die Salzburger Residenz. Zu den Vortragenden zählten u.a. Univ.-Prof. Dr. Christian Keuschnigg (designierter IHS-Direktor), Dr. Peter Mooslechner (Österreichische Nationalbank) und Univ.-Prof. Dr. Xuewu Gu (Direktor des Center for Global Studies in Bonn)

Teilnehmer und Referenten des Forums

Univ.-Prof. Dr. Christian Keuschnigg, designierter IHS-Direktor (Institut für Höhere Studien) und Professor für Finanzwissenschaften (Universität St. Gallen) ging in seinem Vortrag insbesondere auf die Finanz- und Wirtschaftspolitik in der Europäischen Union ein. „Die drohenden Insolvenzen einzelner Mitgliedsländer der EU und die geringe Kapitalisierung der Banken verursachen die Finanzkrise. Mögliche Lösungen sind die Reform der EU, die Errichtung einer Fiskal- und Transferunion oder der Austritt besonders bedrohter Mitgliedsländer aus dem Euro. Die Reform der EU erfordert einen Schuldenabbau, wirksame Schuldenbremsen, höheres Eigenkapital der Banken und vor allem eine starke Lohn- und Preisanpassung.“ Keuschnigg geht davon aus, dass die südlichen Mitgliedsländer solange mit Lohneinbußen und Arbeitslosigkeit konfrontiert sind, bis die Wettbewerbsfähigkeit und damit die Wachstumschancen wieder hergestellt sind.

Univ.-Prof. Engelbert J. Dockner, Mitglied der Wissenschaftlichen Leitung von Spängler IQAM Invest, erinnerte in seinem Vortrag auf die Auswirkungen der Schuldenbremsen auf die Finanzmärkte ein. „Die gravierendste Auswirkung der Schuldenkrise finden wir auf den Märkten für Staatsanleihen. Während bis zur Krise Staatsanleihen als risikolose Investitionen mit kaum unterscheidbaren Kreditrisikoaufschlägen galten, muss man heute ein Portfolio von Anleihen der Peripheriestaaten als Kreditportfolio betrachten, dessen Risikoprämie durch einen systematischen Ausfallsfaktor bestimmt ist“, so Dockner.

„Aus heutiger Sicht lässt sich erfreulicherweise sagen, dass der Tiefpunkt der Konjunkturentwicklung um den Jahreswechsel durchschritten worden sein dürfte und ein tieferer konjunktureller Einbruch vermieden werden konnte“, meinte Dr. Peter Mooslechner, Direktor, Hauptabteilung Volkswirtschaft der Österreichischen Nationalbank (OeNB). „Ohne Frage ist die Situation aber weiterhin von Instabilität und hoher Unsicherheit geprägt. Es ist ein effektives Zusammenspiel der gesamten Wirtschaftspolitik in Europa gefordert, um möglichst rasch eine nachhaltige Stabilisierung der Rahmenbedingungen herbeizuführen.“


Univ.-Prof. Dr. Xuewu Gu ging in seinem Vortrag der Frage nach, was tatsächlich hinter dem chinesischen Energiebedarf steht. „Handelt es sich dabei nur um Energienachfrage der chinesischen Bevölkerung oder auch um Energiebedarf von internationalen Konzernen, die im Zug der Globalisierung ihre Produktionsstätten nach China verlegt haben? In welchem Ausmaß tragen diese massiven Verlegungswellen zur Steigerung des chinesischen Energiehungers bei?“, stellt Gu zur Diskussion. Der steigende Bedarf Chinas nach Erdöl- und Ergas-Importen und seine globale Energievorstöße berühren zweifelsohne bereits heute die Interessen anderer Importländer und bergen auch zukünftig ein beträchtliches Konfliktpotential. Allerdings sollte dieses Konfliktpotential nicht übertrieben werden. Es gibt keinen Automatismus zwischen Konkurrenz und Konflikt und Konkurrenz schließt Kooperation nicht aus.