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Airbus Deutschland setzt für das neue DC-Modell auf langfristige Aktienerträge

Externalisierung des Pensionsplanes verworfen, um „Kontrolle zu behalten“

Ein Airbus A380 der Lufthansa am Flughafen Frankfurt

Die deutschen Unternehmen des internationalen Raum- und Luftfahrtriesen Airbus haben einen neuen Rentenplan erhalten, um das Risiko für den Arbeitgeber zu verringern, aber auch um den Arbeitnehmern höher Renditechancen zu ermöglichen.

Die neue bAV-Lösung wurde Ende vergangenen Jahres eingerichtet und seit Januar haben sich bereits rund 20.000 Mitarbeiter für das neue Modell entschieden. „Das entspricht etwa der Hälfte unserer Belegschaft“, bestätigte Markus Wilhelm, Head of Pensions bei Airbus Deutschland in seinem Vortrag bei der von MCC organisierten Fachtagung „Zukunftsmarkt Altersvorsorge“ in Berlin.

Für den neuen Plan vertraut Airbus auf die langfristige Outperformance der Aktienmärkte. Das Vermögen wird im Verhältnis 70 zu 30 in Aktien bzw. Anleihen investiert. Dabei wird es keine Umschichtung ab einer gewissen Altersstufe geben. Airbus hat berechnet, dass viele Lebensphasen-Modelle im Backtesting geringere Erträge erzielt haben als das eigene neue Modell.

Um den Mitarbeitern eine gewisse Planungssicherheit und Stabilität zu gewähren, garantiert das Unternehmen eine Zielrendite, die für jedes Jahr bestimmt wird. Davon werden rund 70% pro Monat in die individuellen Konten der Mitarbeiter eingezahlt.

Alles, was darüber hinaus geht, wird in einen Reservefonds eingezahlt, der allerdings aus Steuergründen gedeckelt werden musste. „Die Steuerbehörden haben hier eine Gewinnverschiebung vermutet“, sagte Wilhelm, der sich in diesen Dingen „mehr Rechtssicherheit“ wünschen würde.

Wenn der Pool voll ist, werden die Überschüsse gleichmäßig an die Mitarbeiter in diesem bAV-Plan verteilt.

In Jahren, in denen der Ertrag unter der Zielrendite liegt, oder sogar negativ ist, wird der Reservefonds zum Ausgleichsfonds. Nur, wenn dies nicht ausreicht, müssen die Zahlungen aus der Zielrendite angepasst werden.

Für Mitarbeiter, die kurz vor der Rente stehen, wird nur mehr die Zielrendite ausgezahlt, darüber hinaus aber kein Anteil aus dem Reservefonds und ebenso erfolgen auf diesen Konten in schlechten Jahren auch keine Kürzungen mehr.

Airbus, bestätigte Wilhelm, habe sich dazu entschlossen, die Rentenverpflichtungen „in-house“ zu behalten, über eine Direktzusage. „Wir hatten einen Pensionsfonds überlegt, aber dieser bietet weniger Freiheit und es könnten im Nachhinein dafür Regelungen kommen, die uns nicht gefallen“, so Wilhelm. Mit dem bewährten Modell der Direktzusage behalte Airbus die Kontrolle.

Der alte bAV-Plan, der jetzt für Neuzugänge geschlossen ist, beinhaltete eine Ertragsgarantie von 5% p.a. Dies war für das Unternehmen zu teuer geworden und vor allem zu unberechenbar. Wie Wilhelm festhielt, schwankten die Verpflichtungen um bis zu 3 Mrd. Euro pro Jahr.

Per Jahresende 2017 belief sich die DBO von Airbus in Deutschland auf 9,8 Mrd. Euro und 4 Mrd. Euro waren an Deckungsmitteln zurückgestellt.

Für die Mitarbeiter war der alte Pensionsplan sehr attraktiv, aber wie Wilhelm erläuterte, war die Inflation nicht berücksichtigt. Das Backtesting habe gezeigt, dass Festzinspläne real betrachtet nicht immer positiv für die Versicherten waren.

Die Arbeitnehmer vom neuen Modell zu überzeugen sei eine langwierige Aufgabe gewesen, aber Airbus habe „Zeit investiert“ und sei „offen und transparent“ gewesen, so habe man auch den Konzernbetriebsrat für sich gewinnen können.

Wilhelm betonte, dass der neue bAV-Plan es dem Unternehmen erleichtere, eine bedingte Zielrendite zu garantieren. „Für die echten Tail-Risiken haben wir noch immer den Arbeitgeber im Hintergrund, denn Airbus wollte zwar das Risiko gegenüber dem alten Modell verringern aber nicht auf Null fahren“, so Wilhelm abschließend.