Institutional Investment: Sie waren bislang vor allem im skandinavischen Markt aktiv. Was macht den deutschen Markt für Sie aus, wo sehen Sie die Chancen, wo die Herausforderungen?
Olsen: Der deutsche Markt ist hoch attraktiv. Aber er birgt auch Herausforderungen an die Leistungsfähigkeit unserer Produkte. In der Sparte „Aktien Welt“ haben wir ja einen sehr guten Track Record mit 15 Jahren Outperformance in Dänemark. Einen besonderen Bedarf sehen wir in Deutschland bei Pensionslösungen, u. a. unter dem Aspekt des sozialverantwortlichen Investierens. Eins ist bei allem aber sicher: Wer in Deutschland Fuß fassen will, der muss auch frühzeitig Trends erkennen und sich an den Kundenbedürfnissen im Reporting und den Anforderungen an Risikopräferenzen orientieren.
Institutional Investment: Gibt es bestimmte Zielgruppen, die Sie im deutschen Markt vorrangig adressieren?
Dr. Stobbe: Derzeit sind allein aus steuerlichen Gründen u. a. die Dachfondsmanager in unserem Fokus, denen wir gut zuliefern können. Aber generell geht es uns um langfristige Investments und Aspekte. Von daher sprechen wir im besonderen auch mit den institutionellen Anlegern, um zu verstehen, wie ein Produkt in verschiedenen Marktlagen reagiert. Unsere Outperfomance erreichen wir letztlich ja mit Marktrisiko. Das hört sich zunächst attraktiv an, weckt aber auch Misstrauen. Mit Recht erwarten die professionellen Anleger bei uns Erklärungen, was mit ihrem Geld passiert.
Institutional Investment: Wie würden Sie das Profil der BankInvest als Asset Manager beschreiben?
Olsen: Wir sind Stockpicker und glauben an Investments, die wir unter langfristigen strategischen Aspekten aussuchen. Wir kaufen nicht einfach Aktien, sondern verstehen uns als echte Teilhaber. Von der Größe her sind wir eher eine Boutique. Vom Ansatz her aber sind wir echte Teamplayer: Die Analysten sind als Manager verantwortlich für ihre Branchen. Das Investment Board entscheidet für das Gesamtportfolio. Der Erfolg liegt im Zusammenspiel.
Institutional Investment: Wie ist Ihr Researchansatz zu verstehen?
Olsen: Als aktive Manager schauen wir uns die Unternehmen genau an. Von den Kennzahlen her ist für uns eher der Cash-flow interessant als die Ergebnisse. Dann wollen wir die Strategie verstehen, - die Wettbewerbsposition sollte abgesichert sein. Dazu muss das Management auf Zukunftsfähigkeit und Erfahrung geprüft werden. Wir besuchen daher die Investmentkandidaten persönlich, achten auf Konsistenz der Aussagen und auf eine gewisse Zuverlässigkeit beim Einhalten der Planungszahlen. Wenn hier etwas nicht stimmt oder das Geschäftsmodell unklar wird, sollte man misstrauisch werden.
Institutional Investment: Ein zunehmend wichtiges Thema für deutsche Anleger sind nachhaltige Investments. Sie sind in diesem Bereich bereits seit längerem aktiv. Wo sehen Sie die deutschen Anleger hier im internationalen Vergleich stehen?
Dr. Stobbe: Das öffentliche Interesse an nachhaltigen Anlagen in Deutschland ist groß, aber mit der Umsetzung hapert es. Das liegt daran, dass man manchen Institutionen einfach nicht abnimmt, hier ordentlich zu arbeiten. Darüber hinaus haben Anleger oft Sorge, dass sie wegen der starken Restriktionen bei nachhaltigen Investments Nachteile hinsichtlich Performance oder Klumpenrisiko in Kauf nehmen müssen.
Institutional Investment: Vielfach sorgt die Begriffsvielfalt wie SRI oder ESG bzw. die große Anzahl an Investmentkonzepten für große Verwirrung beim Anleger. Wie haben Sie das Thema Nachhaltigkeit für sich selbst definiert?
Olsen: Sehr Pragmatisch. Zunächst stehen Produktqualität und Ertrag- und Risikobetrachtung im Vordergrund. Dann wirken die Filter und der Dialog mit Unternehmen in den Emerging Markets wird wichtig. Wir können nicht bei Schwellenländern und entwickelten Volkswirtschaften die gleichen Standards zu Grunde legen. Anderseits kann man nicht zulassen, dass der nicht SRI kompatible Teil eines etablierten Unternehmens, etwa in der Produktion, von Zulieferern in den Schwellenländern übernommen wird.
Institutional Investment: Welche Maßstäbe sollte der Investor hier an den Asset Manager anlegen?
Dr. Stobbe: Auch wenn man das Evangelium predigt, so werden nicht alle gläubig, wenigstens nicht sofort. Die Welt ist so wie sie ist und man muss sich klar sein, was man in keinem Fall im Portfolio haben will. Ebenso sollte man entscheiden, ob man Unternehmen, die sich auf einen guten Weg machen, ein Incentive bieten sollte. Von einem Selbstbestrafungsmechanismus in Form von Minderrenditen oder erhöhten Risiken halten wir gar nichts. Auch die Investoren haben ja Verpflichtungen.
Institutional Investment: Welche Produkte bieten Sie selbst hier für den institutionellen Markt in Deutschland an?
Olsen: Zunächst einmal sind wir wirklich sehr stolz auf unser „Aktien Welt“-Programm, das wir jetzt seit kurzem auch in den institutionellen Tranchen unseres Luxemburger SICAVs anbieten. Außerdem bieten wir aus Überzeugung Institutions Corporates und Staatsanleihen aus Schwellenländern in Form von Emerging Market Debt Fonds an, auch oder besonders in der gegenwärtigen Marktsituation. Beide Produkte gibt es auch mit einem SRI-Filter. Und wir sind überzeugt, dass unser New Emerging Market Fonds, der in Ländern wie Vietnam und Ägypten investiert, Sinn für institutionelle Anleger macht. Weil wir vor Ort sind und von daher genau wissen, wie sich die Märkte dort entwickeln.
Institutional Investment: Zum Abschluss ein kleiner Ausblick! Wo sehen Sie das Thema der nachhaltigen Investments in Deutschland in fünf Jahren
Olsen: Wir glauben, dass es schon mittelfristig völlig selbstverständlich sein wird, nach SRI Gesichtspunkten zu managen, u.a. für Vorsorgekassen und Pensionsfonds. Der öffentliche Druck und die Besetzung der Anlageausschüsse treiben die Entwicklung. Aber wir erkennen dahinter auch einen gesellschaftlichen Trend. Mit etwas Humor lässt sich die Verbindung des konservativen Geldgeschäftes mit traditionell sozial engagierten Kräften auch als Beilegung eines Generationenkonfliktes betrachten.