Inzwischen hat ein Sentiment - eine generalisierte schlechte Stimmung - um sich gegriffen, bei der man vergisst, dass heute die Produktionsinfrastruktur und die Prozess- und Transportlogistik, aber auch die Kommunikationsinfrastruktur im Gegensatz zu gerne zitierten historischen Beispielen nicht betroffen sind.
Dem weltweit negativen Sentiment sollte man sich daher nicht unterwerfen. Globalisierung und Vernetzung in der Informationsgesellschaft lassen sich nicht rückgängig machen. Unternehmen suchen weiterhin nach Möglichkeiten kostengünstig zu produzieren. Wenn sie diese nicht in den klassischen Schwellenländern finden, werden sie in den neuen Märkten der aufstrebenden Volkswirtschaften fündig. Zum Ende des Jahres nutzen erfahrene namhafte Investoren und Unternehmenslenker daher die Zeiten für Neupositionierungen und Akquisitionsmöglichkeiten – oft auch im Wettbewerbsumfeld.
Was kommt 2009?
Hinsichtlich der Renditeerwartungen am Markt werden neue Akzente gesetzt. Doch nicht nur das: Exzesse werden gegen gesunden Menschenverstand eingetauscht. Die Gier auf immer noch mehr Gewinn wird durch die Betrachtung realer Risiken und verschärfter Regulierungen eingedämmt. Investoren werden bei der Auswahl ihrer Assets mehr denn je auf Produkttransparenz und eine klare Beschreibung von Investmentprozessen achten. Unter dem Aspekt Governance wird ein Kriterium aus dem Themengebiet des sozial verantwortlichen Investierens in die konventionelle Analyse eingehen, um „Downside“-Risks zu begrenzen. Asset Manager, die hier ihre Hausaufgaben machen, bringen sich in eine gute Ausgangssituation.
Das 2008 erstarkte Sentiment wird der Vernunft und dem Verstand weichen. 2009 sind liquide Mittel eines Unternehmens, strategische Positionierung und unternehmerische Infrastruktur bei der Umsetzung der Strategie entscheidend für die Titelauswahl.
Kurzfristdenken wird verdrängt zugunsten andauernder Marktmacht. Langfristinvestoren werden mehr denn je ein hohes Verständnis für Risiken, Strategie und den Business Case unter Beweis stellen müssen und können. Auch wenn die Zeiten für die Anlageklasse Aktien schwierig sind, gibt es keinen Weg am Produktivkapital vorbei. Denn, um auch mit anderen großen Investoren zu sprechen: Es ist niemals falsch, in gute Unternehmen zu investieren - schon gar nicht zu diesen Preisen.
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*) Stefan Stobbe ist Countrymanager Deutschland bei der BankInvest Group.