„Aktieninvestments im Wandel, Strategien für institutionelle Anleger 2025“, so der offizielle Titel der Frühstücksseminarreihe, die uns vom 18. bis 20. Februar an die Standorten Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt und München führte. Ziel des Vormittags (bzw. Nachmittags in Frankfurt) war, den anwesenden Gästen ein aktuelles Update der Aktienmärkte sowie interessante Investmentideen im aktuellen Umfeld an die Hand zu geben.
Den Auftakt der Veranstaltung bestritt dabei State Street Global Advisors mit Esther Baroudy, MD – Senior Portfolio Manager Global Equities. Sie ging in ihrem Vortrag insbesondere auf die beiden großen Themen Künstliche Intelligenz (KI) und Klimainvestments ein. Beim Thema KI wies Baroudy vor allem auf die Weiterentwicklung von der aktuell meist im Einsatz befindlichen „Generative AI“ über „Agentic AI“ bis hin zur „Artificial General Intelligence (AGI)“ hin, die dank der rasch fortschreitenden Entwicklung schon bald das menschliche Hirn täuschend echt imitieren könnte und Maschinen bzw. Roboter kreiere, die auch intellektuell anfordernde menschliche Aufgaben übernehmen könne. Entsprechend wundere die Entwicklung von Werten wie Nvidia nicht. Aber auch insgesamt würden Firmen, die AI effektiv einsetzen, zu den Gewinnern der nächsten Jahre gehören. Beim Thema Klimainvestments machte Baroudy deutlich, dass Unternehmen mit klaren Zielen und KPIs in diesem Bereich meist zu den innovativen gehörten und erkannt hätten, dass es wichtig sei, das Geschäft gegen derlei Risiken abzusichern. Ein Beispiel hier sei Alphabet, das die Services für Kunden zunehmend auch am Thema Klimaschutz ausrichte. So habe die Suchmaschine Google im Jahr 2023 beispielsweise über einer Milliarde Nutzer geholfen, nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Insgesamt, so Baroudy, sei es wichtig an die Themen mit einem langfristigen Anlagehorizont heranzugehen. Volatilität sei dabei zweifelsohne ein Punkt, den es nicht zu unterschätzen gelte.
Porter Lonegan, Investment Analyst bei Crawford Fund Management, sprach in seiner Präsentation über die Verknüpfung der Vorteile von „Market Neutral“ Ansätzen mit der Performance von „Long/Short-Strategien“. Es sei angesichts des aktuellen Umfelds wichtig, so Lonegan, hier genau hinzusehen. Viele institutionelle Investoren hätten in den vergangenen 15 Jahren mit Market Neutral-, Beta Zero- und Long/Short-Strategien massive Enttäuschungen erlebt. Der Track Record von Crawford dagegen zeige, dass danke eines aktiven Beta-Managements, das in die Portfoliokonstruktion integriert wurde, der Schutz nach unten und die Partizipation nach oben durchaus Hand in Hand gehen können. Dazu werde das Beta-adjustierte Net Exposure automatisch der Marktkonstellation angepasst. Während der Corona-Krise sei dabei zum Beispiel das adjustierte Net Exposure von 63% im Dezember 2019 bis auf rund 14% im April 2021 zurückgefahren worden. Insgesamt, so der Referent, zeigen die Zahlen, dass in normalen Zeiten ausreichend Marktbeta vereinnahmt werden könne, während in Stressphasen das Marktbeta dann tatsächlich gegen Null gehe. Die Short-Seite des Portfolios wird bei Crawford mittels Put-Optionen umgesetzt. „Wir kaufen dabei Put-Optionen auf konkrete Titel, keine Index-Papiere“, so Lonegan. Dies ermögliche eine bessere Risikokontrolle und vermeide eine Diversifikation an einer Stelle wo sie gar nicht gewünscht sei.
In die USA ging es dann nach einer kurzen Pause – im zweiten Teil des Frühstücksseminars – mit dem gemeinsamen Vortrag von Dr. Manuel Bermes, Executive Director Indexed Investments & Solutions, MSCI, und Tom Husmann, Senior Equity Product Strategist, iShares EMEA bei BlackRock. Bermes ging im ersten Teil der Präsentation zunächst auf die Hauptgründe ein, warum die USA eine wichtige Investmentregion für Anleger in ihrer globalen Asset Allokation darstellen: größter und liquidester Aktienmarkt weltweit, stabiles und konsistentes Wachstum, breite Sektorenauswahl und Innovationshub sowie historisch einer der bestperformenden Märkte weltweit. Über MSCI-Indizes können Anleger dabei zunehmend granulär und ganz auf die Bedürfnisse zugeschnitten investieren.
Dass dies Anleger ganz besonders im Jahr 2024 gemacht haben, darüber berichtete Tom Husmann im zweiten Teil der Präsentation. Gerade in der zweiten Hälfte des Jahres hätten ETFs mit US-Background sehr starke Zuflüsse gesehen. iShares trage dazu dem Bedürfnis – gerade von institutioneller Seite – zunehmend granulärer investieren zu wollen, mit einem stark ausgeweiteten ETF-Angebot, z.B. in den Bereichen Faktor-, Dividenden-, Sustainable- und Small Cap-Exposure Rechnung. Gerade abseits der Mega-Caps, so Husmann abschließend, hätten institutionelle Adressen bei Faktor- und Small Cap-ETFs zuletzt deutlich Appetit gezeigt. Ziel bei BlackRock sei, diesen mit einem weiter wachsenden Angebot an Produkten zu stillen.
Last but not least ging Romina Graiver, Partner, Portfolio Specialist bei William Blair Investment Management, auf Aktieninvestments in den Emerging Markets – mit einem Fokus auf die Märkte in China und Indien – ein. Insgesamt, so Graiver, sei das Thema Emerging Markets nach wie vor sehr differenziert zu betrachten. Insgesamt überzeugten die aufstrebenden Märkte mit zuletzt ansprechenden Zahlen beim Wirtschaftswachstum und auch die Bewertung sei gegenüber den entwickelten Märkten mehrheitlich sehr attraktiv, so Graiver. Gerade auch China sei beim Thema der Bewertung definitiv zu den attraktiven Märkten zu zählen. Dazu komme der nachlassende regulatorische Druck, der starke monetäre Stimulus sowie die unterstützenden Staatsausgaben für den inländischen Konsum. Auf der anderen Seite müsse man noch ein Auge auf die Schwäche im Immobiliensektor und den noch immer unsteten Privatkonsum werfen. Für Indien sieht Graiver insbesondere die Argumente der Demografie und Bildungsstand der Bevölkerung als wertvolle Unterstützung für das aktuell starke Wirtschaftswachstum des Landes. Dazu komme auch die Wirtschaftsfreundlichkeit der Regierung und die politische Nähe zum Westen. Etwas Stirnrunzeln verursache in Indien dagegen die Abhängigkeit vom Import diverser Rohstoffe und die insgesamt bereits hohe Bewertung. Insgesamt, so Graiver abschließend, sei in den Aktienmärkten der Emerging Markets derzeit viel Qualität zu finden, es sei von institutioneller Investorenseite nur wichtig, sich mit den Märkten en Detail zu beschäftigen.