Foundation | Welcome

Menu


Kommentar: Finanzkrise – Historische Vergleiche falsch und schädlich

Wir sollten uns überlegen, ob historische Vergleiche zutreffen, wenn wir das Wort von der größten Finanzkrise in den Mund nehmen. Die Ausgangslage von 2009 ist eine völlig andere als die von 1945, mit der sie oft verglichen wird.

Auch wenn die Wachstumszahlen heute ähnlich schlecht sind, wie direkt nach dem zweiten Weltkrieg, ist es ein Kardinalfehler, Messwerte mit der dahinter liegenden Realität zu verwechseln und so Risiken einzuschätzen. Angesichts eskalierender Verlustszenarien dieser Finanzkrise führte dies zur gravierenden Fehleinschätzungen.

Wir haben heute völlig andere Voraussetzungen als damals: Deutschland verfügt mittlerweile über eine intakte Infrastruktur und sämtliche Produktivmittel sowie Sozial- und Ausbildungssysteme. Regierungen und Zentralbanken haben angesichts der Krise konzertiert und weltweit gehandelt. Globalisierung und Revolution der Informationsindustrie sind nicht mehr rückgängig zu machen.

Historisch betrachtet sind wir gerade in Deutschland schon mit ganz anderen Krisen fertig geworden: Beim Aufbau in den 50er Jahren, im geopolitisch schwierigen Umfeld des kalten Krieges oder angesichts der finanziellen Lasten der Wiedervereinigung. Der Bildungsstand ist heute auf einem völlig anderen Niveau, gleichzeitig ist die Leistungsbereitschaft höher als noch vor zehn Jahren. Dasselbe gilt für das Managementwissen. Die Chancen für deutsche Unternehmen sind weiterhin gut und stabil. Auf den Weltmärkten setzen sich unsere Exporte immer wieder durch, obwohl unsere Hauptmärkte eher in Europa liegen.

Aber auch die neuen aufstrebenden Volkswirtschaften stehen besser da, als oft angenommen. Es gibt dort enorme Investmentchancen – nicht zuletzt auch aufgrund der Produktivitätsvorteile, die diese Länder haben. Unternehmensanleihen der Schwellenländer beweisen dieses. Auch bei ordentlichen Schuldnern ist die Preisbildung teilweise rational nicht mehr nachvollziehbar. Aktuelle Umfragen unter Führungskräften, wie zuletzt von McKinsey (im Februar 2009) durchgeführt, belegen dies und zeigen, dass sich die gesamte Stimmung verbessert. Internationale Großunternehmen, die Schwergewichte der Global Player, positionieren sich danach neu und übernehmen Mitbewerber.

Das ständige Schwarzmalen führt in eine Negativspirale. Die historischen Vergleich sind daher nicht nur falsch, sondern sogar schädlich.

-----
*) Dr. Stefan Stobbe ist Countrymanager Deutschland bei der BankInvest Group.