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„Wir sind überzeugt, dass wir unsere Ertrags- und Volatilitätsziele nur mit einem wirklich diversifizierten Portfolio erreichen“

Das Thema Multi Asset ist gerade im der aktuellen Niedrigzinsphase stark gefragt. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Clive Emery, Product Director, Multi Asset, Invesco Asset Management, über die Vorteile breit angelegter Multi-Asset-Strategien und die Bedeutung der Diversifikation.

Clive Emery

IPE Institutional Investment: Clive, können Sie Ihre Strategie kurz umreißen?
Emery: Unsere Strategie zielt auf einen positiven Ertrag in jedem Marktumfeld bei einer Volatilität, die halb so hoch ist wie die der globalen Aktienmärkte. Konkret lautet unser Ziel, über einen rollierenden Dreijahreszeitraum eine jährliche Bruttorendite von 5% über dem 3-Monats-Euribor zu erwirtschaften. Das Portfolio besteht typischerweise aus rund 20-30 langfristigen Anlageideen, wobei die einzelnen Ideen aus allen Anlageklassen, Regionen und Anlagestilen ausgewählt werden können. Entscheidend ist die optimale Zusammenstellung dieser Ideen zu einem robusten, risikogesteuerten und breit diversifizierten Portfolio.

IPE Institutional Investment: Wie würden Sie Ihren Anlageprozess in aller Kürze beschreiben?
Emery: Wir verfolgen einen wiederholbaren, dreistufigen Anlageprozess. Im ersten Schritt werden mögliche Anlageideen identifiziert und angenommen – wir haben einen uneingeschränkten Researchansatz, aber jede Idee muss unseren ‚TEAM‘-Researchprozess durchlaufen und genehmigt werden. Im zweiten Schritt unseres Anlageprozesses prüfen wir dann, welche der für die Aufnahme in den Fonds ausgewählten Ideen sich am besten für die Zusammenstellung eines breit diversifizierten Portfolios eignen. Dabei betrachten wir das Risiko der einzelnen Ideen und vor allem ihre Auswirkungen auf das Gesamtrisiko des Portfolios. Außerdem prüfen wir, wie die einzelnen Ideen am besten strukturiert werden sollten, damit sichergestellt ist, dass sie ein ausreichendes Ertragspotenzial bieten, das ihren Platz im Portfolio rechtfertigt. Alle Ideen müssen von allen drei Fondsmanagern gutgeheißen werden. Schließlich kommen wir zur Umsetzung am Markt, also dem Handel, der Compliance und natürlich der Überprüfung.

IPE Institutional Investment: Erwarten Sie Probleme durch das aktuelle Fondsvolumen? Sind Sie noch völlig frei in Ihren Handlungsmöglichkeiten?
Emery: Beim aktuellen Fondsvolumen haben wir keine Kapazitätsprobleme. Allerdings haben wir auch die künftige Liquiditätssituation im Blick. Schließlich kann jede Idee, die wir heute in unser Portfolio aufnehmen, drei Jahre im Portfolio verbleiben und muss daher auch vor dem Hintergrund des potenziellen Fondswachstums bewertet werden. Wir prüfen die Liquiditätssituation ständig aufs Neue, weil sich die Marktliquidität verändert. Ich glaube, wenn wir über Kapazitäten sprechen, ist die Liquidität der Basiswerte entscheidend. Wir investieren in ein breites Spektrum von Vermögenswerten, aber ausnahmslos in sehr liquiden, tiefen Kapitalmärkten. Wenn aktuell Ideen vorgeschlagen werden, prüfen wir die Liquidität dieser Ideen vor der Umsetzung. Im Rahmen der Umsetzung erhalten wir auch Rückmeldung vom Handelsteam, um sicherzustellen, dass die Liquidität nicht nur heute, sondern auch in Zukunft gewährleistet ist, wenn unser verwaltetes Vermögen weiter wächst.

