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Spezialfondsanalyse: Investoren warten ab

Institutionelle Investoren haben im letzten Quartal kaum Mittel zwischen Anlageklassen umgeschichtet. Schwankungen in den einzelnen Anlageklassen waren in erster Linie den Marktbewegungen geschuldet. Nach mehreren Jahren, in denen Aktien gegenüber Anleihen an Bedeutung gewannen, warten Anleger im aktuellen volatilen Umfeld erst einmal ab, bevor sie sich auf eine Richtung festlegen – das zeigt unsere Analyse zum Verhalten institutioneller Investoren im vierten Quartal 2015.

Markus Neubauer

Das vierte Quartal 2015 war von Volatilität gekennzeichnet. Das gilt für die Aktienmärkte ebenso wie für Öl. Auch in die Anleihemärkte ist mit dem Beginn auseinander driftender geldpolitischer Maßnahmen in Europa und in den USA zusätzliche Bewegung gekommen.

In dieser wenig übersichtlichen Situation behalten institutionelle Investoren ausweislich der Universal-Investment-Analyse einen kühlen Kopf und vermeiden vorschnelle Reaktionen. Damit kommt eine jahrelange Verlagerung von Mitteln weg von Anleihen und hin zu Aktien zu einem vorläufigen Ende.

Aktienboom: Unterbrechung oder Trendwende?
In den inzwischen vier Jahren, in denen Universal-Investment die monatliche Auswertung der Anlageentscheidungen institutioneller Investoren analysiert, bewegte sich die Asset Allocation eigentlich kontinuierlich weg von der Anleihe und hin zu anderen Asset-Klassen, allen voran zu Aktien. So lag der Aktienanteil quer über die Portfolien aller Anlegergruppen Anfang Januar 2012 bei 22,6% – bis Ende Dezember 2015 war er auf 30,5% angestiegen.

In den letzten beiden Quartalen allerdings war keine eindeutige Tendenz mehr zu verzeichnen, was sich am besten an der Zahl von 30,4% Aktienanteil Ende Mai 2015 ablesen lässt. Die Schwankungen, die in der zweiten Jahreshälfte noch auftraten, sind zum größten Teil auf Kursschwankungen und weniger auf Anlageentscheidungen zurückzuführen. Durch den stürmischen Start ins Börsenjahr 2016 dürfte die Aktienquote wieder etwas zurückgehen, zumal Anleger derzeit sehr vorsichtig unterwegs sind.

Abb. 1: Aktienanteil 2012-2015

Renten weiterhin auf dem Weg nach unten
Bei den Renten zeigt sich im Vierjahrestrend ein ähnliches Bild. So lag der Anteil festverzinslicher Anlagen in den Portfolien Anfang 2012 noch bei 56%. Zum Jahresende 2015 war dieser Anteil auf 48,5% gesunken. Anders als bei den Aktien hat die Bewegung hier allerdings gegen Ende wieder Fahrt aufgenommen, mit einem Rückgang des Anteils von 50,7% Ende September 2015 auf 48,5% Ende des Jahres.


Abb. 2: Rentenanteil 2012-2015

Offensichtlich verabschieden sich Investoren peu à peu bei ihren indirekten Anlagen weiterhin von der Anlageklasse Renten, die noch bis vor kurzem den unumstößlichen Eckpfeiler eines institutionellen Portfolios darstellte – doch die Allokation tendiert nicht mehr ganz so eindeutig zur Aktie, wie das noch vor wenigen Monaten der Fall war. Die Bewegungen auf den Aktienmärkten, die wir das ganze Jahr 2015 hindurch beobachten konnten, führen eben auch in den Portfolios zu höheren Schwankungen.


Abb. 3: Anteil Unternehmensanleihen 2012-2015

Neben Aktien gibt es einen weiteren klaren Gewinner in der Gunst der Investoren: Innerhalb der schrumpfenden Allokation in Renten verdrängen Unternehmensanleihen die frühere feste Bank, Staatsanleihen. Der Anteil von Unternehmensanleihen an der Rentenallokation lag Anfang 2012 bei 18,7%. Bis Ende 2015 hatte er sich auf 31,1% gesteigert, also um deutlich mehr als die Hälfte. Doch auch dieser Trend hat sich zuletzt etwas verlangsamt: Von Juli bis Dezember 2015 betrug der Anstieg nur noch 0,6 Prozentpunkte.

