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„Hohe Renditen durch nachrangige Anleihen starker Unternehmen“

Christian Müller-Goedecke, Fondsmanager des HSBC Trinkaus Euro Value Bonds INKA, und Winfried Gausselmann, Head of Credit Research bei HSBC Investments, im Gespräch mit Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger zum Markt für nachrangige Anleihen

Institutional Investment: Der Trend zu so genannten Nachrang-Anleihen ist international gesehen nicht unbedingt neu, man denke nur an den Preferred Securities-Markt in den USA. Wie stehen institutionelle Anleger in Deutschland und Europa bislang dem Thema gegenüber?
Müller-Goedecke:
Man muss hier zwischen den Nachranganleihen von Banken, die es ja schon sehr lange gibt, und den hybriden Anleihen von Corporates, wie z.B. Bayer und Henkel, unterscheiden. Auf der Bankenseite sind viele Investoren schon länger dabei, der Bereich Corporates ist dagegen noch ein recht neues Feld. Das niedrige Zinsumfeld trägt sicher auch dazu bei, dass diese Anleihen für Investoren zunehmend interessant werden.

Institutional Investment: Herr Müller-Goedecke, können Sie uns kurz Ihr Investment-Universum umreißen, in welche Titel darf Ihr Fonds investieren?
Müller-Goedecke: Unser Schwerpunkt ist ganz klar Europa. Nichts desto trotz können wir auch Titel internationaler Bankkonzerne, wie z.B. aus den USA, beimischen. Etwas weiter herunter gebrochen sieht unsere Allokation so aus, dass wir rund 55% in Nachranganleihen von Banken, rund 20% in den neuen Hybridanleihen und zur Diversifikation weiterhin in Corporate Bonds investieren. Den großen Mehrwert sehen wir dabei ganz klar in den neuen Hybridanleihen, da es sich um einen neuen Markt handelt, wo die Risikoprämien etwas größer sind, als im bereits entwickelten Markt der Bankanleihen. Wir investieren dabei ausschließlich in Investmentgrade-Titel, können aber im Fall einer Abstufung bis maximal 10% High Yield-Papiere im Portfolio halten.

Institutional Investment: Wie stellt sich der Markt auf der Anbieterseite derzeit weltweit bzw. in Europa dar?
Gausselmann: Der Markt zeigt ein stetiges Wachstum. Schließlich können sich Emittenten auf diese Weise günstig eigenkapitalähnliche Produkte beschaffen, während die Zinsen steuerlich absetzbar sind. Außerdem sehen wir viele Unternehmen, deren Gesellschafter, wie Eigentümerfamilien oder der Staat, nicht mehr Eigenkapital in Cash zuschießen können oder möchten, aber auf der anderen Seite die Beherrschung behalten wollen. Auch die Optimierung der Eigenkapitalstruktur ist hier ein interessantes Thema.

Institutional Investment: Stichwort Risiko – können Sie unseren Lesern die Ausfallwahrscheinlichkeit von Nachranganleihen quantifizieren?
Gausselmann: Nun, der Nachrang wird ja erst dann offensichtlich, wenn die dahinter stehende Adresse in Konkurs geht. Die Ausfallwahrscheinlichkeit von Hybriden ist daher zunächst einmal die gleiche wie bei den Senior Papieren. In der Realität ist es am Markt natürlich so, dass eine Abstufung des Titels auf der Nachrang-Seite die wesentlich größere Spreadausweitung zur Folge hätte. Wir kaufen daher nur Titel, bei denen wir überzeugt sind, dass es auf Jahressicht zu keiner Abstufung kommen wird.
Müller-Goedecke: Die Volatilität ist sicher gegeben, aber wie Herr Gausselmann bereits ausgeführt hat, ist die Ausfallswahrscheinlichkeit am Ende des Tages doch sehr gering. Ich bin überzeugt, dass mit den Spreads, die derzeit gezahlt werden, eine gute Rendite durch das Investment in nachrangige Anleihen starker Unternehmen erzielt werden kann.
Gausselmann: Vergleichen Sie das zudem mit der Ausfallwahrscheinlichkeit vergleichbar im Spread liegender High Yield-Papiere. Bei ähnlichen Spreads liegt hier eine ganz andere, für High Yield Papiere wesentlich höhere Ausfallwahrscheinlichkeit, zu Grunde.

Institutional Investment: Welche Renditen erwarten Sie mittelfristig zu erzielen?
Müller-Goedecke: Aufgrund der Tatsache, dass der Fonds auf 6-Monate geswapt ist, fokussieren wir ausschließlich auf den Credit-Spread. Unser Ziel ist hier LIBOR plus 100 Basispunkte zu erreichen.

Institutional Investment: Wie sehen Sie die bisherige Resonanz auf der Investorenseite?
Müller-Goedecke: Es beschäftigen sich derzeit viele Adressen mit dem Thema. Angesichts des noch immer niedrigen Zinsniveaus und der steigenden Volatilität am Aktienmarkt ist der Druck gegeben, nach Alternativen zu suchen. Ich sehe keinen Grund warum sich ein längerfristig orientierter Investor nicht auch den Bereich der nachrangigen bzw. hybriden Anleihen anschauen sollte.
Gausselmann: Unser Fonds liegt derzeit bei gut 150 Mio. Euro, derzeit sind vor allem Banken und Sparkassen sowie auch Pensionskassen vertreten.

Institutional Investment: Vielen Dank für diese Einblicke.