IPE Institutional Investment: Was wäre ein aktuelles Beispiel für eine „gute Idee“?
Emery: Wir haben derzeit 29 dieser Ideen im Portfolio, von denen unserer Ansicht nach alle über unseren zwei- bis dreijährigen Anlagehorizont eine positive Rendite abwerfen können. Das ist bei jeder Aufnahme einer Idee in das Portfolio eine Voraussetzung. Wenn wir nicht überzeugt sind, dass eine Idee unser Renditeziel erreicht, bleibt sie draußen. Eine Idee, von der ich aktuell viel halte, ist unsere Idee zur unterschiedlichen Entwicklung der europäischen Aktienmärkte. Wir glauben, dass europäische Unternehmen gut aufgestellt sind, um von der schrittweisen globalen Wachstumserholung zu profitieren. Besonders viel halten wir von deutschen Unternehmen mit soliden Bilanzen, die stärker in den Schwellenländern engagiert sind und ganz klar vom schwachen Euro und dem niedrigen Ölpreis profitieren. Wir sind keine Stockpicker, also nicht auf die Einzeltitelselektion spezialisiert. Daher haben wir zwei Invesco-Fondsmanager mit einer starken Erfolgsbilanz ausgewählt, über deren Fonds wir diese Idee umsetzen. Wir können das potenzielle Alpha dieser Manager isolieren, indem wir einen Teil des Markt-Beta absichern – dadurch partizipieren wir nicht komplett an Kursrückgängen und isolieren einfach die potenzielle Überrendite. Durch eine zusätzliche Position in Futures auf deutsche Aktien erhöhen wir unser Engagement in diesem von uns bevorzugten Markt. Schließlich haben wir die Idee mit einem Crash-Schutz in Form von Long-Positionen in der Volatilität des Schweizer Aktienmarktes und der Volatilität eines europäischen Bankenindex versehen – bei einem heftigen Kurseinbruch an den Aktienmärkten sollte der Wert dieser Positionen steigen. Diese Idee veranschaulicht sehr gut, wie wir über Anlageideen nachdenken und diese umsetzen, wie wir das vorhandene Investment-Knowhow nutzen können und wie wir relativ komplexe Instrumente einsetzen können, um die eingegangenen Risiken zu kontrollieren und die Idee gegen negative Marktbewegungen abzufedern.

IPE Institutional Investment: Was ist das Geheimnis einer guten „Kombination“ von Ideen?
Emery: Wir sind überzeugt, dass wir unsere Ertrags- und Volatilitätsziele nur mit einem wirklich diversifizierten Portfolio erreichen. Dafür müssen wir die Risiken verstehen – und zwar nicht nur die Risiken der einzelnen Ideen (das unabhängige Risiko), sondern auch die Auswirkungen der einzelnen Ideen auf das Risikoprofil des Portfolios insgesamt. Wir wollen ausreichende Risiken eingehen, um unsere Renditeziel zu erreichen, gehen aber davon aus, dass das Gesamtrisiko des Portfolios durch die Diversifikationsvorteile dieser einzelnen Ideen weniger als halb so hoch ist wie das der globalen Aktienmärkte. Uns ist auch sehr bewusst, dass unsere Risikomodelle rückwärtsgerichtet sind. Daher führen wir umfangreiche Szenario- und Stresstests anhand möglicher und nicht nur wahrscheinlicher Marktszenarien sowie historischer Szenarien durch. Dadurch ist sichergestellt, dass wir die Risiken, die wir eingehen, wirklich verstehen. Auf der Grundlage der Ergebnisse dieser Tests stellen wir dann ein Portfolio zusammen, das künftigen Marktschocks unserer Ansicht nach besser standhalten kann.

