„Trotz des schwachen Wirtschaftswachstums in den vergangenen Jahren haben wir ausgesprochen starke Aktienmärkte erlebt. Dies könnte einer der Gründe dafür sein, dass sich der europaweite Trend aus den Vorjahren zur Verringerung des Aktienportfolios 2013 nicht fortgesetzt hat“, so Herwig Kinzler, Leiter des Geschäftsbereiches Investments von Mercer Deutschland. „Viele Märkte haben sich aufgrund der stimulierenden Geldpolitik seit 2009 gut entwickelt. Die für die Zukunft erwarteten Renditen sind in vielen Anlageklassen eher ernüchternd. Wir erwarten deshalb, dass institutionelle Investoren in ihren Portfolios eine größere Vielfalt an Renditequellen berücksichtigen und noch dynamischer auf sich verändernde Gegebenheiten an den Märkten reagieren.“
Im Gegensatz zu Privatanlegern gibt es bei den institutionellen Investoren bisher keine Anzeichen dafür, dass sie sich aufgrund schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen aus den Schwellenländern zurückzuziehen. Fast die Hälfte der für die Studie erfassten Versorgungswerke ist in Aktien und beinahe ein Fünftel in festverzinsliche Anleihen aus Schwellenländern investiert. Dies zeigt, dass Investoren nach wie vor auf die langfristigen Renditechancen in diesen Märkten bauen.
Alternative Anlageklassen gewinnen dabei bei europäischen Investoren weiter an Bedeutung. Im Vergleich zu 2012 ist der Anteil der Versorgungswerke, die entsprechend investiert haben, um 9% gestiegen. Sachwerte wie z. B. Immobilien, Infrastruktur, Wald und Erneuerbare Energien sind dabei mit 41% die am weitesten verbreitete Kategorie. Innerhalb der Immobilieninvestments zeigt sich unter den europäischen Investoren ein Trend hin zu langfristig vermieteten Immobilien und Fremdfinanzierungen. Investoren, die eine breitere Diversifikation vorantreiben und gleichzeitig versuchen, ihre Asset-Allokation dynamisch zu gestalten, investieren zunehmend in Strategien der sogenannten Diversified Growth Funds. Fast ein Fünftel der Anleger in Europa nutzt inzwischen diese Instrumente.
Aus ähnlichen Gründen gewinnen auch Multi-Asset Credit-Strategien an Bedeutung. Damit ist das Ziel verbunden, ein diversifiziertes Portfolio an Anleihen mit Kreditrisiken (einschließlich High-Yield-Anleihen, Loans, strukturierte Kreditprodukte, Schwellenländeranleihen und Wndelanleihen) zu erschließen, dessen Zusammensetzung im Zeitablauf an die Entwicklungen dieser Teilmärkte angepasst werden kann. „Da sich viele Investoren von traditionellen Benchmark-orientierten Credit-Mandaten verabschieden, werden Multi-Asset Credit-Strategien wichtiger. Wir erwarten daher 2014 verstärkte Aktivität in diesem Bereich. Zudem haben wir mehr Allokationen im Bereich Private Debt beobachtet. Institutionelle Investoren versuchen damit, die Chancen zu nutzen, die sich aus dem Abbau der Verschuldungsniveaus im europäischen Bankensystem ergeben“, so Kinzler.
Deutsche Altersversorgungseinrichtungen treiben Diversifikation voran
In Deutschland hat ein großer Teil der regulierten Versorgungswerke seine traditionell hohen Allokationen in direkten Anleihebeständen aufgrund des anhaltenden Niedrigzinsumfelds zugunsten einer weiteren Diversifikation reduziert. Um zusätzliche Renditen zu erschließen wurden feste Kapitalanlagen insbesondere um Anleihen in Schwellenländern und Loans ergänzt. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf Absolute-Return-Strategien. Für diese neuen Segmente werden gezielt spezialisierte Manager beauftragt.
Der Trend zur Diversifikation über Immobilien und weitere alternative Anlageklassen hat sich auch 2013 fortgesetzt. Sachwerte wie z. B. Infrastruktur wurden aufgrund ihrer Orientierung auf laufende Ausschüttungen bevorzugt. Trotz des bereits erfolgten Auf- und Ausbaus von Infrastruktur-Investments ist noch weiteres Anlageinteresse wahrzunehmen, ebenso wie für ein international diversifiziertes Portfolio auch Anlageopportunitäten verfügbar sind. Anleger haben zudem ihre Immobilienportfolios internationaler ausgerichtet, nachdem sie sich bislang eher auf den deutschen Markt konzentriert hatten. „Wir erwarten, dass institutionelle Investoren 2014 das Spektrum an Renditetreibern in ihrer Anlagestrategie weiter verbreitern werden. Zudem werden Investoren weiter nach Alternativen zu Anleihen als Quellen laufender Erträge suchen“, sagt Dr. Carl-Heinrich Kehr, Principal im Bereich Investments von Mercer Deutschland.
Die Aktienallokationen der deutschen Versorgungswerke und Versicherungen haben sich von 11 auf 14% leicht erhöht, entgegen dem fallenden europäischen Trend. Damit liegen sie allerdings noch immer weit unter dem europäischen Durchschnitt von 34%. Die Unternehmen mit Treuhandlösungen für ihre Pensionssysteme erreichen mit ihren Aktienquoten jedoch dieses Niveau. In einigen Aktienportfolios konnten wir Restrukturierungen beobachten, um die Chancen aktiven Managements gezielter zu nutzen. In liquiden Aktienmärkten setzen Investoren vermehrt auf passives Management, da sich hier weniger Potential für Outperformance zeigt.
Auf gesamteuropäischer Ebene wird sich der langfristige Trend zur Reduktion der Aktienallokation in den nächsten 12 Monaten fortsetzen. 28% der Investoren planen, Aktieninvestitionen im Heimatmarkt zu reduzieren, während ein Viertel auch Investitionen im Ausland verringern wird. Gleichzeitig gaben 20% der Befragten an, ihre Allokationen in Anleihen zu erhöhen, wobei Schwerpunkte bei indexgebundenen Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und anderen Matching Assets erwartet werden.
Der Anteil an Altersversorgungseinrichtungen, die LDI-Strategien verfolgen, hat sich im Vergleich zum Vorjahr von 26 auf 29% nur geringfügig erhöht. „Das Management des Zins- und Inflationsrisikos der Pensionssysteme bleibt eine wichtige Aufgabe für institutionelle Investoren. Offenbar haben die damit verbundene Komplexität und die Anforderungen an die Bewirtschaftung solcher Hedging-Programme die Unternehmen mit kleineren Pensionssystemen bislang davon abgehalten, LDI-Strategien umzusetzen. Doch mit Blick auf die Vielzahl an Delegated- und Pooled-LDI-Lösungen, die mittlerweile verfügbar sind, wird sich die Implementierungs-Lücke zwischen großen und kleinen Pensionssystemen mit der Zeit verkleinern“, so Kinzler.