Institutional Investment: Herr Dr. Schmitt, Herr Skrzypek, das Thema „gebrauchte“ Lebensversicherungen kommt auch in institutionellen Kreisen zunehmend in Mode. Worauf führen Sie die Attraktivität zurück – alleine auf die schwache Performance anderer Asset Klassen?
Skrzypek: Das niedrige Zinsumfeld hilft ganz sicher. Dennoch ist es in erster Linie die „Entdeckung“ der interessanten Kombination aus Sicherheit und Rendite, die viele Investoren – auch im institutionellen Bereich – zunehmend auf diese Asset Klasse blicken lässt.
Institutional Investment: Könnten Sie unseren Lesern kurz das Grundprinzip erläutern?
Schmitt: Wir als Augur Capital stehen an der Schnittstelle zwischen Police-Inhabern, die ihre Police vor dem Ablauf kündigen möchte und den Investoren, die das Renditepotenzial im Markt erkannt haben. Da die Rückkaufswerte meist deutlich unter dem inneren Wert der Police liegen, ist eine Weiterführung zumeist vorteilhafter als die Kündigung. An diesem Punkt kauft sich der Investor in den laufenden Vertrag ein, wobei sein Preis über dem Rückkaufswert, aber unter dem inneren Wert der Police liegt. Entsprechend erhält der Police-Inhaber mehr, als bei einer Kündigung. Auf der anderen Seite liegt die Rendite des Investors – bei geringem Risiko – deutlicher über vergleichbaren Rentenprodukten. Eine klassische Win-Win-Situation.
Institutional Investment: Worin liegen die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem US-Modell?
Schmitt: Beim deutschen Modell – der klassischen Kapital-Lebensversicherung – steht der Zeitpunkt der Auszahlung bereits fest, offen ist jedoch die genaue Höhe aufgrund der offenen Überschussbeteiligung. Beim US-Modell, das auf den so genannten Universal-Life-Policen – also Verträgen mit lebenslanger Laufzeit – beruht, steht der Betrag fest, die Laufzeit ist dagegen die Variable. Hier wird zudem nur der Risikoanteil der Police entsprechend gehandelt.
Institutional Investment: Welche Renditen lassen sich hier für den Investor jeweils darstellen?
Skrzypek: Im US-Markt sprechen wir von Renditen in der Größenordnung von 8 bis 9%, die aufgrund des gehandelten Risikoanteils der Police völlig unkorreliert mit anderen Asset Klassen sind. Für den deutschen Markt sind 4,5 bis 5% eine realistische Größe. Hier besteht der große Vorteil, dass die Laufzeiten klar definiert sind. Allerdings unterliegen die Renditen hier natürlich einer gewissen Korrelation mit dem Aktien-und Rentenmarkt.
Institutional Investment: Wer investiert – auf institutioneller Basis – bereits in diesem Markt?
Schmitt: Die derzeitige Verpackung der Produkte zielt bislang noch stark auf vermögende Privatkunden ab. Institutionelle Kunden testen derzeit noch den Markt, aber ich gehe davon aus, dass im Jahresverlauf hier einige interessante Tickets gelöst werden. Größenordnungen von denen wir hier sprechen liegen bei rund 20 Mio. Euro. Hier geht es dann auch konkret darum, eine maßgeschneiderte Lösung hinsichtlich steuerlichen Aspekten, Ausschüttungen etc. liefern zu können.
Institutional Investment: Was ist für Sie derzeit der größte Bremsklotz am Markt?
Schmitt: Dies ist ganz sicher die Volumensbeschränkung der verfügbaren Policen. Aber aufgrund des kontinuierliche Marktwachstum sind derzeit immerhin Anlagebeträge bis zu einigen Hundert Millionen für einen Investor darstellbar..
Institutional Investment: Wie sehen Sie die nächsten Jahre – sowohl auf Käufer- als auch auf Verkäuferseite?
Skrzypek: Der Markt wird sich ganz sicher differenzieren, es wird – wie in anderen Feldern auch – LV-Portfolios in A-, B- oder C-Qualität geben, mit den entsprechenden Rendite-/Risikoprofilen. Auf der anderen Seite, und das ist das wichtigste Zeichen für den Markt, erkennen immer mehr Kunden die Möglichkeit einer Übertragung ihrer LV-Police als Alternative zur Kündigung, was den Markt ein entsprechendes Volumen bieten wird. Derzeit werden beispielsweise in Deutschland jährlich Lebensversicherungen in der Größenordnung von 12 Mrd. Euro storniert. Dem gegenüber gehen nur rund 500 Mio. Euro in den Zweitmarkt.
Institutional Investment: Vielen Dank für das Gespräch.