IPE Institutional Investment: Wie haben Sie Makroschocks wie das Brexit-Votum verkraftet?
Emery: Wie bereits erwähnt, führen wir umfassende Stress- und Szenariotests für unser Portfolio durch. Die konkreten Marktauswirkungen einzelner Ereignisse lassen sich zwar nicht voraussagen. Wir hoffen aber, dass unser Portfolio ausreichend robust ist, um kurzfristigen Marktauswirkungen standzuhalten. Dabei sollte auch nicht vergessen werden, dass wir Ideen auswählen, von denen wir meinen, dass sie über einen zwei- bis dreijährigen Anlagehorizont eine gute Performance liefern werden. Daher bemühen wir uns bewusst darum, uns nicht von kurzfristigen Markteinflüssen leiten zu lassen. Allerdings ist uns auch bewusst, dass die Marktvolatilität über unseren Zwei- bis Dreijahreshorizont vermutlich anhalten wird. Daher treffen wir bei der Umsetzung der einzelnen Anlageideen natürlich entsprechende Vorkehrungen. Was einen Marktschock wie das Brexit-Votum angeht: Hier haben wir in unseren Modellen drei oder vier Szenarien abgebildet, um die potenziellen Marktauswirkungen eines Austrittsvotums abzuschätzen. Dadurch erhielten wir eine Vorstellung von den potenziellen Verlustrisiken im Portfolio und konnten das Portfolio auf dieser Basis entsprechend bewerten. So haben wir versucht zu antizipieren, wie die Ideen in unserem Portfolio auf ein Austrittsvotum reagieren könnten. Fast alle im Fonds enthaltenen Ideen haben sich tatsächlich so entwickelt wie von uns antizipiert. Die Auswirkungen auf zwei Ideen waren etwas negativer als erwartet, da wir das Ausmaß der Rally bei längerlaufenden globalen Anleihen unterschätzt hatten. Wenn wir die Wertentwicklung des Fonds seit seiner Auflegung betrachten, sehen wir: Wann auch immer die globalen Aktienmärkte die größten Kursstürze verzeichnet haben, hat sich unser Fonds sehr gut gehalten und das Kapital der Anleger nicht nur erhalten, sondern in einigen Fällen sogar Wertzuwächse verzeichnet. Wir sagen immer, dass das Portfolio darauf ausgerichtet ist, an positiven Marktbewegungen zu partizipieren und negative Markteinflüsse zu minimieren, und bislang ist das tatsächlich gelungen.

IPE Institutional Investment: Was bedeutet das von Ihnen erwähnte Attribut „robust“ in Bezug auf die Diversifikation und die Korrelation mit anderen Anlageklassen?
Emery: Unsere Anlageideen können jeden Anlagetyp in jeder Region betreffen und wir haben eine Fülle von Optionen für die Umsetzung unserer Ideen, durch die wir unser Portfolio stärker diversifizieren können als traditionellere Multi-Asset-Fonds. Daher ist unser Ansatz eine gute Ergänzung für alle traditionellen Ansätze der Asset Allokation. Die Korrelation des Fonds mit globalen Aktien, Anleihen und Rohstoffen beträgt zum Beispiel 0,33, -0,19 bzw. 0,09.

IPE Institutional Investment: Woher kommen Ihre Anleger – aus dem Aktienbereich oder eher aus dem Anleihenbereich?
Emery: Das lässt sich nicht eindeutig beantworten. Solange die globalen Zinsen so niedrig sind, gibt es natürlich auch Anleger, die sich für die in diesem Bereich potenziell höheren Renditen und laufenden Erträge interessieren. Andererseits hat das Bruttorenditeziel von 5% über Euribor auch einige Investoren aus dem Aktienbereich angelockt, die gerade im aktuellen Marktumfeld nach weniger volatilen Anlagen Ausschau halten.

IPE Institutional Investment: Wie gut hat die Strategie in den vergangenen Jahren abgeschnitten?
Emery: Unsere Performance seit Auflegung des Fonds ist sowohl im Hinblick auf den Ertrag als auch die Volatilität zufriedenstellend. Von seiner Auflegung bis Ende August 2016 hat der Fonds einen Bruttoertrag von 15,74% erwirtschaftet. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass unsere Ziele für einen rollierenden Dreijahreszeitraum gelten. Das Ende unseres ersten Dreijahreszeitraums haben wir zwar noch nicht erreicht, aber aktuell sind wir auf gutem Kurs, um unser Ziel einer Rendite von 5% über dem 3-Monats-Euribor zu erreichen. Das haben wir mit einer realisierten Volatilität von nur 3,92% erreicht, was rund 32% der Volatilität der globalen Aktienmärkte entspricht und damit unser Ziel von „weniger als 50%“ mit deutlichem Abstand erfüllt. Wir sind also auf einem guten Weg, sowohl unser Ertragsziel als auch unser Volatilitätsziel zu erreichen.

IPE Institutional Investment: Danke für diese Einblicke!