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Invesco-Studie: Staatliche Investoren und Zentralbanken profitieren 2017 vom starken Aktienmarkt - Trend zu alternativen Anlagen verstärkt sich weiter

Invesco hat anfangs dieser Woche die sechste Invesco Global Sovereign Asset Management Studie veröffentlicht, eine umfassende jährliche Analyse des komplexen Anlageverhaltens von Staatsfonds und Zentralbanken. Wie die Ergebnisse der diesjährigen Studie zeigen, haben Aktien mittlerweile Anleihen als wichtigste Anlageklasse für Staatsinvestoren verdrängt. Das gilt sowohl für aktive und passive als auch für faktorbasierte Strategien.

Aex Millar

Für die diesjährige Studie wurden 126 Staatsinvestoren und Reservemanager von Zentralbanken aus aller Welt befragt, die zusammen ein Vermögen von insgesamt 17 Billionen US-Dollar verwalten. Die Tatsache, dass es sich in diesem Jahr bei 62 der Befragten um Zentralbankvertreter handelte (nach 35 im Jahr 2017), verdeutlicht die wachsende Bedeutung der Notenbanken als staatliche Investoren.

Der Studie zufolge ist die durchschnittliche Aktienquote der Staatsinvestoren von 29% im Jahr 2017 auf zuletzt 33% angestiegen. Hinter den höheren Aktienallokationen stehen mehrere Faktoren, darunter auch der lange Aufwärtstrend an den Aktienmärkten. Die Befragten haben mit ihren Aktienanlagen eine durchschnittliche Rendite von 8,7% erwirtschaftet. Damit hat diese auch einen bedeutenden Beitrag zu den guten Anlageergebnissen auf Portfolioebene geleistet (plus 9,4% im Jahr 2017 nach 4,1% im Jahr 2016).

Künftige Aktienallokationen
Durch den Anstieg der Aktienallokationen in den vergangenen fünf Jahren sind inzwischen fast 50% der Staatsinvestoren in Aktien leicht oder deutlich übergewichtet. Während viele der Befragten diese Übergewichtung weiterhin für richtig halten, fühlen sich einige damit inzwischen weniger wohl. Mehr als ein Drittel (35%) der Befragten wollen ihre Aktienquoten mittelfristig zurückführen, die meisten allerdings nur leicht.

Als wichtigsten Grund nennen viele das ihrer Ansicht nach inzwischen hohe absolute und relative Bewertungsniveau von Aktien an sowie die Befürchtung, dass die Märkte aufgrund geopolitischer Ereignisse oder konjunktureller Faktoren korrigieren könnten. Als potenziell belastend für Aktien werden u.a. negative Makroeinflüsse wie ein möglicher Handelskrieg, die Entwicklung in China, das Bewertungsniveau und die Inflation genannt.

Weiterentwicklung der Aktienportfolios
Wie die diesjährige Studie zeigt, sind die höheren Aktienallokationen mit bedeutenden Veränderungen bei den Investmentansätzen verbunden. So wird inzwischen deutlich mehr Gebrauch von passiven Anlagestrategien und auch Faktoransätzen gemacht. In den vergangenen drei Jahren hat knapp die Hälfte (45%) der Staatsinvestoren eine gewisse Umschichtung von aktiven Strategien in passive und faktorbasierte Strategien vorgenommen, so dass inzwischen nur noch weniger als die Hälfte der Aktienportfolios aktiv gemanagt werden. Am ausgeprägtesten ist dieser Trend unter den Staatsinvestoren der westlichen Industrieländer, während die staatlichen Investoren aus dem Nahen Osten die größten Verfechter des aktiven Managements bleiben – in der Region werden im Schnitt immer noch 65% der Portfolios aktiv verwaltet.

An der zunehmenden Durchsetzung von Faktoransätzen in den Aktienportfolios scheint sich bis auf weiteres nichts zu ändern. In den vorherigen drei Jahren hatten mehr als die Hälfte (53%) der Staatsinvestoren ihre Allokationen in Faktorstrategien erhöht. 56% wollen dies auch in den nächsten drei Jahren tun. In der Region Asien-Pazifik gewinnt das Factor Investing ebenfalls an Bedeutung. Mit 6% ist der Anteil der Aktienportfolios, die diesen Ansatz nutzen, aber noch immer deutlich geringer als in den westlichen Ländern und dem Nahen Osten, wo 14% bzw. 10% der Aktienportfolios Faktorstrategien nutzen. Obwohl sich auch passive Anlagestrategien weiter durchsetzen dürften, plant mehr als ein Drittel der Staatsinvestoren eine stärkere Nutzung von Faktorstrategien oder zielgerichteten aktiven Managementansätzen auf Kosten ihrer passiven Allokationen.

