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„Wir sehen einen großen Trend zu währungsgesicherten ETFs“

Die japanische Zentralbank war vor rund zweieinhalb Jahren die erste, die durch massive Geldschöpfung die eigene Währung unter Druck brachte. Seitdem hat die Volatilität an den Devisenmärkten massiv zugenommen, wie nicht zuletzt auch die massive Aufwertung des Schweizer Franken im Januar zeigte. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Simon Klein, Head of Sales Exchange Traded Product & Institutional Mandates EMEA & Asia, Deutsche Asset & Wealth Management (Deutsche AWM) über die Reaktionen der Anleger im ETF-Markt.

Simon Klein

IPE Institutional Investment: Herr Klein, der Schweizer Franken legt quasi über Nacht 20% gegenüber dem Euro zu, der US-Dollar erreicht eine Aufwertung von rund 25% seit letztem Sommer. Hat dies Auswirkungen auf Ihr Geschäft?
Klein: Wir sehen in der Tat einen großen Trend zu währungsgesicherten ETFs. Dies belegen konstant hohe Inflows
und ein gesteigertes Angebot an währungsgesicherten ETFs über die letzten ein bis zwei Jahre. Besonders die Aufwertung des Schweizer Frankens im Januar quasi über Nacht, hat hier für einen weiteren Schub gesorgt.

IPE Institutional Investment: Zuletzt haben Euro-Anleger ja mit Anlagen in US-Dollar bzw. Schweizer Franken mehrheitlich profitiert. Ist hier auch das Bewusstsein für eine möglicherweise notwendige Absicherung angekommen?
Klein: Die Entwicklungen an den Devisenmärkten haben klar gezeigt, dass die Währungsseite einen erheblichen – sei es positiv oder negativ – Einfluss auf die Performance haben kann. Insofern ist die Lektion hier definitiv angekommen.

IPE Institutional Investment: Auch langfristig?
Klein: Ja, das Thema wurde bislang schlicht zu wenig analysiert. Schauen Sie sich beispielsweise den MSCI World an, den übrigens sehr viele institutionelle Investoren als Benchmark einsetzen
und der ca. 90% in ausländischen Währungen investiert ist. In einer währungsgesicherten Variante, so zeigt es unsere Analyse, ist dieser beispielsweise in einer Stressphase an den Märkten deutlich weniger volatil, Risiken werden ganz klar reduziert.

IPE Institutional Investment: Es gibt allerdings auch Investoren, die eine „Währungswette“ im Rahmen eines Aktien- oder Rentenmandats ganz bewusst eingehen…
Klein: …was auch völlig in Ordnung ist, wenn man eine klare Meinung zu Währungen hat. Dann sollte man jedoch auch dazu übergehen, die Währungsseite als eigene Assetklasse innerhalb des Mandats zu betrachten. Hier müssen die Treiber der Performance auch genau untersucht und dargelegt werden.

IPE Institutional Investment: Also mehr volkswirtschaftliche Brille als Unternehmensanalyse?
Klein: Korrekt. Währungsschwankungen bzw. –veränderungen werden in erster Linie durch Inflationserwartungen, Zinsänderungen bzw. Wachstumsaussichten der jeweiligen Volkswirtschaft beeinflusst. Das muss man sauber von der Entwicklung einer Aktie bzw. eines Unternehmens trennen.

IPE Institutional Investment: Wie setzen Sie die Währungsabsicherung bei Ihren ETFs um?
Klein: Wir verwenden einen Einmonats-Forward, den wir entsprechend rollen. Dies setzen wir in unseren ETFs dann mit verschiedenen Währungspaaren um, so dass der Investor sich nicht nur absichern, sondern auf der anderen Seite natürlich auch aktiv positionieren und seine Meinung abbilden kann.

IPE Institutional Investment: Spielen Kosten eine große Rolle?
Klein: Gemessen an der Volatilität an den Währungsmärkten, spielen die Kosten für die Absicherung eine eher untergeordnete Rolle. Historisch betrachtet, sind die Kosten für eine Währungsabsicherung derzeit sehr günstig. Wir sprechen beispielsweise bei vielen unserer ETFs über Mehrkosten von in der Regel zehn Basispunkten. Die Umsetzung der Hedging-Strategie ist für unsere Investoren dabei in beide Richtungen sehr einfach, Sie wechseln einfach die Shareklasse von gehedged zu ungehedged bzw. anders herum.

IPE Institutional Investment: Sehen Sie bei den Anlegern große Unterschiede in der Herangehensweise auf der Aktien- bzw. Anleiheseite?
Klein: Es ist schon feststellbar, dass Aktieninvestoren aufgrund der höheren Risikoneigung und der ohnehin höheren Volatilität am Markt eher die Währungsseite offen lassen. Anders stellt sich das mehrheitlich bei Anleiheinvestoren dar, die das Risiko hier tendenziell komplett herausnehmen.


IPE Institutional Investment: Abschließende Frage, wo sehen Sie aktuell bei den eigenen Produkten die größte Nachfrage beim Thema „Währungshedge“?
Klein: Einen ganz starken Trend zu währungsgesicherten ETFs sehen wir bei US-Anlegern, die in Europa investieren und sich gegen einen schwachen Euro absichern wollen. Hier haben wir rund 17 Mrd. US-Dollar verwaltetes Vermögen.
Die größte Nachfrage in Europa besteht weithin in US-Dollar und Euro gehedgten ETFs auf den MSCI Japan und den Global Barclays Aggregate.

IPE Institutional Investment: Besten Dank für diese Einblicke.