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Spezialfondsanalyse: Findige Institutionelle schichten um

Niedrigzinsen, Volatilität, China-Krise – Geldanlage ist ein komplexes Geschäft. Je schwieriger das Umfeld, umso interessanter wird ein Blick über den Zaun: Was macht der „Nachbar“? Universal-Investment bietet jetzt mit einer Spezialfondsanalyse über die vergangenen drei Jahre erstmals einen Einblick in das Anlageverhalten institutioneller Investoren in Deutschland.

Markus Neubauer

Universal-Investment kann als größte unabhängige Plattform für institutionelle Anlagen in Deutschland auf einen Spezialfondsdatensatz mit rund 180 Mrd. Euro zurückgreifen, der einen weitgehend repräsentativen Einblick in das Anlageverhalten institutioneller Anleger bei ihren Fondsanlagen über die vergangenen drei Jahre zulässt. Die Auswertung wurde auf monatlicher Basis ab Januar 2012 erstellt und unterscheidet nach Anlegergruppen und Assetklassen sowie Performance.

Aktien im Aufwind
Ein erster Blick in die Daten zeigt: Institutionelle Investoren in Deutschland haben über die letzten drei Jahre kontinuierlich den Aktienanteil in ihren Portfolios ausgebaut: von 22% im Januar 2012 über 27% im Juli 2014 auf knapp 31% im Juli 2015. Dieser Zuwachs wurde aber nicht durch primär aktives Umschichten erreicht, wie die Zahlen vermuten lassen – vielmehr ist der gestiegene Anteil in erster Linie auf die positive Wertentwicklung von Aktien in den letzten Jahren zurückzuführen. Eine bewusste Anlageentscheidung setzt eine solche Entwicklung gleichwohl voraus: Die meisten professionellen Anleger folgen einer an die jeweilige Risikotragfähigkeit angepassten strategischen Asset Allokation mit festgelegten Quoten, beispielsweise für Aktien oder Renten. Die Anlagen werden dann üblicherweise regelmäßig „rebalanced“, also je nach Marktentwicklung wieder auf die ursprünglichen Quoten angepasst. Diese Anpassung der deutlich angewachsenen Aktienanlagen auf die einst festgelegte Quote blieb in den vergangenen Jahren in der Summe oft aus. Die Investoren verzichteten bislang offensichtlich bewusst auf die vorzeitige Realisierung von Gewinnen.

Deutlicher ausgeprägt ist der Trend bei der Anlegergruppe Pensionskassen und Versorgungseinrichtungen, bei denen der Zuwachs noch deutlicher ausfiel: von 21% im Januar 2012 auf 30% im Juli 2014 und schließlich auf 35% im Juli 2015. Hier wurde tatsächlich aktiv Geld in die Anlageklasse Aktien geleitet.

Rentenanteil schwindet
Anders hingegen stellt sich die Situation bei Renten dar. Ihr Anteil an den Portfolien aller Anlegergruppen ist auf den niedrigsten Stand seit Januar 2012 gesunken. Von fast 57% im Januar 2012 über 54% vor einem Jahr auf nur noch 50% im Juli 2015. Institutionelle Investoren reagieren demnach klar auf das niedrige Zinsumfeld und sind bereit, für etwas höhere Renditen zusätzliche (Aktien-) Risiken einzugehen.

Abb. 1: Aktien drängen Renten zurück; Quelle: Universal-Investment

Die Verlagerung hin zu Aktieninvestments in den Fondsanlagen bedeutet natürlich auch mehr Volatilität, etwa bei Aktien in europäischen Peripherie-Staaten. In Gesprächen mit Investoren zeigte sich ebenso wie an der Nachfrage nach Sicherheitsnetzen für das Portfolio, dass diese Veränderung sehr bewusst vorgenommen und entsprechend begleitet wird. Risikoreportings, Overlay-Management-Konzepte oder Wertsicherungsstrategien werden immer wichtiger. Insbesondere seit Januar 2015 ist die Nachfrage institutioneller Anleger nach effizienten Absicherungslösungen gestiegen. Genutzt werden dabei in der Praxis sowohl passive als auch aktive Absicherungslösungen und das auf der Renten- wie auf der Aktienseite.

Aktien und Renten – was ist drin im Korb?
In welche Aktien und welche Renten sind institutionelle Anleger investiert? Bei den insgesamt 54 Mrd. Euro schweren Aktieninvestments liegt der Fokus mit 18% eindeutig auf den Financials. Mit deutlich geringeren Werten zwischen sieben und neun Prozent folgen Industriewerte, langlebige Konsumgüter sowie Verbrauchsgüter, Informationstechnologie und Gesundheitswesen.