Alex Millar, Head of EMEA Sovereigns & Head of UK Institutional Business bei Invesco, kommentierte: „Obwohl sich Aktien weiter zunehmend als wachstumsorientierte Kernanlage in den Portfolios der Staatsinvestoren etablieren, sind bedeutende Verschiebungen in den Aktienportfolios dieser Investoren zu beobachten. Davon haben passive Strategien sehr stark profitiert, aber die Entwicklung ist deutlich nuancierter als eine reine Verlagerung von aktiv zu passiv. Die Portfolioumschichtungen gehen in alle möglichen Richtungen. Mit Blick in die Zukunft sind Faktorstrategien die größten Gewinner, da die Staatsinvestoren Faktorstrategien vermehrt als dritte Säule der Kapitalanlage neben dem aktiven und passiven Management schätzen.“

Faire Preise gefordert
Die Studie bringt deutliche Unterschiede in den Gebühren, die Staatsinvestoren für ihr Portfoliomanagement zahlen, zum Ausdruck. Im Schnitt liegt die Gesamtkostenquote (TER) bei 25 bis 45 Basispunkten (Bps), aber die Angaben reichen von ca. 5 Bps bis über 100 Bps. Insgesamt haben sich die Staatsinvestoren in den vergangenen zwölf Monaten bemüht, ihre Anlagekosten zu reduzieren. Denjenigen, die auf niedrigere Anlagekosten hinwirken, geht es vor allem um eine Verbesserung ihrer Nettorendite.

„In einem Umfeld, in dem es künftig noch schwieriger werden dürfte, auskömmliche Renditen zu erwirtschaften, stellen die Staatsinvestoren größere Ansprüche an ihre Assetmanager. Besonders deutlich zeigt sich das in den wichtigsten börsengehandelten Anlageklassen. In den Nischensegmenten und außerbörslichen Märkten ist die Überzeugung, dass sich ein aktives Management mit der Zeit auszahlt und überdurchschnittliche Erträge möglich sind, dagegen deutlich weiter verbreitet“, so Millar. „Außerdem beobachten wir eine hohe Akzeptanz von Performance Fees bei traditionellen Staatsinvestoren. Als angemessene Vergütung für die Alpha-Generierung wird gemeinhin ein Anteil von 25 bis 30% der erwirtschafteten Mehrerträge betrachtet, der den Assetmanagern als Grundgebühr und Performance Fee gezahlt werden sollte.“

Aufstieg der alternativen Anlagen
Obwohl Aktien weiter den Kern der Staatsinvestoren-Portfolios bilden, hat sich die durchschnittliche Allokation in alternative Anlagen in den letzten fünf Jahren verdoppelt und 2017 mit 20% einen historischen Höchststand erreicht. Offensichtlich entdecken die Staatsinvestoren zunehmend die Vorteile eines breiteren Spektrums von Anlageklassen. An erster Stelle stehen hier weiter Immobilienanlagen und Private Equity. Zuletzt waren aber – vor allem bei den größten Staatsinvestoren – auch Infrastrukturanlagen zunehmend gefragt.

Millar: „Viele Staatsinvestoren schätzen außerbörsliche Anlagen aufgrund der Langfristigkeit und Illiquidität vieler dieser Anlageklassen. Da es für die Staatsinvestoren aber weiterhin nicht leicht ist, in diesen Märkten zu investieren, sind viele hier immer noch untergewichtet. Attraktive Anlagemöglichkeiten werden vor allem bei Infrastruktur- und Private-Credit-Anlagen gesehen, weniger dagegen im Private-Equity-Bereich, wo der Wettbewerb um die besten Anlagen intensiver geworden ist und die Preise entsprechend gestiegen sind. Mehr als drei Fünftel (61%) der Befragten zeigen sich besorgt über eine Blasenbildung im Private-Equity-Segment.“

Neue Regionen im Fokus
Ungeachtet dieser Sorgen wollen die meisten Staatsinvestoren weiter außerbörslich investieren. Dabei richtet sich ihr traditionell auf den Heimatmarkt fokussiertes Interesse vermehrt auf neue Regionen. Dank großer Investitionsprojekte wie der chinesischen „Belt and Road“-Initiative steht die Region Asien-Pazifik bei Infrastrukturanlagen inzwischen an erster Stelle – 64% der befragten Staatsinvestoren sehen hier attraktive Anlagechancen. Aktuell halten nur 41% der Staatsinvestoren Infrastrukturanlagen in Nordamerika für interessant. Das könnte sich allerdings ändern, falls die Trump-Regierung ihre Infrastrukturpläne tatsächlich umsetzen sollte.

Im Private-Credit-Bereich stehen Nordamerika und EMEA an erster Stelle – 83% der befragten Staatsinvestoren halten diese Märkte für attraktiv. Für nordamerikanische Investoren, die eine Diversifikation über ihren Heimatmarkt hinaus wünschen, sind vor allem Randmärkte der EMEA-Region interessant. In den Schwellenmärkten tun sich dank des Abbaus der Kapitalverkehrskontrollen und der höheren wirtschaftlichen und politischen Stabilität mehr Anlagechancen auf. Das gilt vor allem für Private-Equity und Infrastrukturanlagen.

Millars Fazit: „Unsere Studie zeigt einmal mehr, wie unterschiedlich die Anlagestrategien der Staatsinvestoren sind, und verdeutlicht erneut die zunehmende Bereitschaft dieser Investoren, bei der Suche nach den richtigen Anlagen für ihre Portfolios aus einem globalen Anlageuniversum zu schöpfen. Nach der besonders guten Anlagebilanz des vergangenen Jahres dürften diese immer anspruchsvolleren und finanztechnisch versierten Investoren ihre Anlagestrategien in den nächsten zwölf Monaten noch weiter optimieren und differenzieren.“