Institutional Investment: Herr Dr. Keil, Universal-Investment ist im Bereich Master-KAG ein fester Name im Markt. Wie sieht es mit dem Track Record im Thema baV aus?
Dr. Keil: Wir sind seit mehreren Jahren in diesem Bereich mit dem Thema Asset Funding – also CTA-Konstruktionen – aktiv. Darüber hinaus bieten wir seit Mitte letzten Jahres mit Universal-PanFutur auch ein Konzept im Bereich Zeitwertkonten an.
Institutional Investment: Wie sind die Themen CTA bzw. Zeitwertkonten zu trennen?
Dr. Keil: Im Bereich bAV und CTAs geht es um das Thema Altersvorsorge für die Zeit nach Renteneintritt. Bei den Zeitwertkonten ist dagegen eine klare Ausrichtung auf die Zeit vor dem Renteneintritt wie z.B. Vorruhestand oder Sabbatical festzuhalten. Ich würde daher Zeitwertkonten definitiv nicht als sechsten Weg der Altersvorsorge bezeichnen, wie es mitunter von anderer Seite geschieht. Zeitwertkonten sind eine sinnvolle und wichtige Ergänzung, aber kein Ersatz für die bAV.
Institutional Investment: Welche Zielgruppe haben Sie hierfür jeweils definiert?
Dr. Keil: Zielgruppe für Zeitwertkonten sind mittelständische Unternehmen aller Größen, während wir im Bereich der CTAs überwiegend mit dem gehobenen Mittelstand sprechen. Gerade hier wird zunehmend nach IFRS bilanziert und in Sachen Pensionsrückstellungen eine Lösung für die Bilanz gesucht. Natürlich sind beide Angebote auch für Großunternehmen interessant.
Institutional Investment: Wie stellt sich der deutsche baV-Markt für Sie insgesamt dar, welche Reife für baV-Lösungen – gerade auch im internationalen Kontext – würden Sie ihm attestieren?
Dr. Keil: Die Kultur für eine betriebliche Altersvorsorge ist in Deutschland mit Sicherheit noch nicht so gegeben wie beispielsweise in Skandinavien oder den Niederlanden. Das wird sich in den kommenden Jahren mit dem veränderten Bewusstsein zur gesetzlichen Rente zunehmend anpassen. Man muss hier allerdings auch etwas differenzieren. Das Thema baV ist durchaus verbreitet, denken Sie hier beispielsweise an die Direktversicherung, allerdings werden die bestehenden Möglichkeiten oftmals nicht optimal genutzt. Die Mittel und Wege sind deshalb durchaus noch ausbaufähig.
Institutional Investment: Wer fragt derzeit von Seiten der Corporates insbesondere baV-Produkte nach. Welcher Trend ist hier feststellbar?
Dr. Keil: Beim Thema CTA wie bereits festgehalten die großen mittelständischen Unternehmen mit internationaler Ausrichtung. Diese beginnen über IFRS zu bilanzieren bzw. werden im internationalen Kontext gemessen. Bei den meisten Großunternehmen ist das Thema dagegen bereits durch, nun geht es hier verstärkt um die zweite Ebene.
Institutional Investment: ...und bei den Zeitwertkonten?
Dr. Keil: Hier stellen wir ein durchaus breites Interesse fest, gerade durch die nun festgeschriebene Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre. Hier werden von Unternehmensseite Lösungen gesucht, das ganze sozial abzufedern. Für die Ende 2008 auslaufende Altersteilzeitförderung halte ich Zeitwertkonten definitiv für das gegebene Ersatzmodell. Klarer Vorteil für die Unternehmen: die Mitarbeiter finanzieren ihren Vorruhestand selbst.
Institutional Investment: Kann man das Interesse der Unternehmen auf einzelne Branchen oder Bereiche herunter brechen?
