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„Wir suchen nach Werten, die ein Aufwärtspotenzial von 50% mitbringen“

IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit François Gobron, Fondsmanager des GIS European Recovery Equity Fonds bei Generali Investments, über die aktuelle Situation in Südeuropa und Gründe für Anleger, hier einzusteigen.

François Gobron

IPE Institutional Investment: Herr Gobron, wie steht es um den Aufschwung in Südeuropa?
Gobron: Wir werden auf Länderebene keinen massiven Turn-around sehen, aber – und das ist die gute Nachricht – die Gefahr einer neuerlichen Rezession ist für die südeuropäischen Länder sehr klein. Das Schlimmste ist ausgestanden.

IPE Institutional Investment: Die ideale Situation um mit Aktien in diesen Märkten Geld zu verdienen?
Gobron: Sicher nicht mit allen und in jedem Sektor. Es gibt allerdings in fast allen Ländern eine ganze Reihe sehr interessanter Werte die im Zuge der Börseneinbrüche trotz hoher Unternehmensqualität unter die Räder gekommen sind und sich erst langsam wieder erholen. Hier sehen wir deutliches Potenzial nach oben. Wir sprechen hier beispielsweise über griechische und portugiesische Titel mit einem P/E-Ratio von fünf oder sechs und einem P/B-Ratio von deutlich unter eins.

IPE Institutional Investment: Sind Griechenland und Portugal dann auch die Übergewichtungen im Fonds?
Gobron: Wir haben in der Tat aktuell eine recht hohe Gewichtung in Griechenland und Portugal mit 27% bzw. 23% des Fondsvolumens. Das hat aber weniger mit einer Makroanalyse der Länderdaten zu tun sondern ist vielmehr ein Resultat des Stock Pickings. In beiden Ländern finden Sie einfach eine große Anzahl fundamental günstiger Titel, die zudem gerade wieder auch anfangen zum Teil deutliche Wachstumsraten bei Umsatz und Gewinn zu zeigen. Wir mögen es auch, wenn Gewinnmargen wieder anziehen.


IPE Institutional Investment: Inwieweit gilt das Szenario auch für die zwei Schwergewichte in Südeuropa: Italien und Spanien?
Gobron: Spanien ist ebenfalls erfolgreich durch den Reformprozess gegangen. Wir sind hier positiv gestimmt, finden aber in Spanien nicht mehr so viele günstige Werte. Etwas anders ist der Fall in Italien. Hier sehe ich ganz klar weiteren Reformbedarf. Allerdings gibt es in Italien auf der Unternehmensseite die eine oder andere Restrukturierungsstory, die für uns durchaus interessant ist.


IPE Institutional Investment: In welchen Sektoren bzw. Bereichen finden Sie aktuell interessante Investments?
Gobron: Ich möchte das weniger an einzelnen Sektoren festmachen. Wir suchen nicht gezielt nach Sektoren, sondern sehen uns Unternehmen für Unternehmen an. Was wir allerdings mögen sind Firmen mit nachhaltigen Werten in der Bilanz, wie es sich etwa in den Bereichen Telekom, Infrastruktur und Versorgung wiederfinden. Häfen sind hier auch ein gutes konkretes Beispiel mit Real Assets.


IPE Institutional Investment: Wie sieht Ihr Investmentprozess dann konkret aus?
Gobron: Wir sprechen über ein Investmentuniversum von etwa 400 börsennotierten Unternehmen in Südeuropa die für uns grundsätzlich in Frage kommen. Hiervon sind allerdings nur rund 150 Titel hinsichtlich Liquidität der Aktie bzw. Kennzahlen wie Verschuldungsgrad oder Marktfokus interessant. Diese Werte analysieren wir strategisch sehr gründlich, inklusive Treffen und Diskussion mit dem Management. Heraus kommt letztlich ein hochkonzentriertes Buy-and-Hold-Portfolio von etwa 35 bis 45 Titeln, denen wir Zeit geben, ihr Kurspotenzial auszuschöpfen. Unternehmensstrategien benötigen typischerweise fünf Jahre um sich auszuzahlen, folglich bleiben wir im Regelfall auch drei bis fünf Jahre investiert und “drehen“ maximal ein Viertel der Titel im Portfolio pro Jahr.


IPE Institutional Investment: Welches Potenzial muss ein Titel dann mitbringen?
Gobron: Wir suchen nach Werten, die ein Aufwärtspotenzial von mindestens 50% mitbringen. Angesichts der Volatilität an den Märkten haben wir einige Positionen bereits mit Erreichen des Zielpreises verkauft. Hier sind wir sehr diszipliniert und verkaufen  
konsequent, wenn das Kursziel erreicht wird.

IPE Institutional Investment: Wie groß ist der Fonds mittlerweile?
Gobron: Wir haben per Ende September ein Fondsvolumen von über 500 Mio. Euro erreicht, davon rund 100 Mio. Euro an Geldern von institutionellen Anlegern aus Deutschland. Für sie macht insbesondere die Korrelation von Null gegenüber den nordeuropäischen Aktienmärkten ein Investment so interessant. Abgesehen von den Performancechancen natürlich.


IPE Institutional Investment: Letzte Frage – haben Sie die Ergebnisse des Bankenstresstests Ende Oktober überrascht?
Gobron: Nicht sonderlich. Unser Basisszenario war, dass so gut wie alle Banken den Test bestehen würden – besonders nach den kürzlich durchgeführten Kapitalerhöhungen vieler Banken in Südeuropa. Und das ist auch eingetroffen: Nur fünf Banken von 130 sind durchgefallen, zwei davon aus Italien (BMPS und Banca Carige), beide übrigens nicht in unserem Portfolio. Die EZB hat mit diesem Test zwei Ziele verfolgt: Zum einen Konsistenz in den Bilanzierungsregeln herstellen und zum anderen (wesentlich wichtiger) den Geldfluss an Unternehmen ankurbeln, besonders in Südeuropa. Ich denke, die Bankenunion ist ein wichtiger Schritt vorwärts im Konstrukt Europa, beinahe genauso wichtig wie die Währungsunion. Sie wird das Vertrauen in das Bankensystem und mehr noch in die Wirtschaft Europas stärken. Leider war der allgemeine Markttrend kurz nach der Veröffentlichung der Testergebnisse negativ. Aber ich bin überzeugt, dass die Märkte bald die Ergebnisse des AQR und des Stresstests einpreisen werden, und die Risikoprämien für Südeuropa sinken.

IPE Institutional Investment: Besten Dank für diese Einblicke.