Dabei wird häufig übersehen, wie die Pensionskassen eigentlich ihre Portfolios managen, obwohl dies einer der Knackpunkte des gesamten Systems ist. Für Schroders steht dieses Problem an erster Stelle. Wir meinen, dass unsere Branche derzeit zu viel Zeit mit der Steuerung vergleichsweise unbedeutender Risiken verbringt, während wir bei der Erzielung von Erträgen nach relativ engem Muster vorgehen. Mit zunehmendem Druck auf die Pensionskassen erweisen sich daher auch die aktuellen Konzepte langfristig als unhaltbar. Was muss also geschehen? Um diese Frage zu beantworten, muss man sich die historische Entwicklung vergegenwärtigen:
In den 1980er Jahren traten die globalen Märkte in eine der längsten Perioden nachhaltiger Wertentwicklung ein. Vor dem Hintergrund ungebrochenen Wachstums in zweistelliger Höhe fuhren die Pensionskassen steigende Überschüsse ein, während zahlreiche Träger sich beitragsfreie Jahre leisten konnten. Nach dem Platzen der Kursblase in den späten 1990er Jahren und während der anschließenden Baisse traten die erheblichen Schwächen des beim Management von Pensionsfonds verwendeten Standardmodells zutage. Angesichts des plötzlichen Versiegens der Dotierungen von Pensionsplänen rückten die bis dato verwandten Risikosteuerungstechniken ins Rampenlicht. Dies galt insbesondere für den ach so bequemen Rückgriff auf statische Benchmarks und das Unvermögen, die größeren, mit Verbindlichkeiten verbundenen Risiken zu bewältigen.
Als Branche fokussierten (und fokussieren!) wir bei der Steuerung von Risiken zu sehr die Benchmark und nicht genug das Portfolio. Bei Schroders sind wir daher der Überzeugung, dass jetzt ein radikales Umdenken erforderlich ist. Wir müssen uns vor allem von der Fokussierung auf die Benchmark lösen und uns strategischen Lösungen zuwenden, die auf individuellen Deckungsgraden und Risikoprämien beruhen.
Nehmen wir beispielsweise Schroders zur Veranschaulichung. Erst kürzlich haben wir unseren eigenen Pensionsfonds radikal überholt. Unser Fonds befand sich zwar nicht im Defizit, das Risiko-/Ertragsprofil wies jedoch infolge der Benchmark-Orientierung klare Verzerrungen auf. Zudem war der Fonds bei britischen Aktien erheblich übergewichtet. Traditionell neigen Investoren dazu, Werte ihres Heimatmarktes überzugewichten. Dafür gibt es jedoch keine rationalen Gründe. Erschwerend kommt hinzu, dass Schroders’ Geschäft positiv mit den Aktienmärken korreliert. Das bedeutet doppeltes Risiko.
Wir planen daher eine Kombination der verpflichtungsorientierten Vermögensanlagen (Liability Driven Investment, LDI) mit einer diversifizierten Strategie für Vermögenszuwachs. Wir werden-das statische Benchmark-Konzept aufgeben und-es durch den Fokus auf Verbindlichkeiten ersetzen. Dadurch soll sichergestellt werden, dass Schroders’ Pensionsfonds zu 35 Prozent in Anleihen und Derivate investiert, die auf zukünftige Verpflichtungen ausgerichtet sind;-unser Engagement auf dem britischen Aktienmarkt zurückfahren und-unser Engagement bei Wachstumswerten, wie Specialist Equity, Private Equity, Rohstoffe und Schwellenländer, erhöhen.
Der springende Punkt ist dabei, dass wir durchaus nicht vorhaben, Risiko gänzlich auszuschalten. Vielmehr soll das Risiko so reduziert werden, dass gleichzeitig Raum für weitere Erträge aus Wachstumswerten besteht. Diese radikale Umkehr hat wichtige Konsequenzen.
Zunächst einmal wird die Abkopplung der alpha-basierten Wertentwicklung vom Marktbeta gefördert. "Skill-Based"-Risiken werden jetzt in Bereichen eingegangen, in denen das Potenzial für "Skill-Based"-Erträge besonders hoch ist. Da Verbindlichkeiten jetzt das Kernstück des Fonds darstellen, kann das Risikobudget gelockert werden, um Wert durch Investitionen in Wachstumswerte zu schaffen. Und schließlich ist Schroders neues Wachstumsportfolio hochgradig diversifiziert. Diversifizierung bedeutet nicht nur, dass wir unsere Ressourcen auf die Identifizierung von Alpha in globalen Sektoren und Anlageformen konzentrieren können, sondern auch eine signifikante Reduzierung des Portfoliorisikos.
Dies sind die praktischen Maßnahmen, die wir bereits ergriffen haben. Es handelt sich dabei nicht etwa um ein Modell, das allen Pensionsfonds passt. Als Berater von rund 600 Pensionskassen und Institutionen hoffen wir jedoch, dass unsere neue Fonds-Politik die Hinwendung zu dynamischeren Konzepten fördern wird. Ziel ist es, endlich von den unrealistischen Annahmen Abschied zu nehmen, die derzeit den Blick für ein effizientes Management von Pensionsfonds trüben.
Vor allem sollte dieser Schritt nicht aufgeschoben werden. Die Märkte von heute bieten uns die Instrumente, die wir zur Entwicklung der strategischen Lösungen für die Herausforderungen von morgen benötigen. Aber wie bereits John Maynard Keynes beobachtete: Die größte Schwierigkeit der Welt besteht nicht darin, Leute dazu zu bewegen, neue Ideen anzunehmen, sondern alte zu vergessen.
Hinweis:
Die hierin geäußerten Ansichten und Meinungen stammen von Alan Brown, Chief Investment Officer Fondsmanager bei Schroders, und stellen nicht notwendigerweise die Ansicht von Schroder Investment Management dar. Dieses Dokument ist kein Verkaufsangebot oder eine Aufforderung, Wertpapiere oder andere in diesem Dokument beschriebenen Instrumente zu kaufen. Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen und Meinungen sind aus Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Für Fehler bei Tatsachen oder Meinungen kann keine Verantwortung übernommen werden. Dies ist kein Ausschluss und keine Beschränkung der Verpflichtung oder Haftung, die Schroder gemäß dem Financial Services and Markets Act 2000 (in seiner gültigen Fassung) oder einer anderen Gesetzgebung gegenüber seinen Kunden hat. Individuelle Investitions- und/oder Strategieentscheidungen sollten nicht auf Basis der Ansichten und Informationen in diesem Dokument erfolgen. Veröffentlicht im Mai 2006 von Schroder Investments Limited, 31 Gresham Street, London EC2V 7QA. Genehmigt und geregelt von der Financial Services Authority.