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Brexit könnte grenzüberschreitende Pensionsfondsprojekte verzögern und HBS zurückbringen

Deutsche bAV-Vertreter fürchten Verlust eines „Alliierten“ in der Rentendebatte auf EU-Ebene.

Die Entscheidung Großbritanniens, die EU zu verlassen, der sogenannte „Brexit“, hat auch die pan-europäische Pensionsfondsdebatte komplizierter gemacht, sagten Vertreter der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) bei einem deutsch-österreichisch-schweizerischen Gipfel vergangene Woche in Wien.

Diskussionsteilnehmer an der Veranstaltung, die von Barbara Bertolini organisiert wurde, merkten an, dass der Brexit die Einrichtung grenzüberschreitender Pensionspläne verzögern und zu einer Neuverhandlung des Aufsichtsrechts führen könnte.

Hansjörg Müllerleile, Director Corporate Pensions Robert Bosch GmbH, sagte: „Wenn man in sechs Jahren wieder alles neu verhandeln muss, dann wird man heute wahrscheinlich keine großen ‚cross-border’ Pensionspläne aufbauen.“

Ferner fürchtet er, dass, sobald das britische „Gegengewicht zu Frankreich und dem Süden Europas“ weggefallen ist, Verhandlungen zum Thema Aufsichtsrecht „rasch wieder auf die Vollharmonisierung von Rentensystemen fokussieren werden“.

Das war einer der Hauptpunkte in den Verhandlungen rund um die EU-Richtlinie IORP II, gegen den Deutschland wegen der Unterschiede in den Rentensystemen der diversen Länder Einspruch erhoben hat.

„Die Briten waren nicht in jedem Punkt die verlässlichsten Alliierten, aber die besten, die wir hatten“, so Müllerleile weiter.

Andreas Hilka, Vorstandsmitglied bei der Hoechster Pensionskasse und dort verantwortlich für Asset Management, sagte ebenfalls, er sei „besorgt“, weil „die Briten nach dem Brexit zukünftig keine Unterstützung im Kampf gegen den Holistic Balance Sheet (HBS)-Ansatz mehr leisten werden“.

„Unmittelbar sehe ich keine Renaissance des HBS, aber es bleibt ein steter Kampf. Es ist nichts entschieden, wir haben nur Zeit gewonnen“, so Hilka.

Alexander Graf Lambsdorff, deutscher Abgeordneter zum EU-Parlament und derzeit Vizepräsident des Gremiums, bestätigte ebenfalls, dass Deutschland dort „einen Alliierten verlieren wird“.

Und Christian Böhm, Geschäftsführer der österreichischen Pensionskasse APK, deutete an, dass die Briten auch gegen überbordenden Bürokratismus geholfen haben: „Ich mag nicht daran denken, was passiert wäre, wenn IORP II ohne die Briten verabschiedet worden wäre.“

„Wir wären den Behörden und den Beamten völlig ausgeliefert gewesen, weil die Richtlinie zu viele Delegated Acts beinhaltet hätte“, so Böhm weiter.

Er betonte: „Ich wünsche mir weder das eine noch das andere Extrem.“

Böhm gab zu bedenken, dass „eine EU ohne die vielen exzellenten britischen Vertreter in den diversen europäischen Einrichtungen (Kommission, europäische Behörden und politische Institutionen) das Kräfteverhältnis signifikant verändern werde“.

Er befürchtet ebenfalls, dass nach dem „Brexit“ die Vollharmonisierung des Aufsichtsrechts wieder auf den Tisch kommen dürfte.