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„Im Moment suchen Investoren die Performance über Credit-Prämien“

2008 war für Investoren beileibe kein einfaches Jahr, doch die Probleme gehen 2009 weiter – schließlich werden Alphaquellen dringend gesucht. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Dr. Hans-Jörg Frantzmann, Geschäftsführer bei Fidelity International, über die aktuelle Situation an den Märkten und das Verhalten der Anleger.

IPE Institutional Investment: 2009 ist nun auch schon wieder fortgeschritten, lassen Sie uns dennoch mit einem kurzes Rückblick auf das vergangene Jahr einsteigen . Schließlich dürfte es durchaus als einmalig gelten, was die Kursbewegungen an den Märkten angeht – wie haben Sie 2008 erlebt?
Dr. Frantzmann: Man mag es kaum sagen, aber aus unserer Perspektive bei Fidelity war 2008 durchaus kein schlechtes Jahr. Wir hatten ordentliche Mittelzuflüsse in verschiedenen Produkten, so dass wir im institutionellen Geschäft insgesamt 600 Mio. Euro an neuen Geldern einsammeln konnten. Natürlich hat der allgemeine Marktpreisrückgang auf der anderen Seite Assets und damit auch Fees gekostet. Von der Anlegerseite war das Jahr ganz klar zweigeteilt. Die Hauptaktivitäten gab es bis Ende August, dann kam das Ereignis Lehman und der Markt begab sich in eine Art Schockstarre die sich bis Jahresende nicht mehr aufgelöst hat.

IPE Institutional Investment: Hat sich das Verhalten Ihrer Ansicht nach im laufenden Jahr verändert?
Dr. Frantzmann: Im Januar und Februar aus unserer Sicht noch nicht, erst seit März spüren wir eine gewisse Belebung. Hier waren es zunächst Renten, insbesondere Credit-Produkte, die nachgefragt wurden, man tastet sich also langsam wieder vor. Inzwischen sehen wir auch wieder erste Anfragen im Bereich der Aktien. Allerdings ist das Aktivitätsniveau insgesamt noch recht niedrig.

IPE Institutional Investment: Liegt es allein an der Unsicherheit über die weitere Marktentwicklung?
Dr. Frantzmann: Das zum einen, zum anderen aber die ganz grundsätzliche Risikoaversion. Es ist für viele Investoren nicht die Zeit über den Einstieg in eine neue Assetklasse bzw. einen neuen Asset Manager zu sprechen, ganz einfach weil man grundsätzlich neue Risiken vermeiden will. Das wird den Markt sicher noch bis mindestens Sommer beschäftigen.

IPE Institutional Investment: Wo gibt es überhaupt Nachfrage?
Dr. Frantzmann: Ich hatte vorhin schon einmal kurz das Thema Credit angesprochen. Das ist sicher ein Thema, da Investoren hier von den hohen Risikoprämien profitieren können. Bei Aktien – so ist unsere Meinung – sollte man sich auf den Einstieg vorbereiten, hier halten sich Investoren aber noch zurück. Als drittes Thema, das wir auch aktiv angehen, sind unsere Long-/Short-Strategien zu nennen, die zuletzt auch sehr gut performt haben. Letztlich sehen wir auch beim Thema Real Estate eine recht gesunde Nachfrage.

IPE Institutional Investment: Gilt letztlich weiterhin „Cash is king“?
Dr. Frantzmann: Wenn man Depotbanken glaubt, so liegt die Cash Quote bei den allermeisten Investoren deutlich über dem normalen Level von 7-10%. Insofern ist das richtig. Wir glauben nicht an die langfristige Berechtigung der Assetklasse Cash, aber derzeit macht ein gutes Cash Management ganz sicher Sinn. Hier sind wir gerade auch dabei, Kunden bzw. deren Consultants auf geeignete Lösungen anzusprechen. Hier bleibt bei den Volumina, über die wir sprechen, viel Geld auf der Strecke. Aber um es nochmals festzuhalten, es wird ein Phasenthema bleiben.

IPE Institutional Investment: Thema Inflation – von der Anlegerseite gibt es meines Erachtens aktuell kein klares Bild. Es kursieren die unterschiedlichsten Auffassungen...
Dr Frantzmann: Das Meinungsbild kann ich Ihnen voll und ganz bestätigen. Ich kenne Investoren die sind sehr vorsichtig und sehen die derzeitige Monetarisierung sehr besorgt. Auf der anderen Seite gibt es viele, die über die niedrige Kapazitätsauslastung argumentieren und auf dem Standpunkt stehen, dass sich so keine Preiserhöhungen durchsetzen lassen. Zwischen diesen beiden Ecken spannt sich das Meinungsbild auf. Ich denke es ist schwer ein Bild über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren hinaus zu zeichnen. Kurzfristig dürfte es kein Thema sein. Wer an Inflation glaubt, dem empfehle ich, sich allerdings schon jetzt auf dem Markt für Inflation Linked-Papiere umzusehen, da die Prämien derzeit noch sehr gering sind. Inflationsschutz kann so über einen längeren Zeitraum günstig aufgebaut werden.

IPE Institutional Investment: Inflation hin oder her. Die Renditen von Staatsanleihen sind im Keller. Wo sollen die Renditen der Anleger herkommen?
Dr. Frantzmann: Derzeit sehen wir ganz klar den Run auf die Credit-Prämien, also Corporates bzw. High Yield. Wenn sich der Markt beruhigt dürften auch wieder Aktienprämien eine Rolle spielen. Das größte Fragezeichen möchte ich bei Illiquiditätsprämien wie z.B. bei Private Equity machen. Nach der Erfahrung aus 2008 wird Liquidität bei Anlegern die nächsten Jahre sicher großgeschrieben.

IPE Institutional Investment: Ist Fiduciary Management ein Thema für den deutschen Markt?
Dr. Frantzmann: Gegenüber Märkt wie den Niederlanden sind wir hier noch sehr zurück, dennoch steigt ganz offensichtlich das Interesse. Es sind insbesondere die großen Adressen, die sich hier ihre Gedanken machen. Das Beispiel Henkel sei hier nur genannt. Hier werden wir sicher noch einige Aktivität im Markt sehen.

IPE Institutional Investment: Vielen Dank für das Gespräch.