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Grundsätzliche Diversifizierungsregeln halten noch immer

Die Vorstände der drei größten österreichischen Pensionskassen sind sich einig, dass die Finanzkrise die fundamentalen Annahmen bezüglich Vermögensveranlagung und Diversifikation nicht verändert hat.

„Die grundsätzlichen Regeln über eine Diversifizierung in risikoreichere Anlageklassen, also Aktien, und die Beimischung von Immobilien und alternativen Anlagen, stehen weiterhin“, so Christian Böhm, Leiter der APK und der österreichischen Pensionskassenvereinigung FVPK, vor Journalisten in Wien. 

Karl Timmel, Vorstand der größten Pensionskasse, der VBV, stimmt zu, dass alternative Anlagen wie Hedgefonds und Rohstoffe in kleinen Mengen eine gute Beimischung in einem Portfolio darstellen. „Aber wir werden sicher einen überlegteren Zugang zur Diversifizierung sehen und nicht mehr Diversifizierung um der Diversifizierung Willen“, ist Böhm überzeugt.

Was die Aktienquote anbelangt, so glaubt Andreas Zakostelsky, der die ÖPAG leitet, mittelfristig nicht an eine weitere Abnahme. Er sieht jedoch in Österreich eventuelle Umschichtungen ab dem Zeitpunkt wo die neuen Pensionskassenregeln, die im Herbst dem Parlament  vorgelegt werden sollen, in Kraft treten.

Es soll eine sogenannte Sicherheitspension eingeführt werden, die – besonders konservativ veranlagt – den Berechtigten eine garantierte Pensionshöhe gewähren soll. „In den anderen Veranlagungs- und Risikogemeinschaften haben wir dann mehr Spielraum, was die Aktienquote anbelangt, weil diejenigen, die eine Garantie haben wollen, in die Sicherheitspension wechseln können“, erläutert Zakostelsky.

In Österreich ist die Vermögensveranlagung innerhalb der Pensionskassen sehr kundengesteuert, da größere Unternehmen ab einer Angestelltenzahl von 1.000 eine eigene Veranlagungs- und Risikogemeinschaft (VRG) bilden können. Mit der Reform, die aller Voraussicht nach im Januar 2010 in Kraft treten wird, soll auch die individuelle Entscheidungsfreiheit, einerseits kurz vor der Pension (mit der „Sicherheitspension“) und andererseits während der aktiven Berufszeit (mit dem „Lebensphasen-Modell“) erweitert werden.

Timmel, der in seiner Pensionskasse dieses Modell mit einer Auswahl zwischen drei Risikoprofilen bereits seit fünf Jahren anbietet, bestätigt, dass „die jungen Leute viel zu wenig Gebrauch von der dynamischen Veranlagungsgruppe machen“. Alle drei Vorstände waren sich einig, dass es mehr Aufklärung über die individuellen Wahlmöglichkeiten braucht.

Kurz- und mittelfristig erwartet Böhm keine unmittelbare Rückkehr zu Aktienquote wie jenen vor der Krise. Einerseits weil die Kunden noch zu verängstigt sind, andererseits aber auch weil die Pensionskassen selbst Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung gegenüber vorsichtig bleiben. „Ich glaube wir werden eine W-förmige Erholung sehen, wo es zunächst bergauf geht, aber wir dann auch wieder einen Absturz sehen“, so Böhm.

Außerdem haben die Pensionskassen ihre Schwankungsrückstellungen, die für eine Steigerung des Risikos im Portfolio nötig sind, aufgebraucht.  Aber Böhm gab auch zu bedenken, dass sich das Marktumfeld in den vergangenen 20 Jahren deutlich verändert hat und nicht erst seit der Finanzkrise.

Mit der Einführung des Euro und den damit verbundenen Maastricht-Kriterien über die Staatsverschuldung sei die durchschnittliche Rendite auf Staatsanleihen immer unter 6% während sie davor eigentlich immer über dieser Marke gelegen habe. Böhm glaubt auch nicht an eine Rückkehr zu Aktienquoten von 40%, wie sie die österreichischen Pensionskassen Mitte der 90er-Jahre in ihren Portfolios hatten.