Dr. Keil: Sehr spannend ist das Thema sicher für produzierende Unternehmen, die ein Angebot für den Vorruhestand von Mitarbeitern mit körperlich anstrengenden Tätigkeiten brauchen. Aber auch Unternehmen, die wie in der Investitionsgüterindustrie oder dem IT-Sektor projektgetrieben arbeiten, können damit im Verlauf auch Schwankungen in der Auslastung ausgleichen.
Institutional Investment: Wie ist die Philosophie bzw. der Investmentprozess der hinter den Angeboten stehenden Kapitalanlage. Könnten Sie dies unseren Lesern kurz erläutern?
Dr. Keil: Wir arbeiten hier in einem zweistufigen Prozess. Als erstes werden aus den verfügbaren Publikumsfonds in einem quantitativen Prozess die am besten geeigneten ausgewählt und ein Portfolio – jeweils auf Aktien- und Rentenseite getrennt – aufgesetzt. Im zweiten Schritt werden diese beiden Portfolios im Rahmen eines Lebenszyklusmodells kombiniert. Damit wird auf die je nach Alter des Mitarbeiters unterschiedliche Risikotragfähigkeit Rücksicht genommen.
Institutional Investment: Wie gehen Sie mit der unterschiedlichen individuellen Risikobereitschaft unabhängig vom Alter um?
Dr. Keil: Als Standard bieten wir – zunächst einmal ganz unabhängig vom Alter – zwei verschiedene Lebenszyklusmodelle an, die chancen- bzw. sicherheitsorientiert aufgestellt sind. Für Großunternehmen können natürlich auch eigene Modelle entwickelt werden.
Institutional Investment: Viele Finanzverantwortliche in Unternehmen klagen über die Komplexität beim Thema baV. Ist im Rahmen ihres Modells ein komplettes Outsourcing des Themas baV für Unternehmen möglich?
Dr. Keil: Die angesprochene Komplexität ist sicher einer der Gründe, warum beispielsweise Zeitwertkonten aktuell noch nicht so verbreitet sind. Tatsache ist allerdings, dass ein komplettes Outsourcing in allen Administrationsbereichen möglich ist. Auch wir bieten einen derartigen Service für unsere Kunden an. Dazu gehört auch ein Onlinezugang für die teilnehmenden Mitarbeiter und die Personalabteilung, um auch für diese die Zugangsmöglichkeiten möglichst einfach zu halten. Dem Unternehmen entsteht so nach der Einrichtung praktisch kein zusätzlicher Verwaltungsaufwand.
Institutional Investment: Wie gehen Sie mit dem Risiko Unternehmenskonkurs um. In welcher Form ist dieser Faktor bei Ihnen berücksichtigt?
Dr. Keil: Vom Gesetzgeber ist eine Insolvenzsicherung für Zeitwertkonten vorgesehen. Es gibt hier im wesentlichen zwei Möglichkeiten dies umzusetzen. Bei kleineren und mittleren Unternehmen haben wir eine Verpfändungslösung, die den Administrationsaufwand für das Unternehmen durch einen eingeschalteten Treuhänder minimiert. Für größere Unternehmen, die nach IFRS bilanzieren, bieten wir dazu auch ein CTA an.
Institutional Investment: Wie sehen Sie zum Abschluss ganz allgemein gesprochen die Aussichten des Themas betriebliche Altersvorsorge in Deutschland?
Dr. Keil: Allgemein wird das Thema ganz sicher an Bedeutung gewinnen, nicht zuletzt weil die gesetzliche Rente weiter im Brennpunkt stehen wird. Allerdings wird die auslaufende Sozialversicherungsfreiheit bei der betrieblichen Altersvorsorge im Jahr 2009 hier nicht unbedingt für zusätzlichen Rückenwind sorgen. Es ist davon auszugehen, dass sich der Gesetzgeber bis dahin etwas einfallen lässt, um dies abzufedern. Ein weiterer Faktor ist die Einführung der Abgeltungssteuer ab 2009: Sie fällt bei diesen betrieblichen Anlagen nicht an, was die Renditevorteile gegenüber Privatanlagen weiter verbessert.
Institutional Investment: Herr Dr. Keil, besten Dank für diese Einblicke.