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Kommentar: Alles auf Anfang!

Die USA haben nun auch formell ihre Top-Bonität – zumindest bei der ersten Ratingagentur – verloren. Doch was bedeutet dies für die Märkte in den kommenden Wochen? Wie reagieren die Börsen am heutigen Montag auf die „Stunde Null“, den ersten Tag ohne ein AAA der Vereinigten Staaten?

Immerhin sind es nun rund 70 Jahre, in denen die USA das bislang von S&P vergebene AAA-Rating als Bonität für die Staatsanleihen führen durfte. Es war quasi Gesetz für jeden Finanzakteur, eine klare Verbindung die von den Buchstaben USA zu denen des AAA führte. Insofern ist es in der Tat mehr als schwer, den Handelsauftakt am Montag und insbesondere die Reaktion der Märkte in den kommenden Tagen einzuschätzen.

„Wir wissen schlicht nicht, wie das globale Finanzsystem ohne das AAA funktioniert. Wir befinden uns im Land des Unvorhersehbaren.“ So wird Mohamed El-Erian, Chef von Pimco, auf verschiedenen Webseiten am Wochenende zitiert. Dem ist wenig hinzuzufügen.

Doch muss es deswegen über kurz oder lang zur Kernschmelze an den Finanzmärkten kommen wie einem vielfach am Wochenende in verschiedenen Medien suggeriert wurde? Nicht unbedingt – es gibt zumindest zwei Faktoren die hier Entspannung signalisieren. Zum einen standen US-Treasuries (die Betonung liegt auf „standen“) bislang für deutlich über 50% aller mit einem Triple-A versehenen Staatsanleihen auf den globalen Finanzmärkten. Schwer vorstellbar, dass Anleger in der Masse hier schnell einen adäquaten Ersatz finden. So stehen die in Deutschland emittierten AAA’s gerade einmal für rund 10% des Marktes gerade.

Auch der Blick nach Japan könnte die Amerikaner etwas besinnen. Immerhin liegt dort die Staatsverschuldung auf noch höherem Niveau, das Rating bei S&P bereits bei AA-, mit negativem Ausblick. Allerdings kann Japan sich aktuell deutlich günstiger refinanzieren als die USA, wir sprechen hier von rund 1%. Rating ist nicht alles, zumal die beiden anderen Agenturen der „Big Three“ Moody’s und Fitch dem vernehmen nach kurzfristig keinesfalls an eine Abstufung der USA denken.

Richard Quest erklärte in einem Interview auf CNN am Wochenende, er halte die Abstufung der Bonität nicht für das Ende Welt, es komme viel mehr darauf an, was nun in der US-Politik für Schlussfolgerungen daraus gezogen würden.

Damit spricht er einen Sachverhalt an, der abgesehen von den kurzfristigen Marktreaktionen den eigentlichen Kern des Problems ausmacht. Wer am Wochenende die Berichterstattung auf Sendern wie CNBC oder CNN verfolgte, der konnte Statements und Interviews sehen, wo sich Demokraten und Republikaner (Stichwort: Tea Party) gegenseitig die Schuld für die Abstufung in die Schuhe zu schieben versuchten, aber wenig an einer Lösung des Problems interessiert waren. Angesichts des bevorstehenden US-Wahlkampfs 2012 lässt dies auch für die kommenden Monate nichts Gutes vermuten…

Dabei wären gerade jetzt prägnante und parteiübergreifende Maßnahmen gefragt. Dass das Thema Sparen bei Politikern nicht unbedingt zu den beliebten Wörtern gehört, ist allerdings auch in Europa klar zu erkennen. Weiteres hektisches Hantieren auf beiden Seiten des Atlantiks ist allerdings die größte Gefahr, mittelfristig in eine Rezession zu gleiten und das Vertrauen der Finanzmärkte nachhaltig zu zerstören, hier ist die Politik gefragt, endlich beherzt zu handeln. Die vergangenen Monate haben schließlich gezeigt, dass das „klein-klein“ keine zufriedenstellende Lösung bringt. Der heutige Montag ist auch dafür die Stunde Null!