Foundation | Welcome

Menu


„Wenn es um ein höherrentierliches und liquides Instrument geht, führt mittelfristig kein Weg an der Assetklasse Aktien vorbei“

Im derzeitigen Niedrigzinsumfeld stehen institutionelle Adressen mehr denn je unter Druck und müssen zunehmend auch die Assetklasse Aktien stärker in ihre Investmentüberlegungen miteinbeziehen. Um die Volatilität der Märkte aushalten zu können, sind gerade bei deutschen institutionellen Anlegern risikoärmere LowVola/Managed Volatility Konzepte gefragt. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Dr. Irina Sidorovitch, Leiterin Portfoliomanagement Aktien bei Sal Oppenheim über Ansätze und Vorteile.

Dr. Irina Sidorovitch

IPE Institutional Investment: Frau Dr. Sidorovitch, warum sind Managed Volatility Ansätze inzwischen so beliebt?
Sidorovitch: Die Strategien streben eine Senkung des Schwankungsrisikos und der Drawdowns an. Themen die Investoren bislang oft vor einem breiten Engagement am Aktienmarkt abgeschreckt haben. Ein gutes Management der Drawdowns hilft dabei, schnellerwieder in die Gewinnzone zurückzukommen und Vermögen aufbauen zu können. Wenn sie einen Verlust von 50% schreiben, müssen sie dagegen erst einmal wieder 100% im Portfolio zulegen um dies auszugleichen.

IPE Institutional Investment: Wie sieht Ihre Managed Volatility Strategie aus?
Sidorovitch: Wir nutzen zunächst einen dynamischen Multi-Faktor-Ansatz, um das Renditepotenzial von Einzelaktien relativ zum Gesamtmarkt abschätzen zu können. Entsprechend verkleinern wir das gesamte Investmentuniversum auf potenziell attraktivere Aktien.

IPE Institutional Investment: Wie setzen Sie dann die Risikominimierung um?
Sidorovitch: Aus den übrig gebliebenen Titeln bauen wir ein Minimum Varianz Portfolio, das deutlich bessere Risikokennzahlen bietet, als der Index. So lag das Rendite/Risikoprofil unserer Strategie im Zeitraum 2002 bis 2016 sowohl beim Risiko als auch bei der Rendite deutlich besser als der MSCI Europe. Wir sprechen hier von einer Rendite von 11,3% p.a. bei einer Volatilität von 10,2% p.a. gegenüber 3,5% Rendite bei 15,4% Volatilität im Index.

IPE Institutional Investment: Sie haben jetzt das Beispiel mit einem europäischen Index ausgeführt. Funktioniert es hier besonders gut?
Sidorovitch: Global sehen die Werte sogar noch besser aus, die Korrelationen lassen sich noch effizienter nutzen. Allerdings setzen unsere Kunden die Strategie bislang noch sehr stark mit dem Fokus Europa ein.

IPE Institutional Investment: Mit Tendenz zu mehr globalen Strategien?
Sidorovitch: Richtig, ja! Zuletzt haben wir mehr und mehr Interesse an globalen Strategien gesehen. Ich glaube das ist eine Entwicklung die uns grundsätzlich auch im Aktienmarkt erhalten bleiben wird, unabhängig davon ob sie quantitativ oder klassisch fundamental agieren, institutionelle Kunden denken zunehmend global.

IPE Institutional Investment: Wo sind die Grenzen der Ansätze?
Sidorovitch: Ich möchte anders herum formulieren, da Grenzen hier meines Erachtens das falsche Wort ist. Managed Volatility Ansätze funktionieren in unterschiedlichen Marktphasen nicht immer gleich gut. So kann diese defensiv ausgerichtete Strategie beispielsweise im derzeit volatilen Marktumfeld mit wiederholten Rückschlägen ihre Stärken sehr gut beweisen – im Gegensatz zu den Risiko-Rallyes mit kurzen, starken Aufwärtstrends. Dennoch sollten Low Volatility/Managed Volatilit-Ansätze meines Erachtens immer Teil einer strategischen Portfoliokomponente sein.

IPE Institutional Investment:
Wie würden Sie den typischen Managed Volatility Investor beschreiben?
Sidorovitch: Wir sehen derzeit viele institutionelle Adressen, die mangels Alternativen die Assetklasse Aktie nutzen wollen, ohne dabei ihre Risikobudgets überzustrapazieren. Deutsche Institutionelle sind deswegen sicher nicht über Nacht zu Aktienliebhabern geworden, aber wenn es um ein höherrentierliches und liquides Instrument geht, führt mittelfristig vermutlich kein Weg an der Assetklasse vorbei!

IPE Institutional Investment: Frau Dr. Sidorovitch, vielen Dank für diese Einblicke!