Neuer Trend zu Real Assets
Diese eher Value-lastigen Investments sind nicht ganz verwunderlich. Doch daneben bildet sich ein neuer Trend zu Sachwerten oder Real Assets heraus. Der Anteil von Private-Equity-Beteiligungen, Windparks oder Solaranlagen an institutionellen Portfolien liegt aktuell bereits bei 3,5% – eine üppige Steigerung gegenüber 2012, als dieser Anteil noch bei weniger als einem Prozent lag. Diese eher illiquiden Anlagen werden offensichtlich in Zeiten niedriger Zinsen immer notwendiger.

Auch auf der Rentenseite sehen wir deutliche Veränderungen. Hier haben Unternehmensanleihen (31%) Staatsanleihen (29%) inzwischen hinter sich gelassen. Zum Vergleich die Zahlen vom Anfang 2012: 32% Staatsanleihen und 18% Unternehmensanleihen. Während also der Anteil der Staatsanleihen am Gesamtvolumen einigermaßen konstant blieb, haben die Unternehmensanleihen stark zugelegt. Die Vermutung liegt nahe, dass viele institutionelle Investoren einen Ausweg aus der Niedrigzinsfalle suchen, die Aktienquote aber wegen der damit verbundenen Volatilität nicht unbegrenzt erhöhen möchten.

Noch stärker hat es Pfandbriefe getroffen: von 15% Anfang 2012 auf nur noch acht Prozent heute. Neben niedrigen Renditen sind hier auch das geringere Emissionsvolumen und dadurch das eingeschränkte Angebot ausschlaggebend.

Performance mit Spezialfonds klar über der Vier-Prozent-Schwelle
Nach Kosten haben institutionelle Anleger über alle Gruppen hinweg in den letzten zehn Jahren zum Stichtag 31. Juli 2015 durchschnittlich 4,66% Performance erzielt. Damit ist die Schwelle von 4% pro Jahr, die für viele Anleger wegen ihrer Beitragszusagen das Maß der Dinge ist, klar überschritten. Vorn liegen dabei Pensionskassen und Versorgungswerke, die über die letzten zehn Jahre durchschnittlich 5,22% Wertzuwachs erzielten. Doch auch Unternehmen mit 4,74% können mit ihrem Ergebnis zufrieden sein.

Beide Anlegergruppen weisen einen überdurchschnittlichen Aktienanteil auf, was sicherlich zu diesem Ergebnis beigetragen hat. Das zeigt sich auch beim spezifischen Blick auf das aktuelle Jahr: Für Januar bis Juli 2015 liegen Pensionskassen bei 6,46%, Unternehmen bei 5,79% und der Durchschnitt für alle Anleger bei 5,40%. Die Zahl hätte sogar noch besser ausfallen können. Doch jüngste Marktvolatilitäten und Korrekturen haben das Ergebnis negativ beeinflusst. Für das vergangene Jahr (12-Monats-Betrachtung zum Stichtag Ende Juli 2015) sieht es noch besser aus: Für die Zeit von August 2014 bis Juli 2015 liegen Pensionskassen bei 8,32%, Unternehmen sogar bei 9,00% und der Durchschnitt für alle Anleger bei 7,91%.

Bei den Performancetreibern hat sich ein Wandel vollzogen: Rentenfonds, die langfristige Performancestütze vergangener Tage, haben an Kraft eingebüßt. Die viel diskutierte Zinswende, mit der früher oder später zu rechnen sein dürfte, verdüstert die Aussichten für diese Titel zusätzlich. Dagegen haben Aktienfonds und Private-Equity-Fonds den Wertzuwachs maßgeblich vorangetrieben, trotz der höheren Volatilität.

Abb. 2: Wertentwicklung von Spezialfonds; Quelle: Universal-Investment

Ausblick
So stark der Trend weg von den Staatsanleihen und hin zu Unternehmensanleihen und Aktien derzeit auch ist – er könnte trotzdem schnell sein Ende finden, wenn Notenbanken das Ende der Niedrigzinsphase einleiten. Dann würden Staatsanleihen wieder attraktiver, was sich zulasten anderer Anlageformen auswirken müsste. Spannend bleibt der Trend zur immer noch vergleichsweise jungen Anlageklasse Real Assets und den die künftige Diversifikation innerhalb beispielsweise zwischen Unternehmensbeteiligungen, Infrastruktur oder Erneuerbare Energien.

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*) Markus Neubauer ist Geschäftsführer, Universal-Investment.

Methodik und Relevanz: Die Auswertung erfasst alle Anlagen in Spezialfonds bei Universal-Investment für den Zeitraum vom 1. Januar 2012 bis zum 31. Juli 2015 und wird monatlich aktualisiert. Das Gesamtvolumen der analysierten Assets under Administration beträgt derzeit rund 180 Mrd. Euro. Dieses Volumen entspricht gut 13% des gesamten vom BVI erfassten Spezialfondsvermögens in Höhe von 1.339 Mrd. Euro (per Ende Mai 2015).