Aktuell liegen Unternehmensanleihen mit rund 31% nur noch marginal unter dem Wert für Staatsanleihen und Anleihen quasistaatlicher Emittenten (zusammen 31,7%). Legt man den Fokus der Betrachtung allein auf Staatsanleihen (29,1%), so liegen die Unternehmenspapiere sogar leicht vorn. Ende 2014 lagen Staatsanleihen noch vorn, wenn auch nicht mehr mit allzu großem Abstand.


Abb. 4: Renten nach Sektoren

Performance
2015 war für Investoren kein einfaches Jahr. Trotz aller Herausforderungen steht am Jahresende durchschnittlich ein erfreuliches Ergebnis fest: So haben die bei Universal-Investment in Spezialfonds angelegten Mittel eine durchschnittliche Rendite von 3,44% für das Jahr 2015 erreicht. Damit liegen sie zwar unter dem Jahresdurchschnitt gerechnet auf die letzten drei Jahre (5,07%), aber nicht mehr ganz so weit entfernt vom Zehnjahresdurchschnitt in Höhe von 3,93%.


Abb. 5: Performance von Spezialfonds per Ende 2015

In diesen durchschnittlichen Zahlen verstecken sich allerdings unterschiedliche Ergebnisse für verschiedene Anlegergruppen. So haben etwa Pensionskassen und Versorgungseinrichtungen mit 4,63% im Jahr 2015 überdurchschnittlich abgeschnitten. Auch Stiftungen und privatrechtliche Organisationen haben mit 4,19% ein gutes Ergebnis erzielt. Unterhalb der durchschnittlichen Wertentwicklung liegen Anlegergruppen wie Versicherungen oder Kreditinstitute.

Trotz der hohen Volatilität an den Börsen schlossen alle Anlageklassen das Jahr positiv ab – bis auf Dach-Hedgefonds und Hedgefonds, die das Gesamtergebnis drückten. Private-Equity-Fonds lieferten mit rund 19,9% die mit Abstand beste Wertentwicklung ab, eine Assetklasse, die wieder an Bedeutung gewonnen hat, gefolgt von Aktienfonds (7,3%) und Immobilienfonds (4,8%).


Abb. 6: Performance nach Fondsart


Absicherung und Diversifikation
Je weiter sich die Allokation institutioneller Investoren von dem früheren Stabilitätsanker Staatsanleihe wegbewegt, desto mehr steigt die Sensibilität für tagesaktuelle Schwankungen an den Märkten, wie es die Zahlen für das vierte Quartal 2015 belegen. Viele Investoren begegnen dieser Herausforderung mit einer breiteren Diversifikation. So sehen wir zum Beispiel bei den Anlagen unserer Kunden seit einiger Zeit schon einen Trend hin zu alternativen Anlagen. Immobilien, Infrastruktur oder Private Equity rücken immer mehr in den Anlegerfokus und machen inzwischen rund 7,5% der Spezialfondsanlagen aus. Hierbei wird die individuelle Strukturierung auf die (Regulierungs-) Anforderungen der Anleger immer wichtiger. Diese Beobachtung deckt sich auch mit den Ergebnissen einer Live-Umfrage, die wir Ende 2015 mit rund 100 Teilnehmern einer Veranstaltung für institutionelle Kunden durchgeführt haben. Rund 70% der teilnehmenden Investoren gaben an, in den nächsten zwölf Monaten ihre Immobilienquote erhöhen zu wollen, zum größten Teil über Fonds. Zudem setzen mehr und mehr Investoren auf entsprechende Absicherungsmethoden wie Overlay-Management-Konzepte, insbesondere über eine intelligente Steuerung von Risikobudgets, um gerade in volatilen Zeiten nicht in die Absicherungsfalle zu geraten.

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*) Markus Neubauer ist Geschäftsführer, Universal-Investment-Gesellschaft mbH.


Methodik und Relevanz: Die Auswertung erfasst alle Anlagen in Spezialfonds bei Universal-Investment für den Zeitraum vom 1. Januar 2012 bis zum 31. Dezember 2015 und wird monatlich aktualisiert. Das Gesamtvolumen der analysierten Assets under Administration beträgt derzeit rund 180 Mrd. Euro. Dieses aufgrund der breiten Kundenstruktur weitgehend repräsentative Volumen entspricht knapp 14% des gesamten vom BVI erfassten Spezialfondsvermögens in Höhe von 1.390 Mrd. Euro (per Ende Dezember 2015).