IPE Institutional Investment: Herr Schwarz, ein ganz direkter Einstieg – wie läuft es bei der BayernInvest?
Schwarz: Wir können mit unserer Entwicklung sehr zufrieden sein. Nachdem es uns letztes Jahr gelungen ist, die 30 Mrd. Euro-Marke beim verwalteten Vermögen zu knacken, liegen wir per Ende August bei 33,2 Mrd. Euro. Angesichts der anhaltenden Unsicherheit über die weitere Marktentwicklung auf der Investorenseite ist dies sicher bemerkenswert.
IPE Institutional Investment: Lassen Sie uns detaillierter auf die Investorensituation eingehen…
Schwarz: Ich habe die Unsicherheit ja schon angesprochen. Die ist nicht erst die letzten Wochen gekommen. Im Prinzip dauert es schon seit dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 grundsätzlicher länger, bis Mandate aufgelegt bzw. aufgestockt werden. Dazu gilt: Liquidität ist weiterhin König. Vergangenes Jahr gab es ja noch die Hoffnung, dass die Zinsen steigen und zumindest Neuanlagen wieder auf ein etwas attraktiveres Umfeld treffen. Angesichts der aktuellen Entwicklung ist es damit wohl erst einmal wieder vorbei!
IPE Institutional Investment: Es bleibt die Frage – wo kann sinnvoll investiert werden?
Schwarz: Richtig! In Bereichen wie Corporates steht oft natürlich noch eine kleine Mehrrendite zu Buche, aber hier wird inzwischen eher noch aus Diversifikations- denn aus Renditegründen investiert. Interessant ist sicher der Bereich Emerging Markets, insbesondere Emerging Markets Debt. Hier haben wir uns auf Kundenwunsch auch breiter aufgestellt und sind bislang sehr gut unterwegs.
IPE Institutional Investment: Das heißt konkret in Zahlen?
Schwarz: Wir liegen mit unserem BayernInvest Emerging Markets Select Bond-Fonds (Anteilklasse EUR-Hedged) per 12.09.2011 nach Kosten 19 Basispunkte vor dem J.P. Morgan EMBI Global Diversified. In absoluten Zahlen bei 2,35% - ich denke das kann sich angesichts der Marktverwerfungen in diesem Jahr sehen lassen.
IPE Institutional Investment: Dennoch werden Performancebeiträge aus den Emerging Markets das Problem der Investoren nicht lösen…
Schwarz: Die Emerging Marktes sind zwar aus den Portfolios der Investoren nicht mehr wegzudenken, dennoch gebe ich Ihnen recht, schließlich wird der Anteil auch in absehbarer Zeit das Gewicht der klassischen Länder nicht ersetzen. Sprich, auch der Performancebeitrag wird gering ausfallen.
IPE Institutional Investment: Wohin gehen die Konzepte dann? Staatsanleihen bringen aktuell Woche für Woche ja auch immer weniger…
Schwarz: Meiner Meinung nach wird Aggregate als Strategie noch stärker werden, es geht darum, weltweit alle Chancen an den Kreditmärkten zu nutzen. Allerdings auch hier die Einschränkung, nur als Beimischung. Die Euro-Zone wird für die klare Mehrheit der Investoren definitiv das Maß der Dinge bleiben.
IPE Institutional Investment: Apropos Investoren, wo sehen Sie derzeit am meisten Aktivität?
Schwarz: Im Moment muss man eher von Passivität sprechen, was angesichts der Märkte durchaus nachvollziehbar ist. Dennoch sind Corporates sicher eine Klientel, die noch am wenigsten von der Aufsicht behelligt werden und damit mehr Freiheitsgrade hat, als andere Investorengruppen. Hier können sie – neben Family Offices – auch am ehesten über Themen wie Aktien oder Alternatives sprechen. Ganz klar mehr Zurückhaltung sehen wir insbesondere bei Sparkassen und Versicherungen, hier aus regulatorischen Gründen.
IPE Institutional Investment: Wie sehen Sie hier die Diskussion?
Schwarz: Sparkassen und Versicherungen müssen sich derzeit mehr mit regulatorischen Anforderungen als mit den Marktthemen auseinandersetzen. Das ist natürlich keine gesunde Entwicklung. Ich bin hier sehr gespannt auf die weitere Entwicklung. Bei Sparkassen sehen wir bereits jetzt, dass Basel III in der aktuellen Form, weitere Verschiebungen im Portfolio zugunsten von Staatsanleihen erwarten lässt.
IPE Institutional Investment: Eine Frage noch zum Thema Administration. Die große, noch vor einigen Jahren erwartete Bereinigung hat im Bereich Master-KAG nun ja nicht stattgefunden. Ist der Markt größer als gedacht, oder war man einfach zu pessimistisch was den Preisdruck angeht?
Schwarz: Der Preisdruck ist durch die insgesamt kompetitive Situation sicher da, Volumen ist da schon ein elementarer Faktor. Dennoch gibt es viele Investoren, die nicht nur auf schiere Größe schauen, sondern auch den Faktor der individuellen Betreuung zu würdigen wissen. Angesichts der immer komplexer werdenden Reporting-Bedürfnisse ein wichtiger Faktor. Dem Master-KAG-Markt hat darüber hinaus ganz sicher geholfen, dass Depotbanken nicht so richtig in das eigentliche Master-KAG-Geschäftsfeld eindringen konnten, das hätte ganz sicher weh getan. Man sieht mittlerweile eher, dass die Depotbanken untereinander Druck machen, hier erwarte ich eher eine weitere Konsolidierung, als im Master-KAG-Markt.
IPE Institutional Investment: Herr Schwarz, vielen Dank für diese Einblicke.