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Standpunkt: Kapitalfluss in lokale Anleihemärkte wird künftig zunehmen

Vor dem Hintergrund des verlangsamten globalen Wirtschaftswachstums tritt das Wachstumspotenzial aufstrebender Volkswirtschaften noch deutlicher hervor. Im Gegensatz zu vielen Industrieländern sind in vielen Emerging Markets anziehende Kapitalzuflüsse, deutliche Erholungen der Binnenwirtschaft, unterstützende Liquidität und eine Aufwertung lokaler Währungen zu beobachten.

Susanne Hellmann

Das willkommene Aufstreben der Volkswirtschaften und der anhaltende Kapitalfluss lässt aber auch Sorgen über inflationäre Tendenzen und die Bildung von Preisblasen bei Realwerten aufkeimen. Mit wenigen Ausnahmen in bestimmten Ländern wird diese Gefahr – wenigstens kurz- bis mittelfristig – als eher gering eingestuft.

Auch wenn das starke Momentum in einigen Industrienationen, vor allem jedoch in den lateinamerikanischen und asiatischen Volkswirtschaften kurzfristig Abschwächungstendenzen zeigen mag, bleiben langfristige Wachstumsaussichten für Emerging Markets weiterhin intakt.

Analysen zeigen deutlich auf, wie sehr sich die Bonität der wichtigsten Wachstumsmärkte gegenüber einiger Länder der industrialisierten Welt verbessern konnte. Moderate Inflationswerte, gestiegene Währungsreserven und das kräftige Wirtschaftswachstum zeugen von anhaltender Produktivität. Viele wachstumsträchtige Staaten konnten überdies ihre Verschuldungen senken, und gemessen am Bruttoinlandsprodukt liegt diese heute in vielen Fällen niedriger als in manchen entwickelten Industrieländern – notabene auch unter der 60% Schuldengrenze der europäischen Währungsunion.

Nach einer Prognose des IMF wird die durchschnittliche Schuldenquote in den wichtigsten Industrieländern deutlich ansteigen. Dagegen stehen die positiven Aussichten der 20 wichtigsten Schwellenländer, welche ihre Verschuldung weiter abbauen dürften.

Umdenken im Portfolio Management
Realwirtschaftlich haben die Emerging Markets ihren Platz in der Weltwirtschaftsordnung deutlich verbessert. Hierzulande spielen sie allerdings in institutionellen sowie privaten Portfolios weiterhin nur eine untergeordnete Rolle. Wir meinen, dass Schwellenländer nachhaltig bessere Wachstumsaussichten bieten als industrialisierte Volkswirtschaften. Selbstverständlich ist dieses Wachstum mit Risiken verbunden, doch stehen Anleger an einem Punkt, wo sie sich fragen müssen, ob die bisher vor allem mit spekulativen Risiken behafteten Investitionen in Emerging Markets nicht doch eine grundlegende Veränderung erfahren haben. Anzeichen für den strukturellen Wandel gab es schon länger und gibt es weiterhin in genügendem Maß.

Die Stabilitätsindikatoren haben sich zu Gunsten der Wachstumsmärkte verschoben, was letztendlich durch die steigende Nachfrage der Investoren an Schuldtiteln zum Ausdruck kommt. Die so genannten Emerging Markets Debts (EMD) entwickeln sich von einem deutlich durch Währungsrisiken geprägten Investment zu reiferen festverzinslichen Papieren mittlerer und längerer Laufzeiten. Aktive Anleger und Portfolio Manager können von der wirtschaftlichen Wachstumskraft in verschiedenen Punkten profitieren: vergleichsweise attraktive Kupons festverzinslicher Instrumente, die Aufwertung lokaler Währungen aufgrund von Kapitalströmen in Wachstumsländer, relativ junge Bondmärkte mit vielen Unterbewertungen und wachstumsträchtige Unternehmen, die in lokalen Märkten fest verankert sind und international eine wichtige Rolle spielen, sind nur einige Punkte, die für ein Engagement in Schwellenländern sprechen.

Aus realökonomischer Sicht ist die Diversifikation ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Auch wenn sich Emerging Markets weiterhin nicht vom globalen Wirtschaftsgefüge lösen können, bleibt die zunehmende Unabhängigkeit aufgrund lokaler Märkte ein Argument, das für zukünftige Stabilität und somit verbesserte Risiko/Ertrags-Profile der Depots westlicher Investoren spricht.


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*) Susanne Hellmann ist Geschäftsführerin von ING Investment Management Germany, Frankfurt/Main.