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Zeiten des Umbruchs verlangen aktive Aktienstrategien

In der ersten Diskussionsrunde des sogenannten „Think Tank Active Investing“ von TBF und DONNER & REUSCHEL am 25. September ging es um Aktieninvestments. Das Fazit der Veranstaltung: Insbesondere in Zeiten tiefgreifender Veränderungen spielt aktives Management eine wichtige Rolle.

Peter Dreide

Technologisch, demografisch und vor allem geopolitisch: Die Welt befindet sich in vielerlei Hinsicht in einem tiefgreifenden Wandel. Gerade in solchen Zeiten spielt das Engagement aktiver Investoren eine wichtige Rolle: „Aktive Anleger können die Welt von morgen mitgestalten und den Hebel in die richtige Richtung legen“, erklärte Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei DONNER & REUSCHEL.

Peter Dreide, Gründer und CIO von TBF betonte: „Mit breiten Indexinvestments haben Anleger alle Sektoren im Portfolio – auch wenn sie sie gar nicht haben wollen.“ Das waren zwei der zentralen Botschaften aus der ersten Diskussionsrunde des Think Tanks Active Investing, einer gemeinsam von TBF und DONNER & REUSCHEL ins Leben gerufenen Denkfabrik.

Wie kompliziert die Weltlage aus geopolitischer Sicht ist, erläuterte Jan F. Kallmorgen, Managing Partner und Gründer der Unternehmensberatung Berlin Global Advisors sowie Autor des Buchs „Das geopolitische Risiko. Unternehmen in der neuen Weltordnung“, den Teilnehmern.

Neben dem Ukrainekrieg, der nach Kallmorgens Einschätzung kein schnelles Ende finden wird, sprach er über die Rivalität zwischen den USA und China. Er beobachtet im Reich der Mitte eine zunehmende Repression im Inneren und Versuche des Landes, seinen Einfluss auf der politischen Landkarte zu vergrößern. Im Zentrum stehe die Frage: Was passiert mit Taiwan? Wird China seinen Griff um die Inselrepublik straffen? Und falls ja: wann und in welcher Form? „Es gibt Beobachter, die in 24 bis 36 Monaten mit verstärktem Zugriff rechnen“, so Kallmorgen. Dabei müsse es nicht zwingend Krieg geben. Denkbar seien unter anderem auch Cyberattacken. Aus seiner Sicht jedenfalls ist das „Risiko größer, als es in Deutschland wahrgenommen wird.“

Die USA reagieren auf das zunehmende Streben Chinas nach globaler Dominanz wiederum mit Exportkontrollen, Handelsrestriktionen und der Beschränkung von Investitionen in China. Im Fokus stehen dabei insbesondere Technologien wie Halbleiter und Künstliche Intelligenz. „Wir sehen eine massive Polarisierung in der US-amerikanischen Politik – in ihrer Haltung gegenüber China sind sich aber alle grundsätzlich einig“, sagte Kallmorgen.

Dabei könnte bald ein neuer alter Bewohner ins Weiße Haus einziehen: Donald Trump. Nach Einschätzung von Kallmorgen liegt die Chance einer Rückkehr nach der Wahl im kommenden Jahr bei 50% – „so absurd das scheinen mag“. In diesem Fall müsste sich die Welt auf eine Einschränkung der Hilfe für die Ukraine, ein geringeres Engagement in der NATO oder gar einen Austritt aus der Organisation sowie weniger Mittel für den Klimaschutz einstellen. Kurzum: „Es könnte heftig werden.“

Anleger müssen sich aktiv mit den Unternehmen beschäftigen
Die Unsicherheiten und Risiken für die Unternehmen sind also groß. Und hier kommen die Anleger ins Spiel: Um erfolgreich zu investieren, müssen sie sich aktiv mit den Unternehmen, ihrer jeweiligen Strategie und ihrem Risikomanagement beschäftigen. Das betonte in der an den Vortrag von Kallmorgen anschließenden und von Leila Summa, Gründerin & Geschäftsführerin der Transformationsberatung Play to Change GmbH moderierten Diskussionsrunde auch Dr. Sabine Hampel, Head of Portfoliomanagement Equities beim Vermögensverwalter EB-SIM GmbH: „Man muss mit dem Unternehmen sprechen: Wie stellt es sich auf Risiken ein? Das geht nur mit aktivem Management.“

Auch für Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei DONNER & REUSCHEL, ist besonders in Zeiten des Umbruchs aktives Investieren gefragt. „Viele Dinge, an die wir uns gewöhnt haben, ändern sich. Das Geschäftsmodell Deutschlands war perfekt auf die Situation der letzten 30 Jahre eingestellt. Es gab die Friedensdividende und günstige Energie. Die lohnintensive Arbeit wurde nach Asien ausgelagert und gleichzeitig wurden neue Absatzmärkte erschlossen.“ Jetzt ist die Lage eine andere und die Unternehmen müssen sich anpassen: „Die Spreu wird sich vom Weizen trennen. Investoren müssen die Firmen finden, die auch in Zukunft erfolgreich sind.“

Doch warum fällt es vielen Unternehmen schwer, sich an neue Gegebenheiten anzupassen? „Oft reagieren sie erst, wenn es nicht mehr anders geht“, hat Christine Kirbach, Chief Human Resources Officer (CHRO) bei der Elektrobit Automotive GmbH, beobachtet. Das habe seine Gründe in der menschlichen Psyche: Es sei schwierig, Maßnahmen zu ergreifen, deren Auswirkungen sich erst längerfristig zeigen würden, erläuterte die Autorin der Bücher „33 Werkzeuge für das digitale Zeitalter” und „Zukunft (mit) Personal“. Sie plädiert daher für eine Zielbild. Man müsse sich fragen, wo man hinwolle. „Davon ausgehend kann man überlegen, wie man dahinkommt, und konkrete Maßnahmen ergreifen.“

Apropos konkrete Maßnahmen: Was gilt es nun in Deutschland zu tun, um nicht den Anschluss zu verlieren? Peter Dreide hat eine konkrete Forderung an die Politik: „Alles wird in der Schule unterrichtet – Finanzwesen aber nicht.“ Das müsse sich ändern.

Christine Kirbach plädiert ebenfalls für „Bildung, Bildung, Bildung – nicht nur im Bereich der Kapitalmärkte.“ Und für Dr. Sabine Hampel könne jeder seinen Teil zu einer positiven Zukunft beitragen. Dass etwas mehr Optimismus nicht schaden könne, betont Carsten Mumm: „Menschen mögen solche Transformationsphasen nicht. Wir müssen uns aber bewegen – und sollten positiv auf neue Technologien und in die Zukunft blicken.“